Neue Corona-VarianteSorgen wegen Nummer 13 – Großbritannien reagiert zuerst, Belgien meldet ersten Fall

Neue Corona-Variante / Sorgen wegen Nummer 13 – Großbritannien reagiert zuerst, Belgien meldet ersten Fall
Keine Erholung in Sicht – eine neue Corona-Variante bereitet neue Sorgen Foto: AFP/Sergei Supinsky

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Nach dem Auftreten der neuen Corona-Variante B.1.1.529 im südlichen Afrika ist die Aufregung weltweit groß. Flüge werden gestoppt und Quarantänepflichten wieder eingeführt.

Bringt die Nummer 13 neues Verhängnis? Noch ehe einer neuen Variante des Sars-CoV-2-Virus der 13. Buchstabe des griechischen Alphabets Ny zugeteilt worden war, reagierte die britische Regierung mit Abwehrmaßnahmen. Am Donnerstagabend wurden sämtliche Flüge aus dem Süden Afrikas gestoppt, ab sofort gilt für Reisende aus Südafrika sowie fünf weiteren Staaten wieder Quarantänepflicht. Am Freitag zogen wichtige EU-Staaten nach. An den Börsen in London und Kontinentaleuropa rauschten die Kurse in den Keller, British Airways, Lufthansa und Airbus verloren jeweils rund zehn Punkte.

Die am Dienstag in Südafrika nachgewiesene Variante mit dem wissenschaftlichen Namen B.1.1.529 beunruhigt Virologen wegen ihrer hohen Zahl von Mutationen am Spike-Protein. Dieses nutzt das Virus, um am Körper anzudocken, weshalb die vorhandenen Impfstoffe darauf abzielen. Eine erhebliche Veränderung des Spike-Proteins könnte also die Wirksamkeit der Covid-Impfungen erheblich einschränken.
Obwohl in seinem Land selbst bisher keine Fälle der neuen Variante aufgetreten sind, müsse Großbritannien „mit Vorsicht handeln“, sagte Gesundheitsminister Sajid Javid am Freitag. Ausdrücklich dankte der Konservative der südafrikanischen Regierung für deren „Offenheit und Transparenz“.

Überraschend schnelle Reaktion

Das rasche Vorgehen Londons steht in deutlichem Gegensatz zum zögerlichen Umgang mit der mittlerweile dominanten, aus Indien stammenden Delta-Variante im Frühjahr. Damals vermutete die Opposition, die Brexit-Regierung von Premier Boris Johnson habe eine Reisesperre wochenlang verzögert, weil der Regierungschef einen Indien-Besuch geplant hatte.

Erster Fall in Belgien

Belgien hat einen ersten Fall mit der neuen, zunächst im südlichen Afrika festgestellten Corona-Variante B.1.1.529 registriert. Das gab der belgische Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke bei einer Pressekonferenz am Freitag bekannt. Der belgische Premierminister Alexander De Croo kündigte zudem Reisebeschränkungen für Einreisende aus Ländern im südlichen Afrika an. Es sei Vorsicht erforderlich, aber keine Panik, sagte Vandenbroucke.
Gleichzeitig führt Belgien wieder strengere Regeln für private Feiern, in der Gastwirtschaft und im Nachtleben ein. „Die Situation heute ist schlimmer als alle Szenarien, die uns die Experten vorgerechnet hatten“, sagte De Croo. Bereits vor gut einer Woche hatte Belgien strengere Corona-Maßnahmen eingeführt, unter anderem eine teilweise Home-Office-Pflicht. Trotzdem schießen die Infektionszahlen in dem Land mit 11,5 Millionen Einwohnern immer weiter in die Höhe. Laut den jüngsten Daten der Gesundheitsbehörde Sciensano wurden über 25.000 neue Infektionen pro Tag gemeldet – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie.

In den vergangenen Tagen hatte sich der Blick der britischen Verantwortlichen eher auf das turbulente Infektionsgeschehen in den europäischen Nachbarländern konzentriert. Da gebe es allerlei wenig erfreuliche Anzeichen, teilte Premier Johnson den Bürgern mit. Einstweilen sehe er aber keinen Anlass, am eigenen Vorgehen im Kampf gegen die Pandemie etwas zu ändern. Lediglich in Nordirland forderte diese Woche die Regionalregierung die Bürger zur weitgehenden Rückkehr ins Homeoffice auf, offenbar mit Blick auf die schlimmer werdende Lage in der Republik Irland.

In Großbritannien hatten Ende Juli zunächst die für England zuständige Londoner Regierung, später auch die Regionen Nordirland, Schottland und Wales alle Corona-Beschränkungen aufgehoben („Freedom Day“). Restaurants und Pubs, Kinos und Theatern bleibt die Kontrolle von Impfnachweisen selbst überlassen; das Tragen von Masken in geschlossenen Räumen darf empfohlen, aber nicht durchgesetzt werden, nicht einmal in öffentlichen Verkehrsmitteln. In Londoner Bussen und in der U-Bahn tragen höchstens die Hälfte der Reisenden einen Mund-Nasenschutz, in vielen Fernzügen liegt die Rate eher noch niedriger.

Die Rate der täglichen Neuinfektionen liegt dauerhaft bei Inzidenzen um die 400 Fälle pro 100.000 Einwohnern; am Donnerstag wurde 434 erreicht. Täglich sterben im Wochendurchschnitt 125 Briten an den Folgen einer Sars-CoV-2-Infektion; die Rate der Covid-Toten pro eine Million Einwohner liegt bei 2.112 (Deutschland 1.198, Luxemburg 1.350, Österreich 1.348, Schweiz 1.311).

Surfen auf der vierten Welle

Vieles deutet darauf hin, dass die Insel seit Monaten einigermaßen stabil auf der vierten Welle surft, die derzeit auf dem Kontinent für Aufregung sorgt. Die anhaltend hohe Durchseuchung der Bevölkerung – schon im Juli täglich mehr als 30.000 Neuinfektionen, während Deutschland Werte um die 800 meldete – in den Sommermonaten dürfte jetzt im Herbst für größere Immunität sorgen. Zudem wurde nach anfänglicher Verzögerung das Auffrisch-Impfprogramm („Booster“) energisch propagiert. Inzwischen haben 70 Prozent all jener, die vor mindestens sechs Monaten ihre zweite Dosis erhalten hatten, ihren dritten Piks erhalten. Damit sind die am stärksten gefährdeten älteren Menschen über 70 Jahre weitgehend gegen eine symptomatische Ansteckung geschützt. Der vergleichbare Prozentsatz liegt in Deutschland bei 52, in Italien sogar nur bei 43 Prozent.

Omikron: Neue Variante hat jetzt einen Namen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die zuerst in Südafrika neu festgestellte Coronavirus-Variante als „besorgniserregend“ eingestuft. Der Erreger mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 „weist eine große Zahl von Mutationen auf“, begründete das zuständige WHO-Expertengremium am Freitag die Entscheidung. Die neue Variante wird demnach künftig nach dem griechischen Buchstaben Omikron benannt.
Südafrikanische Wissenschaftler hatten am Donnerstag mitgeteilt, die neue Virusvariante gebe „Anlass zur Sorge“. Sie könnte demnach wegen der ungewöhnlich vielen Mutationen noch ansteckender sein als die derzeit grassierende Delta-Variante und die Impfstoffe weniger wirksam machen.
Zahlreiche Länder stellten daraufhin den Flugverkehr mit Südafrika und weiteren Ländern der Region ein, in denen der Erreger festgestellt wurde. 

Der von Fachleuten befürchtete Beinahe-Zusammenbruch des Gesundheitssystems NHS wie im vergangenen Winter ist bisher ausgeblieben. Freilich mehren sich die Anzeichen dafür, dass das NHS wieder einmal am äußersten Rand seiner Möglichkeiten operiert. Das scheint weniger Covid-Infizierte zu betreffen als Patienten mit Herzattacken und Schlaganfällen: In vielen Landesteilen müssen sie bis zu 50 Minuten auf eine Ambulanz warten, die Aufnahme ins Spital kostet häufig zusätzlich kostbare Zeit.

Tom
29. November 2021 - 9.57

Et gët dach bestëmmt elo schons eng weider Variant. zum Beispill P2A0N2i1K

Rosseljong
27. November 2021 - 12.02

"Großbritannien reagiert zuerst" LOL, Freedom Day!