Universität Studentenwohnungen nur noch auf Zeit

Universität  / Studentenwohnungen nur noch auf Zeit
Studentenwohnungen am Boulevard des Lumières auf Belval. Es handelt sich um 204 möblierte Einzelwohnungen mit Einbauküche und eigenem Bad. Die Universität hat die Mietbedingungen geändert. Künftig werden sie nur noch für die Dauer der Regelstudienzeit vermietet. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Meldung ist klein und kommt einer Notbremse gleich. Unter dem Kapitel „Wohnen“ kündigt die Universität auf ihrer Webseite an, Unterkünfte für Studenten in Wohnheimen nur noch für die Dauer der Regelstudienzeit anzubieten. Für Bachelorstudenten heißt das 36 Monate, für Masterstudenten 24 Monate und für Doktoranden ebenfalls 24 Monate. Dem parlamentarischen Geschäftsführer der LSAP-Fraktion in der Chamber Yves Cruchten war die Meldung aufgefallen.

Yves Cruchten hat eine parlamentarische Anfrage dazu gestellt, die am 24. Mai beantwortet wurde. Abgesehen davon, dass die Begrenzung der Mietdauer auch an anderen europäischen Universitäten gilt, hat die Entscheidung der Universität in Luxemburg besondere Brisanz. Wohnungen sind knapp und teuer im Land – vor allem für Studenten.

Knapp ist auch die Anzahl der von der Universität Luxemburg angebotenen Mieteinheiten für Studenten. In der Antwort schreibt das Bildungsministerium, dass zwischen dem akademischen Jahr 2018/2019 und dem akademischen Jahr 2020/2021 die Zahl der Studentenwohnungen von ehemals 1.091 auf 985 gesunken ist. Ein Grund liegt in der vorübergehenden Schließung der „Résidence des Dominicaines“ in der Stadt.

Sie musste wegen Legionellen-Bakterien im Wasserleitungsnetz im Juli 2021 geschlossen werden. Das hat den Bedarf noch verschärft. Schon vor dieser Schließung waren die Zimmer und Studios für Bachelor- und Masterstudenten sowie Doktoranden zu 96,4 Prozent beziehungsweise 99,7 Prozent belegt, also praktisch immer vergeben, wie das Bildungsministerium mitteilt. Außerdem hat sich die Warteliste von 350 Anfragen in 2019 auf 650 Anfragen im Herbst 2021 verlängert und die geplanten zusätzlichen 120 Studentenunterkünfte im Projekt „Logements Porte de France“ sind noch nicht fertig.

Studentenverband ACEL zeigt Verständnis

Bei der „Association des cercles d’étudiants luxembourgeois“ (ACEL), dem Dachverband von mehr als 40 Studentenvereinigungen mit 10.000 im In- und Ausland Studierenden, herrscht Verständnis für die Entscheidung. „Wir finden das bedauerlich, aber man muss auch die andere Seite verstehen“, sagt Cédric Heintz (23), Vizepräsident der Repräsentation bei der ACEL, auf Anfrage des Tageblatt.

Die Repräsentation ist innerhalb des ACEL die Interessenvertretung der Studenten und setzt sich für deren Belange ein. „Die Universität will ja neu ankommenden Studierenden die Möglichkeit geben, einfach und schnell in das Studentenleben hineinzufinden“, sagt Heintz. Im gleichen Sinn wird die Uni.lu in der Antwort zitiert. Sie habe sich vor dem Hintergrund, dass die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt, und im Sinne der Fairness zu dieser Maßnahme entschieden.

Heintz studiert Raumplanung an der Universität Wien und ist mit sieben Semestern über die Regelstudienzeit hinaus. Würde er in einem Wohnheim in Luxemburg wohnen, hätte er jetzt trotzdem nichts zu befürchten. Für die aktuellen Mieter in den Wohnheimen besteht laut Bildungsministerium Bestandsschutz bis zum Ende ihres Studiums, die sogenannte „clause grand-père“.

Studienfachwechsler haben Pech 

Anfragen von Studenten, die ausziehen müssen, gibt es aktuell nicht bei der ACEL, wie Heintz bestätigt. Pech haben nämlich diejenigen, die das Studienfach gewechselt haben, deshalb länger brauchen und die Regelstudienzeit überschritten haben. Für LSAP-Politiker Cruchten ist das ein Widerspruch zum Prinzip der staatlichen Finanzhilfe („Aide financière de l’homme“).

Sie wird für eine Anzahl von Studienjahren gewährt, die die offiziell vorgesehene Dauer um zwei Semester überschreitet, wie er in seiner parlamentarischen Anfrage schreibt. Den Hinweis darauf lässt das Bildungsministerium offen, genauso wie seine Frage danach, wie viele Studenten von der neuen Regel betroffen sind.

Sie gilt ab dem Wintersemester 2022/23, das im September beginnt, wie es auf der Uni.lu-Webseite heißt. Insgesamt sieht sich die Uni durchaus im europäischen Durchschnitt, wie aus der Antwort des Bildungsministeriums hervorgeht. „Laut der Datenbank Eurostudent leben durchschnittlich 18 Prozent der Universitätsstudenten in Europa in einer Studentenunterkunft“, heißt es dort.

Zu denen, die sie nutzen, heißt es: „Diese Art der Unterbringung wird besonders häufig von ausländischen Studierenden, Studierenden unter 22 Jahren und Studierenden, die von nationaler öffentlicher Unterstützung abhängig sind, genutzt.“ In Luxemburg liegt die Nutzungsquote zwischen 19,9 Prozent im Jahr 2018/2019 und 16,2 Prozent im Jahr 2021/2022. Das sei „sehr nahe am europäischen Durchschnitt“, steht in der Antwort.

Traber
31. Mai 2022 - 15.41

Waren wohl wieder Pensionärs-Studenten, die ewig studieren, Mensa und billiges Wohnen inklusive, man hat ja Zeit.