LuxemburgStudie: Besonders für Mieter steigen die Wohnkosten immer schneller

Luxemburg / Studie: Besonders für Mieter steigen die Wohnkosten immer schneller
Mit den immer weiter zulegenden Wohnungspreisen steigt auch der Anteil am Einkommen, den die Haushalte fürs Wohnen aufbringen müssen  Foto: AFP/Christof Stache

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Zu einem nur sehr wenig überraschenden Ergebnis kommt eine Studie, die das Wohnungsbauministerium am Donnerstag vorgestellt hat: Wegen der steigenden Wohnungspreise ist der Anteil der Kosten am verfügbaren Einkommen fürs Wohnen gestiegen. Am meisten betroffen sind Mieter.

„Die Mieten und Kaufpreise von Immobilien in Luxemburg legen beständig zu“, schreibt das Wohnungsbauministerium am Donnerstag in einer Pressemeldung. Dies wirke sich direkt auf die Haushalte aus, insbesondere auf Mieter auf dem privaten Markt und auf Eigentümer, die noch einen Kredit zurückzahlen müssen. „Für sie werden die Wohnkosten jedes Jahr zu einer immer größeren Belastung“, stellt das Ministerium fest.

Mittels einer Studie hat das „Observatoire de l’habitat“ des Ministeriums gemessen, wie sich die sogenannte Erschwinglichkeitsquote („taux d’effort“) in den Jahren 2016 bis 2019 entwickelt hat. Dabei handelt es sich um den Anteil der Kosten fürs Wohnen am verfügbaren Einkommen der Haushalte. Die Studie hat errechnet, dass Mieter auf dem privaten Markt nicht nur unter den höchsten Erschwinglichkeitsquoten zu leiden haben, sondern auch unter dem höchsten Anstieg in diesem Zeitraum. Tatsächlich sei ihre Aufwandsquote seit 2016 von 31 Prozent auf 37 Prozent im Jahr 2019 gestiegen. Die 20 Prozent der am wenigsten wohlhabenden Haushalte müssen im Schnitt sogar die Hälfte ihres verfügbaren Einkommens fürs Wohnen aufbringen, so die Studie.

Bei den Eigentümern mit einem Darlehen ist der durchschnittliche Arbeitsaufwand während des Beobachtungszeitraums relativ stabil geblieben, schreibt das Ministerium weiter. Die Quote ist von 28,5 auf 29,5 Prozent gestiegen. Hinter diesem Durchschnittswert verbergen sich jedoch Unterschiede in Bezug auf den Lebensstandard: Bei den am wenigsten Begüterten unter ihnen wurde der stärkste Anstieg der Aufwandsquote verzeichnet.

Deutliche Unterschiede zwischen Mietern und Eigentümern

Diese Ergebnisse verdeutlichen den Kontrast zwischen dem finanziellen Aufwand, der bei Mietern schneller steigt als bei Eigentümern, so das Ministerium weiter. Dieses Phänomen lasse sich durch die unterschiedlichen Bedingungen für die Finanzierung einer Immobilie erklären: Die Eigentümer haben nämlich Zugang zu Immobiliendarlehen, was es ihnen ermöglicht, die Auswirkungen des jüngsten Preisanstiegs auf ihren Arbeitsaufwand auf lange Sicht zu begrenzen. Dies ist bei Mietern nicht möglich, die daher der Entwicklung der Immobilienpreise stärker ausgesetzt sind.

Hausbesitzer ohne Darlehen sind, ohne Überraschung, die Haushalte mit den niedrigsten Aufwandsquoten. Für sie beschränken sich die Wohnkosten auf Ausgaben wie Wasser, Gas und Wohnungseigentumsgebühren. Dennoch ist in den untersuchten Jahren auch für sie die Erschwinglichkeitsquote leicht gestiegen: von 7 Prozent im Jahr 2016 auf 8,4 Prozent im Jahr 2019.

Künftige Studien des „Observatoire de l’habitat“ sollen weitere Klarheit bringen, schreibt das Wohnungsbauministerium zum Ende der Mitteilung weiter. Ganz ohne Studie kann man die Ergebnisse jedoch bereits heute vorhersagen: Da die Immobilienpreise im Jahr 2020 noch schneller gestiegen sind als in den Vorjahren – und sie auch im ersten Halbjahr 2021 weiter rasant zugelegt haben –, wird sich die Situation der Mieter sicher nicht verbessert haben.

Der Wohnungsmarkt

Im Jahr 2019 lebten etwas mehr als 250.000 Haushalte im Großherzogtum. Davon sind 170.000 Haushalte (67 Prozent) Besitzer der eigenen Wohnung. Fast drei Viertel von ihnen lebten 2019 in einem Ein- oder Zweifamilienhaus.

Allerdings haben nicht alle dieser Hausbesitzer ihre Immobilie vollständig abbezahlt, und etwas mehr als die Hälfte von ihnen gibt an, dass sie 2019 noch ein Darlehen abzahlen müssen. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung der Haushalte in Luxemburg haben also 34 Prozent ihren Immobilienkredit noch nicht zurückbezahlt. Insgesamt 33 Prozent der Haushalte haben ihre Wohnung oder ihr Haus bereits abbezahlt.

Zusätzlich zu den Eigentümerhaushalten lebten im Jahr 2019 zwei Prozent der Haushalte in kostenfreien Unterkünften und 30 Prozent der Haushalte zur Miete. Während 5 Prozent der Haushalte Mieter von Immobilien sind, deren Miete unter dem Marktpreis liegt, müssen 25 Prozent der Haushalte eine Miete in Höhe des privaten Marktpreises zahlen.

Weiterführende Lektüre:

Tageblatt-Analyse: Um die Interessen von 160 Personen zu schützen, müssen tausende das Land verlassen – Link zum Artikel 

„Wir setzen nicht mehr auf den guten Willen“ – Gespräch mit Luxemburgs Innenministerin Taina Bofferding über die Pläne, um gegen die aktuelle Wohnungsnot vorzugehen – Link zum Artikel

Charel HILD
9. Oktober 2021 - 11.20

Ganz einfach: Fir dass et deenen Décke nach weider ëmmer besser geet, fir dass si nach weider monter Ferrari, RollsRoyce oder AstonMartin etc fuere kënnen, dofir muss d' Wirtschaft net nëmme boomen: si muss exponentiell wuessen, esou ewéi de Covid. An dofir brauche mer ëmmer méi Leit, also och Wunnraum. Et as eng Spiral: déi Leit déi deenen engen Häiser bauen brauchen och Häiser fir dran ze wunnen asw. A schon 1948 (zu Dikreg) koum d' Fuederung: méi Bauplatzen! Dat as awer falsch! De Slogan muss sin: manner Bauplaatzen! Well da sichen séch déi Spekulanten a Profiteuren evtl eng aner Platz, an hei gëtt et nees normal. Just: déi déck sin hei um Rudder. An alle Parteien.

jean-pierre goelff
8. Oktober 2021 - 11.20

Sepp,am allerbsten wäre es doch unsere Minister ein paar Wochen(Monate) auf den Bau zu schicken,denn die meisten wissen doch nicht was Schwerarbeit bedeutet,denn vom vielen Herumreden wird man höchstens durstig!

Steve
8. Oktober 2021 - 10.56

Den Problem as den Euro an den weltwaiten FIAT Geldsystem! D'Zentralbanken printen Geld ouni Enn an doweinst gett alles emmer mei deier.

Sepp
8. Oktober 2021 - 0.30

Wir haben im Südwesten des Landes einen italienischen Nachbarn mit Schulabbruch der nur als Bauarbeiter tätig war (Frau war Hausfrau) und alleine ein 5 Ar Grundstück gekauft hat und darauf sein freistehendes Haus gebaut hat. Warum ist das heute nicht mehr möglich? Warum hab ich mich in der Pubertät auf mein eigenes Haus gefreut und habe jetzt ein 30 Jahre Darlehen für eine Etagenwohnung die 45 % des Gehalts aufsaugt? Warum kann ich all meine Freunde nur noch mit viel Mühe ertragen weil sie von Erbschaften profitiert haben? Ich hätte zumindest gern eine Aussage von der Regierung warum man heute keine Häuser/Grundstücke mehr kriegt. Ich will endlich einen Minister hören, wie er sagt, dass sich die Zeiten geändert haben und die Leute mit weniger auskommen müssen. Oder einen Minister der sagt, dass die Wirtschaftsleistung einfach schlecht ist. Oder warum das Baumaterial so teuer ist. Und sie sollen sich auch entschuldigen dafür dass die Entwicklung so ist wie sie ist. Ich weiss dass nicht eine Partei allein dafür schuld ist. Aber keiner soll so tun als würde alles besser werden. Was man sich früher alleine leisten konnte, muss man sich heute zu 2t leisten. Am liebsten würde ich alle Luxemburger täglich 2 Stunden auf den Bau schicken, damit das Problem endlich vom Tisch ist. Und Grundstücke werden nach einer Frist einfach enteignet.