So wurde die Burg in Esch (Sauer) zum Postkartenidyll

So wurde die Burg in Esch (Sauer) zum Postkartenidyll

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Der vierte Ausflug in die Welt der Ansichtskarten führt in den Norden – und im wahrsten Sinne des Wortes in die lebenswichtigste Ortschaft des Landes. Ohne „Esch am Lach“, wie Esch/Sauer im Volksmund bezeichnet wird, wäre Luxemburg schon längst verdurstet. In Zeiten, in denen die ersten Ansichtskarten um die Welt verschickt wurden, griffen die Fotografen und Verleger bei der Motivwahl auf die Burg von Esch/Sauer oder das idyllische Tal zurück. Der Stausee wurde erst im Jahr 1955 angelegt.

Manche Burgen und Schlösser wurden verhältnismäßig wenig abgelichtet. Dies trifft jedoch nicht auf die Burg von Esch/Sauer zu, die auf unzähligen Ansichtskarten zu sehen ist.
Nach aktuellem Wissensstand wurde Esch/Sauer zum ersten Mal im Jahr 774 erwähnt, genauer im „Liber aureus Epternacensis“, dem Goldenen Buch der Echternacher Abtei. Demnach trat Nebelungus seine Güter mitsamt den Leibeigenen an die Abtei ab.
Am 3. Juni 927 erwarb ein gewisser Meginold das Gelände, auf dem 146 Menschen wohnten, mit dem Ziel, dort eine Burg zu errichten. Zusammen mit seiner Gattin Hiltrud ließ er einen quadratischen Bergfried im romanischen Stil und ein Wirtschaftsgebäude errichten. Seine Nachkommen, die Gebrüder Heinrich I. und Godfried I., zogen in den Jahren 1096 bis 1099 in den ersten Kreuzzug. Ersterer starb auf dem Schlachtfeld.

In den folgenden Jahrhunderten ging die Burg in den Besitz von Robert II. und Godfried IV. über, die sie vergrößern ließen und im gotischen Stil ausbauten. Der Name von Robert II. ist urkundlich überliefert. Der Graf verwendete im Jahr 1220 erstmals ein Escher Siegel. Er gehörte zudem zu den Testamentsvollstreckern der Gräfin Ermesinde und kam in deren Urkunden vor.

Als letzter Burgherr wird Godfried IV. erwähnt. Er starb kinderlos im Jahr 1292 und somit endete diese Linie der Grafen. Die Grafschaft Esch/Sauer bestand zu diesem Zeitpunkt aus 19 Dörfer und reichte bis Diekirch.

Mit der Verbreitung des Schießpulvers im 15. Jahrhundert erweiterten die Herrschaften Cronenburg und Rodermacher die Festungsmauern, die bis ins Tal hinabreichten und noch heute in der rue des Remparts sichtbar sind. Auch der bekannte Lochturm stammt aus dieser Zeit. Das gesamte Dorf war von einer Ringmauer mit zwei Wachtürmen umgeben.
1685 nahm dann der Sonnenkönig Ludwig XIV. die Burg Luxemburg ein und ließ zahlreiche Burgen hierzulande schleifen. Da die Ringmauern von Esch/Sauer jedoch an Wohnhäuser angebaut waren, blieben sie verschont. Im Laufe der Zeit bauten die Anrainer das Gemäuer in Eigenregie ab und verwendeten das Gestein zum Bau ihrer eigenen Häuser.
Bis 1891 wechselte die Burg 14-mal den Besitzer, bevor sie am 27. Juli 1893 in staatlichen Besitz überging. Am 11. September 1902 wurden sie an den Ägypter Martin Riano d’Hutzt zum Preis von 1.000 Franken veräußert.

Der neue Besitzer beauftragte den Architekten Charles Arendt mit Dokumentations- und Renovierungsarbeiten. Letztere endeten jedoch – mit Ausnahme der Kapelle und einigen kleineren Arbeiten im Jahr 1907 –, vermutlich aus finanziellen Gründen.
In den 1980er-Jahren wurden auf Initiative von John Zimmer archäologische Grabungen durchgeführt. 2005 restaurierte der „Service des sites et monuments nationaux“ Teile der Burg, die im gleichen Jahr wieder um Staatseigentum wurde. F.A.


Der Weg der schnellen Karte

Die Postkarte mit Foto von Charles Bernhoeft zeigt das Dorf mitsamt der Burg von Esch/Sauer (oben auf dem Felsen). Sie wurde ins französische Audun-le-Roman im damaligen Département Meurthe et Moselle verschickt.

Ein Blick auf die Rückseite verrät so einiges – so zum Beispiel den Postweg und wann die Karte verschickt wurde bzw. angekommen ist. Für damalige Verhältnisse erreichte sie äußerst schnell ihren Adressaten: Am Nachmittag des 13. August 1900 – zwischen 15 und 16 Uhr – wurde sie im Postamt Esch/Sauer abgegeben. Dies bescheinigt der Poststempel Esch/Sauer mit der Inschrift „3-4 S“, wobei das „S“ für „soir“ steht.

Die Karte erreichte Audun-le-Roman nur einen Tag später, also am 14. August, und wurde dann beim zweiten Rundgang (Bezeichnung „2e“ im Stempel) ausgetragen.

Innerhalb Frankreichs wurde die Karte per Bahnpost auf der Strecke Longuyon-Nancy befördert. Dies erfährt man durch den nur teilweise sichtbaren Bahnpoststempel, der sich anhand von Vergleichsmaterial identifizieren ließ, und den Poststempel Longuyon.

Dass die Karte so früh ankam, hatte man der Bahnpost, dem Transport in großen Postwagen sowie der Tatsache, dass die Post vielerorts zweimal täglich ausgetragen wurde, zu verdanken.

Le Républicain
18. August 2018 - 10.38

Schade nur dass unsere heutige Post nicht mehr so gut arbeitet wie damals..und dann sagt man wir haben grosse Fortschritte gemacht seit 1900...villeicht sollte unser Postminister da mal was unternehmen wenn er nicht gerade ins Weltall entschwunden sein sollte um Gold zu schürfen...