Sorgen wegen Eiseskälte wachsen – Organisatoren bleiben cool

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Die Kälte bereitet am Olympiaort große Sorgen. Athleten fürchten Verletzungen, Zuschauer Erkrankungen – und Biathlon-Königin Laura Dahlmeier weint vor Schmerzen. Die Eiseskälte von Pyeongchang machte auch vor der deutschen Biathlon-Sportlerin nicht halt. Als Dahlmeier in der Verfolgung über 10 km zu ihrer zweiten Goldmedaille gestürmt war, konnte sie vor Eiseskälte nicht mal mehr feiern.

Dahlmeiers Finger hätten „beim Auftauen“ derart geschmerzt, dass ihr die Tränen kamen, sagte ein Betreuer. Auch für alle anderen Athleten und Zuschauer wird das Olympia-Wetter zu einer immer größeren Belastung. Am Montagabend zitterten die Skispringerinnen dem Absprung entgegen, die Biathleten trugen am Kopf zusätzlichen Kälteschutz. Und der eisige Wind macht die Minusgrade nur noch schlimmer. Die minus neun Grad an der Buckelpiste fühlten sich durch den „chill factor“ an wie minus 15. Organisatoren und Mediziner geben sich dennoch cool.

Ihr Tenor lautet: „Das sind Olympische Winterspiele.“ Ja, es seien schon schwierige Verhältnisse, räumte Sprecher Sung Baik You vom Organisationskomitee Pocog ein und konnte mit seinen Wetterprognosen wenig Hoffnung auf mildere Tage liefern. „Es wird kalt bleiben. Die Winde dauern bis Mittwoch an“, stellte Sung klar, nachdem am Montag wie zuvor die Männer-Abfahrt auch der Riesenslalom der Frauen abgesagt worden war. Die Temperaturen könnten auf bis zu minus 25 Grad fallen.

Temperatur-Untergrenze gibt es für jeden Verband

Erst am Donnerstag, ergänzte der Sprecher, „soll es wärmer werden“. Bis dahin heißt es zittern. Die klirrende Kälte hat mittlerweile auch zu Problemen beim Transport geführt. Am Sonntag, als es erstmals während der Spiele in Pyeongchang schneite, konnten einige Shuttlebusse nicht mehr fahren. Das Organisationskomitee entschuldigte sich und kündigte an, den Fuhrpark durch neue Modelle aufbessern zu wollen. „Das sind Olympische Winterspiele“, meinte OK-Sprecher Sung. Der deutsche Olympiaarzt Bernd Wolfarth fühlt angesichts der Eiseskälte mit den Athleten. „Grundsätzlich ist es bei den Temperaturen kritisch“, erklärte der Mediziner. Man müsse genau beobachten, bei welchen Bedingungen „die Gesundheit der Athleten gefährdet ist“ und was „noch tolerabel“ sei.

Generell gebe es für jeden Sportverband eine Temperatur-Untergrenze, ab der der Sport nicht mehr betrieben werden sollte, sagte Wolfarth dem SID. Beim Biathlon und Skilanglauf liegt diese bei minus 20, beim Rodeln bei minus 25 Grad. Dennoch sei es am Ende meist Ermessensfrage, wie die Medizinische Kommission der jeweiligen Sportfachverbände entscheide. Wolfarth erklärte am Montag, dass wegen des extremen Wetters noch keine Krankheiten oder Verletzungen im deutschen Team aufgetreten seien. „Wir müssen immer schauen, ob medizinisch etwas vorliegt. Das haben wir zurzeit noch nicht“, sagte der Mediziner. Vielen Athleten sind Temperaturen von minus 20 Grad über Tage hinweg von Weltcup-Wettbewerben in Finnland oder Sibirien bekannt.

Grundsätzlich sei es aber so, dass die Sportler es bei den kalten Temperaturen schwerer hätten mit dem Aufwärmen. Wolfarth: „Deshalb ist es vorstellbar, dass die ein oder andere muskuläre Verletzung eher auftreten kann.“ Betroffen sind auch die Zuschauer, die sich bislang sehr geduldig zeigen. Trotz der Kälte lassen die meisten die Tickets angeblich nicht verfallen und sorgen für soliden Absatz. Für Montag waren laut OK 94 Prozent der Eintrittskarten verkauft, insgesamt wurden bislang 84 Prozent der Tickets abgesetzt. Leere Tribünen in den Freiluft-Arenen lassen freilich anderes vermuten.

sid