Ein syrisches Flüchtlingskollektiv in der Türkei plant eine Flüchtlings-„Karawane“ Richtung EU. Wie die Nachrichtenagentur AFP am Samstag erfuhr, werden im Onlinedienst Telegram seit sechs Tagen Aufrufe verschickt, damit in der Türkei lebende Migranten sich der Aktion anschließen. Inzwischen folgen rund 70.000 Nutzer auf Telegram den Mitteilungen zu dem Thema.
Die Organisatoren rufen syrische Flüchtlinge darin in arabischer Sprache auf, sich mit Schlafsäcken, Zelten, Rettungswesten, Trinkwasser, Konserven und Erste-Hilfe-Sets auszurüsten. Der Konvoi solle in Gruppen von jeweils maximal 50 Personen mit je einem Anführer aufgestellt werden. „Wir werden Bescheid geben, wenn der Zeitpunkt zur Abreise gekommen ist“, sagte einer der Organisatoren, ein 46-jähriger syrischer Ingenieur, der Nachrichtenagentur AFP. Seinen Angaben zufolge lebt ein Teil der Organisatoren bereits in der EU.
Die Türkei hat seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien vor elf Jahren rund 3,7 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Ein Abkommen mit der EU von 2016 sieht vor, dass die Türkei die Zahl der Flüchtlinge begrenzt, die über ihr Staatsgebiet in die EU kommen. Im Gegenzug erhält Ankara EU-Finanzhilfen in Milliardenhöhe.
Viele in der Türkei lebende Flüchtlinge fürchten, nach Syrien abgeschoben zu werden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan plant nach eigenen Angaben die Rückkehr von einer Million Syrer in ihre Heimat „auf freiwilliger Basis“.
Nähern sich Ankara und Damaskus wieder an?
In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Anzeichen für einen Wandel in der türkischen Position. Seit Ausbruch des Bürgerkrieges im benachbarten Syrien 2011 hat die Türkei ihre erbitterte Ablehnung der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad zum Ausdruck gebracht und syrische Regierungsgegner auch militärisch unterstützt, darunter viele islamistische Milizen. Noch im Mai hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das Assad-Regime als „mörderisch“ bezeichnet.
Anfang August aber hat der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu zur Versöhnung mit der Regierung in Damaskus aufgerufen. „Wir müssen die Opposition und das Regime in Syrien irgendwie versöhnen“, hatte Cavusoglu am Donnerstag gesagt. Andernfalls werde es „keinen dauerhaften Frieden“ geben. Syrische Regierungsgegner hatten mit wütenden Protesten darauf reagiert. Mitte August hat sich dann auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für eine Aussöhnung zwischen der syrischen Opposition und den Anhängern von Machthaber Baschar al-Assad ausgesprochen.
Die Türkei hatte in den vergangenen Wochen immer wieder mit einer neuen Offensive in Nordsyrien gedroht. Moskau und der Iran hatten Ankara von einem solchen Schritt mehrfach abgeraten. Die Türkei sei weiter bereit für „Operationen gegen Terrorismus“, so Erdogan im August. Mit dieser Offensive soll der Raum in Syrien geschaffen werden, wohin die syrischen Flüchtlinge in der Türkei abgeschoben werden sollen. (AFP)
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