ForumSport als Teil der Stadt: Seine Bedeutung für Gesellschaft und Kommunen

Forum / Sport als Teil der Stadt: Seine Bedeutung für Gesellschaft und Kommunen
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Sich zu ansprechenden Lebens- und Bewegungsräumen für Menschen zu entwickeln und somit zum allgemeinen Wohlbefinden beizutragen, ist für Kommunen eine richtungsweisende Aufgabe für die Zukunft. Spätestens nach zwei Jahren Pandemie ist jedem bewusst geworden, welch kostbares Gut die Gesundheit ist, wie sehr der Mensch Bewegung braucht und wie wichtig ihm soziale Interaktionen sind.

Der Sport bringt diese sozialen und gesellschaftsrelevanten Komponenten zusammen. Neben vielen anderen kommunalen Handlungsfeldern kommt auch dem Sport eine zentrale gesellschaftliche Rolle zu.

Eine aktiv betriebene, nachhaltige Sportpolitik ist eine Bereicherung für jede Kommune. Getreu dem Motto: Starker Sport, starke Städte. Und umgekehrt stimmt es auch. Gemeinden, die in die Weiterentwicklung ihrer Sportinfrastruktur und damit in ihre Vereine sowie Sportstätten investieren, investieren für das Gemeinwohl ihrer Bürger. Gleichzeitig bieten sie damit wertvolle Orte für soziale und kulturelle Integration.

Von der Industriestadt zur Sportstadt

Esch kann hier als Beispiel dienen. Hier ist der Sport längst kein isolierter gesellschaftlicher Bereich mehr, wo es nur um die Verteilung von Subsidien geht. Sport ist in Esch fester und sinnstiftender Bestandteil der Kommunalpolitik sowie der kommunalen Daseinsvorsorge.

Zur Sportstadt wurde Esch schon früh. Als die Stahlindustrie im Süden Luxemburgs ihre Blütezeit erlebte, haben einige Schmelzarbeiter sich nach der harten Schichtarbeit in einer Vielzahl von Sportvereinen getroffen und sich auch bei Wettkämpfen für das Sportleben vor Ort interessiert und engagiert. Ein großer Teil der Arbeiter ist mit dem Fahrrad zur Schicht in den drei „Schmelzen“ gefahren – und war sehr stolz auf seine „petite reine“. 1906 wurde in Esch sogar der erste Fußballverein des Landes gegründet: ein historischer Moment für die lokale, sogar nationale Sportgeschichte.

Förderprogramme und Teilhabe

Heute zählt die zweitgrößte Stadt des Landes 51 föderierte Sportvereine und 42 Freizeitsportvereine. Sie bilden das Fundament der lokalen Sportlandschaft. Die Gemeindeverwaltung hat zur Unterstützung dieser lebendigen Vereinswelt bereits 2011 eine eigenständige Verwaltungsabteilung für den Sport geschaffen. Sportförderprogramme wurden ins Leben gerufen und der außerschulische Bereich wurde stark gefördert.

Das Hauptziel der Vereine und des „Service des sports“ ist zur Freude an der Bewegung anzuregen, sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen und Senioren. Zu diesem Zweck hat die Stadt Esch eine ganze Reihe von Sportprogrammen ausgearbeitet: „Youth Sports-Cool Sports“, „Fit 60+“, „Intégration par le sport“ und „Sport pour tous“. Diese Sportprogramme fördern Inklusion im Sinne allgemeiner Teilhabe unabhängig von Alter, sozialer Herkunft und finanziellen Möglichkeiten, Behinderung oder ethnischer Herkunft.

Integration durch Sport

Esch zählt inzwischen 36.366 Einwohner und 137 Nationalitäten. Mehr als die Hälfte der Einwohner sind Ausländer. Fast ein Drittel sind Portugiesen. Hinzu kommt ein starkes Bevölkerungswachstum. Bis 2035 soll die 55.000-Einwohner-Grenze erreicht werden. Das friedliche Zusammenleben wird durch sportliche Einrichtungen gefördert, um die Kohäsion der multikulturellen Gesellschaft auch in Zukunft zu erhalten.

Tatsächlich stehen politische Entscheidungsträger angesichts des beschleunigten demografischen und sozialen Wandels zunehmend in der Verantwortung, große kulturelle Integrationsaufgaben zu lösen. Das vielfältige Integrationspotenzial des Sports kann hier einen wichtigen Beitrag liefern.

Wichtiges Element für den Zusammenhalt

Wie viele Städte dieser Größe in Europa haben in den letzten Jahrzehnten einen so tiefgreifenden Wandel erlebt? Und wie viele Städte haben sich so sehr von innen und außen inspirieren und bereichern lassen? Die Herausforderung für die Stadt besteht darin, ihren Wandel und ihr Wachstum zu bewältigen, ohne dass dies auf Kosten des Zusammenhalts und des Wohlbefindens ihrer gesamten Bevölkerung, einschließlich der Schwächsten geht.

Es hat sich herausgestellt, dass diese gesellschaftliche Vielfalt der Gemeinde unter anderem mit und im Sport akzeptiert und wertgeschätzt wird. Der Sport integriert mittlerweile genauso viele Menschen vor Ort wie vergleichbare Freiwilligen-Vereinigungen das tun. Dies gilt insbesondere für den Jugendbereich. Kommunen stehen in der Verantwortung, diesen Prozess wechselseitiger Anerkennung aktiv mitzugestalten und zu fördern.

In zukunftsorientierte Sportinfrastrukturen investieren

Zu den zentralen Ressourcen von Vereins-, Breiten-, Leistungs- und auch Schulsport zählen allerdings auch die Sportinfrastrukturen. Eine bedeutende Aufgabe jeder Gemeinde ist es, zukunftsorientierte Sportstätten zu planen, sie zu bauen und schlussendlich auch zu unterhalten. Denn für attraktive Sportangebote braucht es moderne Sportanlagen.

In den vergangenen Jahren wurde in Esch erheblich in die Sanierung und Erweiterung der Sportinfrastrukturen investiert. Fußballstadien wurden renoviert und Spielfelder haben einen neuen Rasen bekommen. Die Sporthalle Henri Schmitz wird aktuell saniert und ausgebaut, in Lankelz ist eine neue Sporthalle im Bau und gleich nebenan wird in den kommenden Jahren die Sportarena mitsamt dem nationalen Sportmuseum entstehen. In Lallingen sind unterdessen der Bau des nationalen Tenniszentrums sowie die neuen Räumlichkeiten für den lokalen Tennisverein geplant.

Auch der Bedarf an modernen Sportinfrastrukturen im urbanen Raum muss abgedeckt werden. Multisportanlagen und Fitness-Parcours im Freien sind längst kein flüchtiger Trend mehr. Sie sind eine nachhaltige Entwicklung.

Es ist ein wichtiger gesellschaftspolitischer Ansatz, den Sport auf kommunaler Ebene in seiner Bedeutung weiter aufzuwerten. Damit dies gelingt, bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen den Kommunen, den lokalen Sportvereinen, nationalen Verbänden und nicht zu vergessen: eines ehrenamtlichen Engagements.

Ohne ehrenamtliche Helfer ist der Luxemburger Sport kaum denkbar. Sie sind das Rückgrat des Vereinslebens. Dieses freiwillige Engagement muss gestärkt und aufgewertet werden, damit es fortbestehen kann.

Eine Investition in den Sport ist eine Investition in die Zukunft. Im Vordergrund muss der Jugendsport stehen. Wer Kinder und Jugendliche in lokalen Sportvereinen begleitet und unterstützt, leistet einen wichtigen Beitrag zur Teamfähigkeit und Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen und deren Gesundheitsprävention. Toleranz, Respekt und Fair Play sind wichtige Werte für das gesellschaftliche Zusammenleben.

Diese fundamentalen Werte werden im Sport vermittelt. Durch den konsequenten Einsatz von unterstützenden Maßnahmen im Kinder- und Jugendsport entfalten Nachwuchstalente erst richtig ihr Potenzial. Dieser Sportbereich ist einer der wichtigsten, weil er eine Investition in die Zukunft darstellt. Und junge Leute sind unsere Zukunft.

* Georges Mischo (CSV) ist Abgeordneter und Bürgermeister der Stadt Esch