Biden als „46“Stimmen aus den geteilten Staaten: Luxemburger in den USA reagieren auf die Wahl

Biden als „46“ / Stimmen aus den geteilten Staaten: Luxemburger in den USA reagieren auf die Wahl
In New York kannte die Freude nach Bidens Wahlsieg keine Grenzen mehr. Inmitten der Feierlichkeiten: die Luxemburgerin Liz Breuer. Foto: AFP

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75 Millionen Amerikaner haben gesprochen: Am 20. Januar 2021 wird Joe Biden aller Voraussicht nach der 46. Präsident der Vereinigten Staaten. Donald Trump ist geschlagen. Ganz so eindeutig aber war die Entscheidung nicht. Fast 71 Millionen Amerikaner stehen immer noch hinter Trump. Das Tageblatt hat bei Luxemburgern in den USA nachgefragt, wie sie das Resultat interpretieren.

Fausto Gardini beschäftigt in diesen Tagen nur eine Frage: „Was passiert am 20. Januar?“ Der Historiker mit Luxemburger Wurzeln macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Donald Trump. Seit 2017 besitzt der in Jacksonville, Florida, lebende Autor auch die amerikanische Staatsbürgerschaft, konnte dieses Jahr also erstmals überhaupt seine Stimme bei den Präsidentschaftswahlen abgeben. Und die ging klar ans Duo Biden/Harris, auch wenn Joe Biden laut Gardini nicht der beste Kandidat gewesen sei, den die Demokraten aufzubieten hatten.

Ihm macht vor allem das Alter des künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten zu schaffen, der bei seiner Amtseinführung am 20. Januar 2021 mit 78 Jahren aller Voraussicht nach die älteste Person sein wird, die bis dahin ins Weiße Haus eingezogen ist. Es sei denn, Trump macht ihm noch einen Strich durch die Rechnung. „Deshalb lautet die alles entscheidende Frage: Was, wenn er nicht geht?“, wiederholt Gardini. Zwischen der Freude aufseiten der Trump-Gegner und dem Verdruss aufseiten seiner Fans mache sich in den USA vor allem Ungewissheit breit. Donald Trump schaltet nämlich auf stur, will seine Niederlage nicht anerkennen.

Anlass zur Sorge hat der Wahl-Floridianer allemal: „Vier Jahre Trump haben viel Negatives bei seinen Anhängern hervorgerufen. Nach acht Jahren Obama kam sehr viel Gehässigkeit zum Vorschein, die Trump noch angefeuert hat.“ Neben Trumps Wissenslücken, was die Verfassung der Vereinigten Staaten angeht und die Trennung zwischen föderalen und staatlichen Befugnissen, störe ihn besonders die vielen Lügen, die Noch-Präsident Donald Trump tagtäglich vom Stapel lasse. „Und seine Anhänger nehmen alles für bare Münze. Nichts wird hinterfragt“, echauffiert sich Gardini.

Persönlich hoffe er immer noch, dass die Verantwortungsträger der republikanischen Partei den scheidenden Präsidenten zur Vernunft bringen können. „Allerdings habe ich das auch schon bei anderen Gelegenheiten gedacht. Doch haben sich die republikanischen Politiker ihm immer wieder unterworfen“, so Gardini. Dennoch habe er die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die Machtübergabe friedlich über die Bühne geht.

Neue Möglichkeiten

Bei Liz Breuer in New York City überwiegt die Erleichterung: „Was haben wir gezittert in den letzten Wochen“, sagt die Unternehmerin. Persönlich verspüre sie eine enorme Erleichterung nach dem Wahlsieg von Joe Biden und Kamala Harris. „Es stand einfach zu viel auf dem Spiel: Klima, Einwanderung, Menschenrechte, die Rechte der Frauen …“, fügt die junge Frau hinzu.

Die 24-Jährige hatte sich am Samstag nach Bekanntgabe der Resultate in New York City (NYC) unters feiernde Volk gemischt. „Die Menschen hier sind wie eine große Familie, die sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten zusammenhält“, so Breuer. Zu gut erinnere sie sich noch an den Abend vor vier Jahren, als Trump zur allgemeinen Überraschung die Wahlen für sich entschied. „Das war eine ganz andere Erfahrung“, erinnert sich die junge Frau an die „graue, dunkle Stimmung“ in der Stadt. Dafür herrschen nun wieder „gute Zeiten“ in NYC, mit spontanen Paraden und Jubelszenen überall dort, wo sich die New Yorker in solchen Momenten gerne treffen.

„Die letzten Jahre waren wahrlich keine Glanztat“, schlussfolgert die Geschäftsführerin einer Marketingagentur. Die Vereinigten Staaten hätten viel Respekt in der Welt eingebüßt. Deshalb sei es jetzt wichtig, dass das neue Spitzenduo auch Leistung erbringe. „Joe Biden war nicht der ideale Kandidat“, gibt Liz Breuer zu. „Lamentieren hilft niemandem. Vielmehr sollten wir jetzt feiern, dass wir dem Wechsel einen Schritt näher gekommen sind.“ Jetzt beginne die wahre Arbeit: „Wir müssen ihn jetzt an seinen Bemühungen messen“, so die Unternehmerin weiter.

Auch sollte man nicht vergessen, dass immer noch viele Menschen hinter dem aktuellen Präsidenten stehen. „Sie vertrauen ihm, weil sie sich verstanden fühlen. Dazu gehören auch viele wütende Menschen mit Gewaltpotenzial. Trump ist nicht dumm und spielt diesen Menschen regelrecht in die Hände.“ Dennoch freue sie sich über die Erleichterung in den Gesichtern vieler New Yorker, die sich zuletzt nicht mehr willkommen fühlten, sei es wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder wegen ihres Glaubens. „Für mich waren die USA immer das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ein regelrechter Melting Pot!“, so Breuer. Diesem Land seien die Amerikaner nun wieder einen Schritt näher gekommen.

Die Ratten verlassen das Schiff

Erleichterung verspürt auch Patrick Johans. Der gebürtige Luxemburger lebt in Jefferson City, der Hauptstadt des Bundesstaates Missouri, einer republikanischen Hochburg. „Es gab aber auch Biden-Schilder in den Vorgärten“, sagt der Unternehmer. Es freue ihn, dass einige seiner Mitbewohner „gesunden Menschenverstand“ hätten. Bei vielen seiner Mitbürger sei das Gegenteil der Fall: „In Europa lernen wir, erst zu denken, bevor wir handeln. Hier sind die Menschen impulsiver“, erklärt Johans. Das führe zu einer unversöhnlichen Trennung beider Lager. Insbesondere die Anhänger des aktuellen Präsidenten lebten in einer verkehrten Welt, die sich dieser zunutze mache.

Donald Trump profitiere davon, dass sich die republikanische Partei seit Ronald Reagan in einer Identitätskrise befindet. „Sie haben niemanden, der die traditionellen Werte der Partei vorlebt. Als Superstar kam Trump ihnen gelegen“, erklärt Johans. Von den Parteiverantwortlichen seien viele auf den Zug mit aufgesprungen. „Auch wenn sie wussten, dass es falsch ist. Dennoch spielen sie weiter mit dem Feuer“, so der Unternehmer. Nun aber würden die ersten Ratten das Schiff verlassen. „Jetzt, da sein Stern am Sinken ist, distanzieren sie sich vom Präsidenten. Business à l’américaine: Alles wird dem Sieg untergeordnet“, bedauert Johans.

Die Vereinigten Staaten seien geteilt. Und Trump habe diese Kluft noch vergrößert. „Leute, die sich ewig kennen, wechseln kein Wort mehr miteinander. Es gibt nur links oder rechts. Keine Mitte, in der man sich noch die Hand reichen könnte“, so Patrick Johans. Vielleicht gelinge es Biden, diese Kluft wieder etwas zu verkleinern. Das Mandat dafür habe er: „Es haben wirklich viele Amerikaner für Biden gestimmt. Es war eine wahre Revolte gegen die autokratischen Entscheidungen der letzten vier Jahre!“

GéBé
9. November 2020 - 16.25

@Claude Nët nëmmen déi decksten ,ma déi bescht an déi deierst. Léiwer domm a reich ewéi gescheit an aarm , oder.

John Wayne
9. November 2020 - 16.11

@GéBé/Déi Famill gleewt wahrscheinlech och nach un Engelcher, Déiwelcher an Ausserirdescher.

Claude
9. November 2020 - 14.28

GéBé.... Famill huet bestëmmt déi gréisste Gromperen wäit a brëtt.... Dei mat der Mafia ass Topp :)

BéGé
9. November 2020 - 13.37

@Henri Sie hätten recht , wenn die Dummheit eine Geistesschwäche wäre. Leider ist sie aber eine furchtbare Stärke . Sie ist ein Fels der unerschüttert dasteht , wenn auch ein Meer von Vernunft ihm seine Wogen an die Stirn schleudert.

Henri N.
9. November 2020 - 10.28

Ja, Trump wird wahrlich in die Geschichte eingehen...als der dümmste Präsident, den eine Demokratie je gesehen hat. Und ich denke nicht, dass ihm sobald jemand diesen Titel streitig machen wird.

GéBé
9. November 2020 - 9.41

Meine Familienangehörigen in den USA , grosse Farmer und Kartoffelanbauer , Sherifs und Dergleichen mehr , sehen die Geburt und aussergewöhnliche Ausbreitung in kürzester Zeit des Trumpismus mit allergrösster Zuversicht entgegen. Sie sind sicher in 4 Jahren einen viel mächtigeren und stærkeren Donald Trump für viele,vlele Jahren als Präsidenten feiern zu können. Für sie ist der unscheinbare Joe mit dem damaligen noch viel unscheibareren Reagan vergleichbar,der auch von der Mafia auf seinen Präsidentenstuhl gehisst worden war....... Ja,ja von der Mafia wurde bei den heutigen Wahlen von den Medien kein Sterbeswort fallen gelassen.