Dienstag2. Dezember 2025

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KaylWachsen, aber wie? Bürgermeister Weiler stellt seine Vision vor – die Bürger reagieren verhalten

Kayl / Wachsen, aber wie? Bürgermeister Weiler stellt seine Vision vor – die Bürger reagieren verhalten
Bürgermeister Jean Weiler (CSV) stellte die Vision für Kayl-Tetingen vor Foto: Editpress/Miguel Moutinho

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Der kommunale Entwicklungsplan (PDC) von Kayl steht. Nach der Bürgerbefragung im Jahr 2024 stellte die Gemeinde am Donnerstag ihre Zukunftsvision in der „Schungfabrik“ vor. Der PDC gilt als wichtiger Leitfaden bei der Stadtplanung.

Die Gemeinde Kayl hat am Donnerstagabend ihren „plan de développement communal“ (PDC) veröffentlicht. Nach knapp zwei Jahren der Vorbereitung wurde dieser in der Tetinger „Schungfabrik“ von Bürgermeister Jean Weiler (CSV), Schöffe Brian Halsdorf (LSAP) und Architektin Linda Welter vorgestellt. Im Vordergrund stand die Frage, wie die Ortschaften Kayl und Tetingen in Zukunft aussehen sollen. Auch wenn der Entwicklungsplan nicht bindend ist, soll er als strategischer Kompass für die Planung der nächsten Jahre dienen. 

Bürgermeister Weiler betonte die Herausforderungen, die eine wachsende Gemeinde mit sich bringt: „In der Gemeinde entstehen dauernd Projekte. Die Bevölkerung wächst. Wir haben nicht genug bezahlbaren Wohnraum. Wie wollen wir wachsen? Wie viel wird versiegelt? Und wenn wir wachsen, dann folgt darauf das Stichwort: Mobilität.“ Der öffentliche Verkehr muss laut Weiler ausgebaut und die sanfte Mobilität gefördert werden. Hinzu kommt der Ausbau der Kanalisierung, der Regenrückhaltebecken und der Schulen.

Schöffe Brian Halsdorf (LSAP)
Schöffe Brian Halsdorf (LSAP) Foto: Editpress/Miguel Moutinho

„Es ist wichtig, dass wir uns eine Zeitschiene geben, um zu sehen, was wir wann realisieren können. Was wird es kosten? Was können wir uns leisten? Und in welcher Reihenfolge ist es sinnvoll?“, sagte Weiler. Im Herbst 2024 haben 534 Personen an einer Umfrage teilgenommen, in der es unter anderem darum ging, den aktuellen Bestand der Infrastruktur zu bewerten und eigene Ideen und Wünsche mitzuteilen. Auf diesem Weg sollten die Prioritäten für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde Kayl erörtert werden. „Dann haben wir versucht, all dies auf Plänen darzustellen“, erklärte Weiler. Die Kosten betragen laut Halsdorf rund 150.000 Euro, wobei ein Großteil auf die Bürgerbeteiligungsprozesse zurückzuführen ist. 

Viele Konzepte, wenig Konkretes

Bei der Vorstellung in der Tetinger „Schungfabrik“  versammelten sich rund 100 Bürgerinnen und Bürger. Sie alle wollten erfahren, wie es mit der rund 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde weitergeht. Broschüren wurden verteilt, Karten aufgestellt und überall waren Logo und Motto des Kommunalplans zu sehen: „Zesumme fir moar. Eng Gemeng. Zwee Dierfer. Eng Visioun.“ Weiler sprach von „Megatendenzen“ wie Klimawandel und Digitalisierung, von Energiekonzepten, Pendlerverkehr, Arbeitsbeschaffung und nationalen Strategien. Halsdorf, der für den Ersten Schöffen Marco Lux (LSAP) eingesprungen war, sprach von der Wohnungsnot, von Dorfidentität, der Gewährleistung sozialer Einrichtung und der Entwicklung „nachhaltiger und zukunftsorientierter Wirtschaft auf lokaler Ebene“. Die Gemeindearchitektin Welter stellte anschließend die grafischen Entwicklungspläne vor. 

Die Präsentation glich teilweise einer Aneinanderreihung von Konzepten, Stich- und Blähwörtern. Als die Fragerunde eröffnet wurde, fasste ein Zuhörer zusammen: „Wir haben jetzt sehr viel Theorie gehört. Ich habe den Eindruck, dass ich nicht mehr weiß als zuvor.“ Insgesamt entstand der Eindruck, dass das Publikum gut vorbereitet war und sich Konkreteres erhofft hatte. Weiler entgegnete daraufhin, dass der kommunale Entwicklungsplan über 80 Seiten betrage. Eine detaillierte Vorstellung wäre demnach nicht möglich gewesen.

Gemeindearchitektin Linda Welter stellte die Konzepte der räumlichen Entwicklung vor
Gemeindearchitektin Linda Welter stellte die Konzepte der räumlichen Entwicklung vor Foto: Editpress/Miguel Moutinho

Die Fragen aus dem Publikum drehten sich vor allem um die Mobilität und die Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Letztere ist lediglich an einzelnen Knotenpunkten, zum Beispiel bei den Schulen, geplant. Der Bürgermeister erklärte auf Nachfrage, dass der Bus- und Zugverkehr ab Januar 2026 angepasst wird, um die Taktung zu erhöhen. Allein der Zug wird dann durchgehend über den ganzen Tag und zu den Spitzenzeiten am Morgen und am Abend jede halbe Stunde fahren, statt wie bislang nur sechsmal am Tag. Die Bahnübergänge werden Weiler zufolge durch Unterführungen ersetzt, wobei diese Arbeiten vom Staat durchgeführt werden. Wann, ist noch unklar.

Kayl im Jahr 2040

Details wie diese sind für das Publikum interessant, entsprechen aber nicht der Grundidee eines Entwicklungsplans, der eher allgemeine Ziele und Prioritäten beinhaltet. Schließlich geht es um die grundlegenden Fragen einer Gemeinde: Welche Einrichtungen sollen erhalten, welche ausgebaut und welche geschaffen werden?

Der PDC zeigt deutlich auf, dass eine nennenswerte Erweiterung der Kayler Gemeinde nur noch in Richtung Norden infrage kommt. Hier soll das Projekt „Kayl-Nord“ entstehen, ein Viertel, das Wohn-, Freizeit- und Arbeitsraum miteinander verbinden soll. Die Verwirklichung hängt jedoch von der Verkaufsbereitschaft der jeweiligen Grundstücksbesitzer ab. Gleichzeitig will die Gemeinde laut Weiler keine Anpassungen an der Grundsteuer vornehmen.

Eine bauliche Maßnahme, die bereits in Teilen realisiert wurde, ist das räumliche Leitprojekt „The Line“. Dieses zieht sich wie ein roter Faden durch die konzeptuelle Stadtentwicklung und ist im öffentlichen Raum als durchgehende, orangefarbene Linie zu sehen. Abseits der Hauptstraßen stellt „The Line“ einen Korridor für unter anderem Fußgänger und Radfahrer dar und verbindet so den Tetinger Süden mit dem Kayler Norden. „Als sichtbares Element im öffentlichen Raum stiftet sie Wiedererkennbarkeit und Orientierung, verbindet zentrale Orte der Gemeinde Kayl und unterstützt die Aufwertung des öffentlichen Raumes“, heißt es in der Broschüre des PDC.

Im Süden an der Grenze zu Rümelingen ist der Sportpark „Schlackentipp“ geplant. „Hier soll das Freizeitangebot erweitert werden, ganz im Sinne des Gemeinschaftslebens“, erklärte Architektin Welter. Das Projekt wird am 20. November in der „Schungfabrik“ vorgestellt. Der kommunale Entwicklungsplan selbst ist seit Donnerstag auf der Webseite der Gemeinde Kayl einsehbar.

Nach der Präsentation gab Bürgermeister Jean Weiler (l.) weitere Erklärungen zu den Entwicklungsplänen
Nach der Präsentation gab Bürgermeister Jean Weiler (l.) weitere Erklärungen zu den Entwicklungsplänen Foto: Editpress/Miguel Moutinho