Spanien blockiert Rettungsschiff: „Open Arms“ der NGO Proactiva darf nicht mehr auslaufen

Spanien blockiert Rettungsschiff: „Open Arms“ der NGO Proactiva darf nicht mehr auslaufen

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Nun verschärft offenbar auch Spanien seine Gangart gegenüber jenen Rettungsschiffen, die im Mittelmeer nach schiffbrüchigen Flüchtlingen und Migranten suchen. Die spanischen Seefahrtsbehörden blockierten jetzt wegen „Sicherheitsmängeln“ das Auslaufen des privaten Hilfsschiffes „Open Arms“, das zuletzt im Dezember 311 Menschen gerettet und in den südspanischen Hafen Algeciras gebracht hatte.

Von unserem Korrespondenten Ralph Schulze

Das 45 Jahre alte Schiff ist seit 2017 für die spanische Hilfsorganisation Proactiva Open Arms im Mittelmeer unterwegs und liegt derzeit im Hafen von Barcelona. Die Behörden erklärten, die „Open Arms“, ein zum Rettungsschiff umfunktionierter Schlepper, sei nur für die Beförderung von maximal 18 Personen ausgestattet. Aber nicht für den Transport von Hunderten Menschen, wie es nach dem letzten Rettungseinsatz im Dezember vor der libyschen Küste geschehen sei.

Die Hilfsorganisation Proactiva hält diese Begründung für vorgeschoben, um weitere Einsätze zu verhindern. Sie wirft der Regierung in Madrid vor, für das Auslaufverbot verantwortlich zu sein und die Rettungsfahrten aus politischen Gründen boykottieren zu wollen. „Es ist unverantwortlich und grausam, uns daran zu hindern, Menschenleben zu retten“, erklärte der Proactiva-Gründer Oscar Camps auf Twitter.

Über 300 Flüchtlinge an Bord

Im Dezember hatte die „Open Arms“ vor Libyen mehr als 300 Migranten und Flüchtlinge an Bord genommen. Da sich Italien und Malta geweigert hatten, das Rettungsschiff in einen der nahen Häfen einlaufen zu lassen, steuerte die „Open Arms“ schließlich mit Erlaubnis der spanischen Regierung den weit entfernten Hafen Algeciras an. Nach gut einer Woche und mehr als 1.000 Kilometer Fahrt durchs Mittelmeer kam das Hilfsschiff letztendlich kurz vor Jahresende dort an.

In den vergangenen Monaten hatte der sozialistische Regierungschef Pedro Sánchez mehreren privaten Rettungsschiffen die Fahrt nach Spanien erlaubt. Im Zuge der ersten dieser humanitären Gesten hatte die „Aquarius“ im vergangenen Sommer 630 Flüchtlinge und Migranten nach Spanien gebracht.

Diese großzügige Haltung brachte Spanien viel Beifall von Menschenrechtlern und auch von der Europäischen Kommission ein. Doch in der spanischen Bevölkerung wächst die Kritik verbunden mit der Sorge, dass die Regierung mit ihren Gesten einen „Sogeffekt“ provozieren könnte.

Angst vor Überfremdung wächst

In der Tat hat sich Spanien in den letzten Monaten zum Hauptankunftsland von Migranten am Mittelmeer entwickelt. Eine Tendenz, die freilich schon vor den humanitären Gesten einsetzte und vermutlich vor allem mit der Verschärfung von Italiens Flüchtlingspolitik zu tun hat.

In 2018 kamen an spanischen Küsten 57.000 Migranten in Booten an – nahezu drei Mal so viel wie im Vorjahr. Währenddessen reduzierte sich die Zahl der Ankünfte in Italien drastisch von 120.000 in 2017 auf 23.000 in 2018.

Umfragen signalisieren derweil, dass in Spanien die Angst vor Überfremdung wächst. Dies spiegelt sich auch im steilen Aufstieg der ultrarechten Partei Vox, die im Dezember in der südspanischen Region Andalusien mit 11 Prozent ins Regionalparlament einzog, dort nun eine konservative Regierungskoalition stützt und massiv gegen die  „Migranten-Invasion“ Stimmung macht.

Nach Einschätzung von Wahlforschern könnte dies nur ein Vorbote auf das sein, was Spanien im Superwahljahr 2019 mit Europa-, Kommunal- und Regionalwahlen droht: eine scharfe Migrationsdebatte, die – wie in Andalusien – in einen spürbaren Rechtsruck münden könnte.

Victor Rother
20. Januar 2019 - 10.29

Die zivile Seenotrettung verteidigt die Menschenrechte für Europa. Alles andere ist Barbarei. Die spanischen Behörden tragen die Mitverantwortung für weitere Tote im Mittelmeer. #notacrime

Grober J-P.
15. Januar 2019 - 21.32

65 Millionen Flüchtlinge weltweit. Ist schon beschämend für die Menschheit. Davon ein geringer Anteil nach Europa. Vielleicht sollten wir mal die Assads, Talibans, Trumps, und sonstige Unmenschen mal fragen ob sie eventuell die Mauer um Europa mit finanzieren könnten. Könnten alle unsere Leute auf dem Herrenberg an die Frontex verleihen.

anne
15. Januar 2019 - 16.33

den Shuttle-Service kéint se jo och erem zreck an hiert Land féieren amplaz se hei an e Land. un Bord brëngen.Wann daat e purmol géif geschëien géifen vläicht munnech anerer sech et iwerlééen op se en allez-retour géifen a Kaaf huelen an fir eppes bezuelen vun dem se herno näicht hun.

Danielle
15. Januar 2019 - 15.43

Mee di Leit, déi wëllen an Europa kommen, wëssen dat nët besser a mengen, hei wier e Schlaraffeland. Mir kënnen se nët einfach erdrénke loossen. Wat seet sou e Behuelen iwwer eis Gesellschaft aus!

anne
15. Januar 2019 - 11.51

Wann Leid am Mier erdrënken as ganz schlemm.Mais et muss awer ebemol och 1kéier ophaalen dass Leid sech selwer a Gefohr brëngen an den Schleiser 1000 bezuelen fir an Europa dran zekommen. Esou kann et jo awer och net weider goen wouh brëngen mer déi Leid do all enner, an ween bezuelt daat alles, a wéih beschäftegen mer all déi Leid.Si kënnen jo och net e Liewen laang fir näicht ennerhaalen gin.

Muller Guy
15. Januar 2019 - 11.50

Ech gin dem Androck net lass dass déi Hellefsorganisatiounen oft dem verlängerten Arm vun Schlepperbanden sin. Déi Organisatiounen missten mol bessen méi op d'Fangeren gekuckt kréien. "Weltminister" Asselborn, übernehmen Sie!

CESHA
15. Januar 2019 - 11.50

Der Shuttle-Service wird erst aufhören, wenn alle diese NGO-Schiffe beschlagnahmt sind.