Nostalgie pur„’t ass Kiermes an der Stad“: Jahrmarkt wie anno dazumal auf der „Kinnekswiss“

Nostalgie pur / „’t ass Kiermes an der Stad“: Jahrmarkt wie anno dazumal auf der „Kinnekswiss“
Auf der „Kinnekswiss“ warten so einige historische Attraktionen auf die Besucher Foto: Herbert Becker

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Nostalgiker geraten hier sicherlich ins Schwärmen: Im hauptstädtischen Park auf der „Kinnekswiss“ präsentiert sich seit vergangenem Freitag ein Rummelplatz mit Fahrgeschäften aus längst vergangenen Zeiten. Wer hier den Nervenkitzel sucht, ist fehl am Platz, denn hier geht’s gemächlich und gemütlich zu.

Es herrscht noch nicht viel Betrieb im idyllischen Stadtpark auf der „Kinnekswiss“, als wir am Nachmittag dort eintreffen. Am Freitag wurde hier die zweite Auflage der „Kiermes wie fréier“ eröffnet, die, in Kooperation mit der Stadt Luxemburg und der Schausteller-Familie Lesnik aus dem Kreis Oldenburg (D), noch bis zum 12. Juni ihre Fahrgeschäfte geöffnet hat. „Am frühen Nachmittag ist es noch verhältnismäßig ruhig“, erklären uns Michael und Marcel Lesnik, Sohn und Neffe des Besitzers der meisten Fahrgeschäfte und Buden hier auf dem Rummelplatz. „Wenn die Schule aus ist, füllt es sich hier schnell“, bemerkt Marcel. „Unsere Kundschaft sind in erster Linie Kinder mit ihren Eltern, allerdings auch viele Senioren, die hier in Nostalgie schwelgen können und die Attraktionen noch aus ihrer Kindheit kennen.“

„Keine Polyester-Nostalgie“

Die seit 1885 bestehende Schausteller-Dynastie Lesnik reist vornehmlich durch Deutschland mit ihrem historischen Jahrmarkt, war aber vergangenes Jahr zum ersten Mal im Großherzogtum als Alternative zur erneut Pandemie-bedingt ausgefallenen Schobermesse. „Wir waren hocherfreut über den Publikumszuspruch im letzten Jahr, es herrschte eine entspannte Atmosphäre an allen Tagen, sodass wir uns entschlossen haben, wiederzukommen.“ Wir stehen erstaunt am Pferdekarussell „Belle Epoque“, dem ältesten Fahrgeschäft am Platz aus dem Jahr 1886. Alle Kutschen, Pferde und Schiffe des Karussells sind bestens gepflegt. „Keine Polyester-Nostalgie“, meint Michael. „Alles noch original aus Holz. Wir reparieren und restaurieren alles selbst. Für Teile, die ersetzt werden müssen, haben wir Tischler und Drechsler, die uns das eigens anfertigen.“ Das Karussell wird zudem mit einem Salzwasseranlasser betrieben. Hierbei wird die Kraft mittels Keilriemen auf das Getriebe übertragen.

Auch beim Riesenrad erfährt man keine Höhenangst wie bei einem Freefall-Tower. Die sogenannte „Russische Schaukel“ ist mal eben 13,5 Meter hoch, die zehn Gondeln bewegen sich in aller Seelenruhe. Neben den Lesniks sind auch Schausteller aus Luxemburg, Belgien und Deutschland am historischen Rummel beteiligt, mit einem Kettenkarussell, einer Kinder-Berg- und Talbahn oder einem Spiegelkabinett. Wer’s draufhat und seiner Liebsten imponieren möchte, kann sich auf dem Platz auch am nostalgischen „Hau den Lukas“ versuchen oder sich mit ihr auf der Schiffsschaukel in den siebten Himmel schwingen. Für die Kleinsten gibt’s das klassische Entenangeln oder tägliche Vorstellungen am Kasperletheater.

Süße Verführungen

Für das leibliche Wohl sorgt die Familie Lesnik in ihrem chicen Jahrmarkt-Café, hier dürfen die süßen Verführungen wie Crêpes, Zuckerwatte und gebrannte Mandeln natürlich nicht fehlen.

Zum Schluss unseres Besuches demonstriert uns Seniorchef René Lesnik noch sein Prunkstück, eine Notenorgel aus dem Jahr 1920. Der mechanische Musikautomat ähnelt einem Orchestrion, die abzuspielenden Noten sind hierbei jedoch auf handgestanzten Lochstreifen, das Ganze wird über Keilriemen angetrieben. Johann Strauss Vater entlässt uns vom Festplatz mit einem weithin hörbaren Radetzky-Marsch.

Kiermes wéi fréier

Die Attraktionen:
– Salon-Karussell „Belle Epoque“ von 1886
– Riesenrad „Russische Schaukel“ von 1902
– Kettenflieger aus den 1940er Jahren
– Schmetterlingsbahn aus den 1960er Jahren
– Schiffsschaukel aus dem Jahr 1921
– Entenangeln aus dem Jahr 1946
– Luftballon-Schießen aus dem Jahr 1920
– Spiegelkabinett
– Kasperletheater
– Hau den Lukas
– Jahrmarkt-Orgel von 1920
– Jahrmarkt-Café

Öffnungszeiten:
– Montag bis Donnerstag und Sonntag von 11.00 bis 20.00 Uhr
– Freitag und Samstag von 11.00 bis 22.00 Uhr
– 25. Mai und 5. Juni von 11.00 bis 22.00 Uhr

Konzerte:
Jambal am 12. Juni von 11.30 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 15.30 Uhr

Street-Art-Animation:
– 26. Mai: Ottokar von Schnappschuss, der größte Fotograf der Welt
– 3.-6. Juni: Desalles Varieté, Clownerie-Straßenkunst aus den Niederlanden
– Bis 12. Juni: Gilbert, Straßenkünstler aus Belgien: Jongleur, Pantomime, Feuerkünstler