LuxemburgStatec-Studie: Was bestimmt die Höhe der Gehälter?

Luxemburg / Statec-Studie: Was bestimmt die Höhe der Gehälter?
Wer in Luxemburg beim Staat arbeitet, verdient im Schnitt 20 Prozent mehr als andere, die die gleichen Eigenschaften erfüllen Foto: Christian Muller

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Dass in Luxemburg Mitarbeiter in manchen Sektoren deutlich mehr verdienen als in anderen, ist bekannt. Doch was bestimmt die Höhe der Gehälter? Warum verdienen die einen mehr als die anderen? Mit dieser spannenden Frage befasst sich das Luxemburger statistische Institut Statec in der Studie Regards 4-21.

Im Schnitt verdienen Arbeitnehmer hierzulande 65.801 Euro pro Jahr (brutto und Vollzeitjob), hatte Statec im September letzten Jahres berichtet. Doch noch lange nicht jeder verdiene das Gleiche, so die Statistiker weiter. Einen großen Unterschied mache der Wirtschaftssektor des Beschäftigten aus. So liegen die Gehälter in der Finanz- und Versicherungsbranche sowie im Bildungswesen mit einem Durchschnittsgehalt von fast 100.000 Euro pro Jahr deutlich an der Spitze. Die niedrigsten Löhne wurden derweil im Hotel- und Gaststättengewerbe gemessen (33.796 Euro).

„Auf den ersten Blick mögen die Unterschiede bei den Gehältern riesig erscheinen“, schreibt Statec nun in einer weiteren Studie, Regards 4-21, in der das Institut die Faktoren, die zu den Unterschieden führen, tiefer unter die Lupe genommen hat. „Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass mehrere Faktoren diese Diskrepanzen erklären können, zumindest für einen großen Teil der Bevölkerung“, schreiben die Statistiker. Die untersuchten Daten stammen, wie bei der Studie vom letzten Jahr, aus dem Jahr 2018.

Viele Faktoren führen zu unterschiedlichen Gehältern

Es sei vor allem das Humankapital der Mitarbeiter (Diplom und Erfahrung) sowie die Art der Beschäftigung, die den Unterschied machen, so das Institut weiter. Die hohen Unterschiede zwischen den Sektoren würden sich beispielsweise durch die Zusammensetzung der Eigenschaften der Beschäftigten erklären: So haben im Finanzsektor drei Viertel der Mitarbeiter einen höheren (tertiären) Schulabschluss und nur vier Prozent haben keinen Sekundarschulabschluss. Auf der anderen Seite haben im Horeca-Bereich nur neun Prozent der Beschäftigten einen höheren Schulabschluss, während fast die Hälfte der Arbeitnehmer (48 Prozent) keinen Sekundarschulabschluss haben.

Weitere Faktoren, die zu unterschiedlichen Gehältern führen, sind, Statec zufolge, unter anderem die Art der Beschäftigung, das Alter der Mitarbeiter und deren Betriebszugehörigkeit, die Produktivität im betreffenden Wirtschaftssektor, die Größe des Unternehmens, der Arbeitsvertrag und ob es beim Arbeitgeber einen Kollektivvertrag gibt oder nicht.

„Das Gehalt eines Menschen ist also das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren, die zusammenkommen“, schreibt Statec. All diese Faktoren spielen bei der Höhe der Lohnzahlungen gleichzeitig eine Rolle. Beobachtete Lohnunterschiede zwischen Gruppen von Mitarbeitern (wie die im September vorgestellten Zahlen) seien somit immer das Ergebnis mehrerer gleichzeitigen Wirkungen von Unterschieden, die die Personen aufweisen. Somit könne man nicht behaupten, dass Mitarbeiter im Finanzsektor „automatisch“ besser bezahlt würden als etwa im Hotel- und Gaststättengewerbe. Das Gleiche gelte auch für die beobachtete Differenz zwischen dem durchschnittlichen Jahreslohn von Einwohnern (73.251 Euro) und Grenzgängern (57.489 Euro).

Sektorielle Gehaltsunterschiede, die nicht durch Merkmale, wie z.B. Ausbildung, zu erklären sind
Sektorielle Gehaltsunterschiede, die nicht durch Merkmale, wie z.B. Ausbildung, zu erklären sind Screenshot: Statec

In einem weiteren Schritt hat Statec errechnet, was das Gewicht von einzelnen Merkmalen auf die Lohnunterschiede sind. Zu diesem Zweck wurden Menschen miteinander verglichen, bei denen alle Merkmale – bis auf einen Punkt – gleich sind. Statec kommt beispielsweise zum Schluss, dass ein Mitarbeiter mit einem tertiären Bildungsabschluss 24 Prozent mehr verdient als der Durchschnitt. Wer hingegen keinen Sekundarabschluss hat, verdient im Schnitt zehn Prozent weniger.

Statec rechnet weiter: Menschen in der Alterskategorie 15-24 verdienen im Schnitt 26,3 Prozent weniger als der Durchschnitt. Menschen über 55 hingegen verdienen im Schnitt 12,2 Prozent mehr. Qualifizierte Jobs werden im Schnitt 25,5 Prozent besser entlohnt als der Durchschnitt – weniger qualifizierte 11,5 Prozent weniger. Menschen mit kurzer Betriebszugehörigkeit (weniger als ein Jahr) erhalten im Schnitt 12,8 Prozent weniger als der Durchschnitt – Menschen, die seit mehr als 30 Jahren mit dabei sind, jedoch im Schnitt 5,2 Prozent mehr. All diese Effekte seien natürlich kumulierbar, unterstreicht Statec. So verdiene beispielsweise eine Person mit einem hohen Bildungsniveau in einem qualifizierten Angestelltenberuf deutlich mehr.

Doch auch nach der Eliminierung all dieser Unterschiede in den Eigenschaften bleiben deutliche Lohnunterschiede zwischen den Sektoren bestehen. Nicht alle Gehalts-Unterschiede sind mit diesen Gründen zu erklären, schreibt Statec (siehe Tabelle). So verdient ein Angestellter, der im Horeca-Sektor arbeitet, im Durchschnitt 29 Prozent weniger als ein Mitarbeiter mit den gleichen Eigenschaften im Gesundheitsbereich. Wer hingegen beim Staat arbeitet, verdient im Schnitt 20 Prozent mehr als andere, die die gleichen Voraussetzungen erfüllen. Im Finanzsektor wären es 12,8 Prozent mehr, im Bauwesen 20,6 Prozent weniger. Auch weitere Unterschiede bleiben: So verdienen Luxemburger, nach Herausrechnen der Unterschiede, im Schnitt 10,3 Prozent mehr; Frauen im Schnitt 13,4 Prozent weniger.

Diese Unterschiede bedeuten jedoch nicht, dass es sich um eine offene Diskriminierung handele, schreibt Statec. Es könne weitere gute Gründe geben, die man im benutzten Rechenmodell nicht mit untersucht habe, etwa die Art des Diploms oder die Produktivität eines Wirtschaftssektors. Auch die Größe des Unternehmens habe einen Einfluss auf die Höhe des Gehalts, so Statec weiter. Mitarbeiter von Betrieben mit mehr als tausend Beschäftigten erhalten im Schnitt 8,5 Prozent mehr Lohn als der Durchschnitt. Bei kleinen Unternehmen (10 bis 49 Mitarbeiter) sind es im Schnitt 8,5 Prozent weniger. Wer auf unbestimmte Zeit eingestellt (CDI) ist, verdient im Schnitt 23 Prozent mehr.

P.Dauer
29. Januar 2021 - 17.33

@ Net alles Gold wat glänzt .. Ich hetze nicht, ich interpretiere die Zahlen. Und ich finde auch, dass die CGFP eine super Lobbyarbeit macht, indem sie alle Macht im Lande zur Durchsetzung der Interessen ihres Klientel nutzt. Ich wünschte alle Gewerkschaften würden hier ähnlich Erfolgreich die Interessen aller Arbeitnehmer durchsetzen. Dann hätten wir alle 35+ Urlaubstage und auch höhere Gehälter. Leider ist deren Ausgangsposition hier im Land nicht so stark unter den Wählern vertreten, infolge die Politik weniger darauf Rücksicht nehmen muss.

Net alles Gold wat glänzt
29. Januar 2021 - 8.25

@ P.Dauer vun den 10000 reichsten Leit hei am Land wärt secher "keen " Staatsbeamten dobei sin, also haalt op matt der Staatsbeamtenhetz well et sin net Staatsbeamten déi sech hei am Land domm an dähmlech verdéinen mee privater . Neid ass neicht schéines

P.Dauer
29. Januar 2021 - 7.23

@ Esou an net Anescht .... das wage ich stark zu bezweifeln. Fakt ist aber, dass der beim Staat arbeitende Bauingenieur seine üppigen Privilegien dem vom privaten Bauingenieur erwirtschafteten Wohlstand verdankt. Und das mit weniger Urlaub und weniger Gehalt, aber bei weit effizienterer Produktivität. Kein Wunder also, dass der Staat privatisieren möchte.

Esou an net Anescht
28. Januar 2021 - 18.56

De Private Patron am Bausecteur huet ennert Anerem d‘Garage voller extrem deier Autoen stoen an eng Segelyacht am Mettelmier. De Chef beim Staat de kann do net mathalen

P.Dauer
28. Januar 2021 - 16.36

Ein Bauingenieur verdient also beim Staat 20 % mehr und in der Baubranche 20% weniger bei gleicher Vorrausetzung. Dafür hat der Bauingenieur beim Staat 35 Tage + X Urlaub und bei den Privaten nur 26 Tage.... Das muss wohl mit der Produktivität des Wirtschaftssektors zu tun haben;)