Tageblatt-WM-Kolumne: Cuyes und Cojones!

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Wenn es in Peru um Cuyes geht, dann sind nicht etwa Cojones gemeint. Letztere hatten die Mannen mit dem fantastischen roten Balken auf dem Trikot bei der WM aber ganz im Gegensatz zu den Deutschen reichlich. Keine Mannschaft tritt die vorzeitige Heimreise mit derart breiter Brust an, und kaum eine Mannschaft wird trotz Vorrunden-Aus in der Heimat derart gefeiert.

So weit zum harmlosen Teil dieser Rubrik, was durchaus als WARNUNG zu verstehen ist. Tierliebhaber sollten ab hier NICHT mehr weiterlesen!

Denn zur Feier des ersten Sieges bei einer WM seit fast 40 Jahren musste im Andenstaat wahrscheinlich so mancher Cuy dran glauben, vor allem in den ländlichen Gegenden. „Ich weiß, bei euch sind unsere Cuyes Mascotas“, sagte die Bäuerin Maria Pilko vor einem Jahr fast entschuldigend dem Tageblatt, das die Hilfsorganisation „Iles de Paix“ eine Woche lang in der ärmsten Region des Landes begleitet hatte. Cuyes, sie ahnen es, sind Meerschweinchen und Mascotas bedeutet Haustiere.

Die kleinen süßen Viecher gelten in Peru als Delikatesse. Fast jede Bauernfamilie in den Anden hält sich welche zu Hause, meist laufen sie frei in der Küche herum. Sie dienen dem Eigenverzehr oder werden verkauft. Auf dem Markt kostet ein Meerschweinchen ca. fünf Euro. Cuyes sind sehr proteinhaltig und werden den Kindern meist als Bouillon serviert. Für feierlichere Momente wie z.B. den ersten Sieg bei einer WM seit vier Jahrzehnten hat Maria Pilko folgendes Rezept parat: Der Cuy muss zunächst einmal unter Wasser gehäutet werden. Dann wird er kräftig in Öl angebraten und mit Cayennepfeffer gewürzt. Etwas Wasser und 300 g Zwiebellauch dazu. Jeweils einen halben Esslöffel Knoblauch, Kümmel und schwarzen Pfeffer dazugeben, genau wie 20 g gestanzte Erdnüsse. Und dann das Ganze eine gute Stunde köcheln lassen. Fertig ist der Picante de Cuy.

Wer jetzt bereits den Autoschlüssel in der Hand hält, um zum nächstgelegenen „Fressnapf“ zu fahren, dem sei gesagt: Lassen Sie es sein! Denn in Peru werden die Meerschweinchen vier Monate lang gefüttert, bis sie ein Gewicht von 800 Gramm haben. Erst dann lohnt sich die Zubereitung. Tipps zur erfolgreichen Aufzucht gibt’s bei Maria Pilko, nur so viel sei verraten: Es geht schnell, denn die Schwangerschaft dauert nur knapp zwei Monate und vier Stunden nach der Geburt ist das Muttertier bereits wieder brünstig.

Darauf einen Pisco! Vamos Peru! Ihr wart bei der WM eine Bereicherung, zwar ohne Cuyes, aber mit Cojones!