Urlaub an der belgischen KüsteSophiapolder: das Paradies für Vogelfreunde

Urlaub an der belgischen Küste / Sophiapolder: das Paradies für Vogelfreunde
Löffler sind in der Region häufig zu sehen Foto: André Feller

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Jedes Jahr zieht es Tausende Einwohner Luxemburgs in den Sommermonaten an die belgische Küste. Je nach Wetterlage sind die Strände dort bis zum Bersten überfüllt. Vielerorts bezahlt man zudem recht teuer für einen Liegestuhl an einer Strandbar. Eine willkommene Abwechslung zu diesem regen Treiben kann ein Rückzug ins Hinterland sein. Das Tageblatt stellt in einer kleinen Serie in den kommenden Tagen mehrere Ruheoasen vor.

Die erste Reise führt in die an Knokke angrenzende niederländische Provinz Zeeland. Das wichtigste Schlick- und Boddengebiet der Küste, das Zwin, erstreckt sich über die belgischen Gemeinden Brügge, Damme und Knokke-Heist bis in die niederländischen Orte Sluis-Aardenburg und Oostburg. Täglich wird das Zwin vom Meer überflutet. Diese Wechselwirkung macht den Naturpark „Het Zwin“ zu einem einmaligen Biotop mit reichem Pflanzenwachstum und einer großen Anzahl an See- und Watvögeln.

Der Sophiapolder nahe dem Ort Oostburg am Isabelladijk ist ein einzigartiges Paradies für Naturliebhaber. Der Polder entstand um 1788 aus einem Sumpfgebiet in der Passageule, das durch den Bakkersdamm im Rahmen von Arbeiten zur Verbesserung der Schiffbarkeit der Westerschelde abgesperrt wurde.

Im Jahr 1807 wurde auf Befehl von General Vandamme eine weitere Eindeichung vorgenommen. Der so entstandene Polder hat eine Fläche von ca. 329 Hektar. Er wurde nach Sophia, der Frau von General Vandamme, benannt.

Seit der Zeit von General Vandamme wurde die Landschaft des Sophienpolders durch Entwässerungsarbeiten und Sandabbau weiter verändert. Am östlichen Ende des Polders hat sich der Weiler Bakkersdam entwickelt. Von hier aus fließt der Entwässerungskanal in westlicher Richtung am nördlichen Rand des Polders entlang und folgt der Linie der ehemaligen Passageule. Südlich des Entwässerungskanals ist durch den Sandabbau ein sumpfiges Bächlein entstanden, das einen natürlichen Anziehungspunkt für Wasservögel darstellt. Die Anziehungskraft für Wasservögel wurde durch weitere Landbewirtschaftungsmaßnahmen verstärkt, die seit der Ausweisung des Polders als Wildtierreservat im Jahr 2006 durchgeführt wurden. Das gesamte Gebiet wird durch ein naturnahes Wasserstandsmanagement reguliert.

Der in drei Zonen unterteilte Polder weist unterschiedlich hohe Wasserspiegel auf. So ist der Wasserstand im mittleren Abschnitt tiefer als im westlichen Abschnitt und umfasst eine große Insel; ein bevorzugter Nistplatz für Wasservögel. Der östliche Abschnitt eignet sich weniger für nistende Seevögel, dafür aber besser als Reservat für seltene Sumpfpflanzenarten.

Niederländischen Datenbanken zufolge wurden bisher 224 Vogelarten nachgewiesen. Zählt man alle Arten von Fauna und Flora zusammen, sind es 431 Arten. Zu den Brutvögeln gehören Lachmöwe, Säbelschnäbler, Flussregenpfeifer, Uferschnepfe und Schwarzhalstaucher. Löffler sind häufig zu sehen, ebenso wie der Wanderfalke.

Mit etwas Glück trifft man auch auf seltenere Arten wie den Grasläufer. Auch Flussuferläufer und gestreifte Strandläufer zählen zu den Besuchern. Verschiedene Ornithologen beobachteten einen Ortolan, auch unter der Bezeichnung „Gartenamme“ bekannt, sowie einen Flamingo, der regelmäßig ins Polder zurückkehrt.

In den letzten Tagen wurde vermehrt ein sogenannter Kampfläufer (Calidris pugnax) im westlichen Teil des Sophiapolders gesichtet. Der knapp 30 cm große Schnepfenvogel ist streng geschützt und stammt aus der Paläarktis. In den Wintermonaten ist es ein Schlafplatz für Hunderte von kleinen Schwänen. In der steilen Uferschwalbenwand zogen im Jahr 2013 nicht weniger als 300 Schwalbenpaare ihre Jungen auf.

Das ehemalige Sandabbaugebiet beherbergt heute mehr als 200 Pflanzenarten, darunter eine Reihe von Arten, die auf der Roten Liste stehen. Im Frühjahr färbt sich das Nordufer dank der Klappertöpfe, einer Pflanzengattung innerhalb der Sommerwurzgewächse, komplett gelb, durchsetzt mit dem Violett Tausender Schilf-Orchideen.

Wegbeschreibung

Über den parallel zur N253 laufenden Oostburgseweg gelangt man zum Isabelladijk. Von hier aus lassen sich das Gebiet und die Tausenden von Wasservögeln gut beobachten. Am Isabelladeich, gegenüber der Vogelinsel, befindet sich ein Aussichtspunkt mit einem Parkstreifen. Ein weiterer Aussichtspunkt befindet sich nahe der N253, dieser ist aber weit vom Geschehen entfernt und weniger gut zur Beobachtung geeignet. Das gesamte Gebiet ist von Feldwegen umgeben und lässt sich bestens mit dem Rad oder zu Fuß erkunden.