Proteste im IranSolidaritätsbekundung: Studenten rufen zur stillen Mahnwache in Luxemburg auf

Proteste im Iran / Solidaritätsbekundung: Studenten rufen zur stillen Mahnwache in Luxemburg auf
In Europa schlagen sich immer mehr Bürger auf die Seite des iranischen Volkes. In Luxemburg wollen Demonstranten heute ihre Solidarität mit den Protesten im Iran bekunden. Foto: AFP

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Im Zusammenhang mit den Protesten im Iran hat die iranische Studentenvereinigung in Luxemburg heute zu einer Solidaritätsaktion auf der Place Clairefontaine in Luxemburg-Stadt aufgerufen. Die jungen Menschen wollen auf diesem Weg ihre Verbundenheit mit der jungen Frau ausdrücken, die am 16. September in iranischer Haft ums Leben kam. Gleichzeitig wollen sie ihre Solidarität mit den Tausenden Iranern bekunden, die in den letzten Tagen bei Protesten getötet, verletzt oder verhaftet wurden. 

Die Polizei spricht von „Randalierern“, Irans Präsident Raisi von einer „Verschwörung“. Doch die Demonstranten lassen sich trotz der harten Haltung der Regierung im Iran nicht abhalten: Die durch den Tod einer jungen Frau ausgelösten Proteste in dem Land gingen auch in der Nacht zum Mittwoch weiter. Es kam Medienberichten zufolge zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sowie zu Festnahmen in verschiedenen Teilen des Iran. Die Polizei erklärte, sie werde landesweit konsequent gegen „Randalierer“ vorgehen.

Auslöser der nun seit elf Tagen anhaltenden Proteste ist der Tod der 22 Jahre alten Mahsa Amini. Sie war von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen worden und am 16. September unter ungeklärten Umständen gestorben. Die Demonstranten sprechen von Polizeigewalt, die Behörden weisen dies entschieden zurück.  Indessen ist die Zahl der Verletzten und Toten in den letzten Stunden weiter gestiegen. Offizielle Zahlen werden zwar nicht genannt, doch spricht der iranische Staatssender inzwischen von mehr als 40, andere Quellen von mehr als 70 Toten. Tausende sollen landesweit festgenommen worden sein. 

In diesem Zusammenhang hat die iranische Studentenvereinigung in Luxemburg für heute 18 Uhr zu einer Protestkundgebung auf der Place Clairefontaine in der Hauptstadt eingeladen. „Mit einer stillen Mahnwache und kleinen Geschenken wollen wir am Donnerstag unser Beileid bekunden“, schreiben die Organisatoren in einer Mitteilung. „Zum Schluss der Veranstaltung wird die Iranian Student Association dieses Verbrechen am iranischen Volk in einem offiziellen Statement aufs Schärfste verurteilen und ihre Solidarität mit den Bürgern des Landes ausdrücken.“

Luxemburg gehört damit zu der wachsenden Zahl an Städten, in denen die Menschen für das iranische Volk und gegen die brutale Vorgehensweise der iranischen Sittenpolizei auf die Straße gehen. In Berlin nahmen am Mittwoch Hunderte Menschen, darunter auch Politiker und Gewerkschaftler, an einer Veranstaltung für die Solidarität mit den Protesten im Iran am Brandenburger Tor teil. In Madrid versammelten sich die Demonstranten vor der iranischen Botschaft, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gelten im Iran strenge Kleidungsvorschriften. Insbesondere in den Metropolen sehen viele Frauen die Regeln inzwischen aber eher locker und tragen beispielsweise ihr Kopftuch nur auf dem Hinterkopf – zum Ärger erzkonservativer Politiker.

Zu den verhafteten Gegnern des Kopftuchzwanges gehört nun auch die Tochter eines Ex-Präsidenten. Die 59 Jahre alte Faeseh Haschemi – eine bekannte Frauenrechtlerin – wurde am Mittwoch in Teheran festgenommen. Sie habe versucht, Frauen zur Teilnahme an den Protesten zu motivieren, meldet die Nachrichtenagentur Tasim. Das wird im Iran derzeit als Straftat eingestuft. Haschemi ist die Tochter des 2017 gestorbenen und damals einflussreichen iranischen Ex-Präsidenten Ali Akbar Haschemi-Rafsandschani. (ham/dpa)