Tatort A-Klasse: Prozess wegen der Morde in Leudelingen und Strassen geht weiter

Tatort A-Klasse: Prozess wegen der Morde in Leudelingen und Strassen geht weiter
Die Leiche von Florentina E. wird unweit des Spielplatzes am „Fräiheetsbam“ gefunden Foto: F. Pizzolante

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Vor der Kriminalkammer in Luxemburg wird in dieser Woche ein Prozess fortgesetzt, in dem sich zwei Männer wegen Mordes verantworten müssen. Interessant wird es, zu sehen, wie sich die umfangreichen Ermittlungsarbeiten und Zeugenaussagen auf das Urteil auswirken. Jetzt sollen die Beschuldigten zu den bisherigen Ergebnissen Stellung beziehen.

Emeka O. ist in der einheimischen Drogenszene einschlägig bekannt. Florentina E. arbeitet als Prostituierte. Seit dem 8. Oktober sind beide allgegenwärtig im großen Saal der Kriminalkammer: Emeka und Florentina sind tot. Durch einen Kopfschuss aus nächster Nähe getötet. Ermordet in einem weißen Mercedes A-Klasse.

Emekas Leiche wird am 10. November 2016 in einem Wald bei Leudelingen entdeckt. Er ist damals 36 Jahre alt. Den Körper der 27-jährigen Florentina finden Polizisten vier Tage später am „Fräiheetsbam“ bei Strassen.

Zwei Männern, L.K. (36) und A.S. (24), wird vorgeworfen, den Nigerianer Emeka umgebracht zu haben. L.K. muss sich zudem wegen Mordes an der Rumänin Florentina verantworten.

Am Dienstag (5.11.) wird der Prozess der sogenannten „Novembermorde“ fortgesetzt. Dann müssen die Beschuldigten aussagen und Stellung beziehen zu dem, was in den vergangenen Wochen ans Tageslicht kam. Wenig ist es nicht.

Interessant ist der Prozess sicher auch, weil er nicht alltäglich ist. An der Anzahl und Dicke der Aktenordner, die in den Gerichtssaal gebracht werden, lässt sich erkennen, dass die Experten viel recherchiert haben. Was in den letzten Wochen vor Gericht beschrieben und erzählt wurde, ist aber vor allem ein gutes Beispiel für die Bedeutung der Aufklärungsarbeit, die im Falle eines Gewaltverbrechens geleistet werden kann.

So zeigen Experten der Spurensicherung, was sie draufhaben und wie „Spuren“ zu lesen sind, um ein Maximum an Rückschlüssen zu erlauben. Beispielsweise durch das Rekonstruieren möglicher Tathergänge vor Ort. Oder durch das Auswerten mobiler Telefone und von Überwachungskameras, durch die Bewegungen von Verdächtigen nachverfolgt und Aussagen überprüft und sogar widerlegt werden können. Die Ermittlungen geben aber auch Einblick in die von Drogen, Geldsorgen, Familienbeziehungen und mangelndem Einfühlungsvermögen geprägte Welt der möglichen Täter.

Indizien wiegen schwer

Wie in einem Puzzle fügen sich während des Prozesses Stücke zusammen und ergeben langsam ein Bild. Noch ist keiner der beiden Beschuldigten überführt und es gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung. Doch die Indizien wiegen schwer und belasten vor allem L.K. Was den Mord an Florentina E. anbelangt, deutet nämlich vieles auf L.K. hin, nichts aber auf A.S. Bei Emeka O. stellt sich die Sache etwas anders dar.

Im Verlaufe des Prozesses scheint zumindest klar, dass beide Angeklagten wohl zugegen gewesen sein müssen, als der Nigerianer Emeka O. im weißen Mercedes A-Klasse, der L.K. gehört, getötet wird. Das Auto dürfte auch der Tatort des zweitens Mordes an der Rumänin gewesen sein.

Wie seit Prozessbeginn schieben sich L.K. und A.S. weiterhin gegenseitig die Schuld zu. Allerdings drängt sich die Frage auf, warum eigentlich derjenige, der nicht geschossen hat, aber Zeuge des Mordes wurde, nicht sofort die Polizei benachrichtigt. Das ist die große Frage, die es zu beantworten gilt und von der abhängt, wer zu welcher Strafe verurteilt wird.

Dubiose Aussagen

Interessant dürfte auch sein, welche Rolle verschiedene Zeugenaussagen für die kommenden Prozesstage und das zu fällende Urteil spielen werden. Die Aussagen der Mutter von L.K. zum Beispiel. Sie sei mehrfach von ihrem Sohn bedroht und erpresst worden, um Medikamente oder Drogen kaufen zu können, heißt es von den Ermittlern. Als nach dem zweiten Mord nach einem Wagen mit kaputtem Seitenfenster gesucht wird, benachrichtigt L.K.s Mutter die Polizei, was schließlich zur Festnahme führt.

Die Beschreibung des gesuchten Wagens trifft auf den weißen Mercedes A-Klasse ihres Sohnes zu. Merkwürdig sind allerdings die Aussagen der Mutter im Zeugenstand vor Gericht, weil diese nicht mit den ausgewerteten Daten der Mobiltelefone des Beschuldigten übereinstimmen.

Dann gibt es Zeugenaussagen von Bekannten von L.K., denen zufolge der Beschuldigte beide Morde gestanden und sogar belastende Fotos gezeigt haben soll.
Morgen wird der Prozess mit den Stellungnahmen von L.K. und A.S. fortgesetzt.