Spielwiese für die Kreislaufwirtschaft

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Der Kreislaufwirtschaft gehört die Zukunft. Das auf jeden Fall behauptete die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Francine Closener, vor kurzem bei der Vorstellung des Konzeptes der Kreislaufwirtschaft für Gewerbezonen.

Unter der Federführung des Planungsbüros +impaKT haben die Experten von EPEA, Progroup und Royal HaskoningDHV ein Konzept für die bestehende Gewerbezone Eselborn-Lentzweiler ausgearbeitet. Das interkommunale Syndicat Sicler („Syndicat intercommunal pour la promotion du canton de Clervaux“) sowie mehrere Firmen der Industriezone (u.a. Amova, Faurecia, Faymonville, Gottschol Alcuilux, Hydroaluminium Tarkett) beteiligen sich am Pilotprojekt.

Paul Schosseler und Jeannot Schroeder von +impaKT erörterten das Konzept, das in Eselborn-Lentzweiler Wirklichkeit werden soll. Die Strategie habe einen ganzheitlichen Ansatz. Sie umfasse nicht nur die Planung, der aber eine große Bedeutung zukomme, sondern auch die Erschließung, die Verwaltung und die Dekonstruktion des Areals. Die Kreislaufwirtschaft in einem bestehenden Gewerbegebiet einzuführen, sei schwieriger, als sie in ein neues Projekt zu integrieren.

Die Mitarbeiter der Beratungsfirma gingen bei ihren Ausführungen auch auf die dritte industrielle Revolution ein. Bei der ersten industriellen Revolution habe man Industrien inmitten der Wohngebiete geschaffen. Bei der zweiten industriellen Revolution habe man beides aber wieder strikt voneinander getrennt. Jetzt erlebe man die dritte Revolution. Gewerbliche und gar industrielle Aktivitäten könnten durch die zunehmende Vernetzung und den technologischen Fortschritt überall erfolgen. Das stelle eine neue Herausforderung für die Unternehmen und Planer dar.

Ein Umdenken sei notwendig. Die Ressourcen des Planeten seien begrenzt. Es ginge nicht mehr einzig darum, Strategien zu entwickeln, um Ressourcen zu sparen, sondern man müsse neue Ressourcen erschließen.
Die Experten kamen auch auf die manchmal langen und komplizierten Prozeduren zu sprechen: Es müsse von Anfang an klar sein, wer was macht, finanziert und wer für was wann und wo verantwortlich ist. Das spare Zeit, Energie und Geld.

Zusammen stark

Sicler

Das interkommunale Syndikat Sicler wurde am 6. November 1985 gegründet. Die Gemeinden des Kantons Clerf (Clerf, Park Hosingen, Ulflingen, Weiswampach, Wintger) sind darin Mitglieder.
Die Aufgabe des Syndikats besteht darin, die Existenzbedingungen der Bevölkerung zu verbessern. In diesem Zusammenhang verwaltet das Sicler zurzeit fünf Gewerbegebiete mit einer Fläche von über 80 Hektar, darunter auch die Industriezone Eselborn-Lentzweiler.

Im Falle der Gewerbezone Eselborn-Lentzweiler raten die Spezialisten, einen „Piloten“ zu ernennen. So könnte man zum Beispiel die Rolle des bestehenden „Guichet unique PME“ der Industriezone verstärken, indem man ihn in die Konzeption und die Verwaltung der Kreislaufwirtschaft auf dem Areal einbezieht.
Dann ist das Umfeld wichtig. Jede Zone sei verschieden. Aber ein effizientes Gewerbegebiet im Sinne der Kreislaufwirtschaft kommuniziere mit seinem Umfeld. So sollen Dienstleistungen für die Arbeitnehmer des Industriegebiets, wie Kindertagesstätten, Restaurants, Fitnesszentren usw. auch für die Einwohner der umliegenden Wohnviertel zugänglich sein.

In diesem Zusammenhang sollen ebenfalls Grünzonen geschaffen werden. Auch von einer effizienten Wasserwirtschaft und der Förderung der Artenvielfalt sollen alle profitieren. In diesem Sinne könnten sich auch mehrere Firmen eine Energiequelle teilen. Auch bei der Beseitigung des Abfalls und chemischer Produkte sowie der Bereitstellung von Parkplätzen sollen die Betriebe zusammenarbeiten. Um Platz zu sparen, raten die Experten hier zum Bau von modularen Parkhäusern an verschiedenen Orten des Gewerbeareals. Natürlich soll auf dem Gewerbegelände der Langsamverkehr gefördert werden. Die modulare Bauweise hat zudem den Vorteil, dass Gebäude schnell und ohne viel Abfall auf- und abgebaut werden können, was ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft sei, so Paul Schosseler und Jeannot Schroeder.
Bei der Verwaltung des Areals wird auf einen sogenannten „Kümmerer“ gesetzt. Die Unternehmen der Industriezone seien gemeinsam für die Zone verantwortlich. Das impliziere einen regelmäßigen Kontakt zwischen allen Beteiligten. Schließlich müssen die Bebauungspläne und das Bautenreglement angepasst werden, um eine schnelle und reibungslose Umnutzung der Gebäude und Gelände der Gewerbezone zu ermöglichen.

Das Pilotprojekt „Eselborn-Lentzweiler“ ist ein weiterer Baustein auf dem Weg zu einem globalen Umdenken, so Emile Eicher vom Sicler. Ehrgeizige Kreislaufwirtschaftsprojekte werden bereits in Wiltz, auf Belval und auf Kirchberg verwirklicht. Und weitere sollen folgen.


Erweiterung

Die Gewerbezone des Sicler „auf Stackem“ in Ulflingen wird um zehn Hektar erweitert. Die diesbezügliche Ausschreibung soll nächste Woche erfolgen, sagte Sicler-Präsident Emile Eicher dem Tageblatt. 50 Prozent des neuen Areals sind bereits reserviert. Insgesamt sechs Unternehmen wollen sich dort niederlassen: Autobus Stephany, BCP, Gemilux, Keller AG, PSF Mechanik und die Schreinerei Philipp Gonay. Über 220 neue Arbeitsplätze werden dort entstehen.

Die Firmenchefs der betroffenen Unternehmen erhielten ein Geschenk, das auch die Kreislaufwirtschaft symbolisieren soll: einen Playmobil-Bausatz. Die Kinder zuhause haben sich sicherlich über das verspätete Nikolausgeschenk gefreut.