„Bitte einsteigen!“So plant Luxemburg den öffentlichen Transport der Zukunft 

„Bitte einsteigen!“ / So plant Luxemburg den öffentlichen Transport der Zukunft 
Vorfahrt öffentlicher Transport: So könnte es 2035 in Belval aussehen Illustration: MMTP

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 Foto: Editpress

„Bitte einsteigen!“

So heißt unsere Artikelserie zum öffentlichen Personenverkehr in Luxemburg. Das Tageblatt beleuchtet mit Interviews, Selbsttests und Analysen alle denkbaren Aspekte des öffentlichen Transports, um herauszufinden, wie gut Bus, Bahn und Co. im Großherzogtum funktionieren. Teil neun beschäftigt sich mit den Zukunftsplänen zum öffentlichen Transport, insbesondere den Strategien und Bauprojekten, die im nationalen Mobilitätsplan (PNM2035) definiert sind.

Dass der öffentliche Transport gratis ist, ist nicht der ausschlaggebende Faktor für seinen Erfolg. Vielmehr gibt die Qualität des Verkehrsnetzes den Ausschlag. Und die soll in Luxemburg verbessert werden. Der nationale Mobilitätsplan verrät, was bis 2035 geschehen soll. 

„Ein Quantensprung in den Passagierzahlen bekomme ich nur über die Qualität. Damit meine ich gute Verbindungen, ordentliche Züge, Korrespondenzen, die funktionieren, und keine Verspätungen“, ist sich Mobilitätsminister François Bausch sicher. Das Beispiel Schweiz zeige das, denn die Schweiz sei das Land, in dem der öffentliche Transport am meisten genutzt werde, obwohl er dort mit am teuersten sei. „Warum? Weil er super ist!“, schwärmt Bausch.

Super ist der öffentliche Transport in Luxemburg nicht, aber er soll wesentlich besser werden. Dafür hat sich das Land mit dem nationalen Mobilitätsplan (PNM 2035) eine Vision gegeben. Der PNM 2035 ist Nachfolger des 2018 öffentlich vorgestellten Modu 2.0. Wenn Letzterer als Theorie gilt, dann ist der PNM 2035 die praktische Umsetzung, basierend auf Daten. Ausgangspunkt ist ein projiziertes Wirtschaftswachstum von drei Prozent, was bis 2035 die Mobilitätsnachfrage um 40 Prozent wachsen lassen würde. Ziel des PNM ist, die 40-prozentige Steigerung der Bewegungen mit weniger Autos als 2017 zu bewältigen.  

Neben der Förderung der sanften Mobilität ist die Weiterentwicklung des öffentlichen Transports Grundvoraussetzung, dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Im PNM 2035 heißt es folgerichtig, dass es darum geht, „Mobilitätsketten des öffentlichen Verkehrs, welche im Vergleich zum motorisierten Individualverkehr attraktiv sind, für alle wichtigen Mobilitätsströme anzubieten“. In der Praxis bedeutet das, dass man mit einem einmaligen Umsteigen alle Ziele im Land erreichen sollte. Die Umsteigeknoten wie die Bahnhöfe sollen dabei nicht nur Verkehrsinfrastrukturen sein, sondern „lokale Anziehungspunkte“ mit Geschäften, Dienstleistern und Gastronomie. 

Eisenbahn und Tram

Der ländliche Raum soll mit Regionalzügen und -bussen mit den Ballungsgebieten verbunden werden, wobei die Hauptbuslinien das Schienennetz ergänzen soll. Regionale P&R-Anlagen sollen zudem den Umstieg auf die Bahn, die Hauptbuslinien bzw. die Tram ermöglichen. Für das Bahnnetz ergeben sich daraus laut PNM 2035 drei übergeordnete Ziele: 1. Optimierung der Fahrzeiten und/oder des Angebots zwischen den drei größten Ballungsgebieten des Landes. 2. Verlegung oder Neuanlage bestimmter Bahnhaltestellen, etwa zur Erschließung sehr großer Städtebauprojekte bzw. zur Stärkung eines Umsteigeknotens. 3. Zusammenarbeit mit den Nachbarländern zur Verbesserung und zum Ausbau des Angebots internationaler Zugverbindungen
nach Luxemburg. Diese Ziele sollen u.a. mit 16 konkreten Vorhaben (siehe Kasten) bis 2035 erreicht werden, wobei die laufenden Projekte (z.B. Neubau Bettemburger Strecke, neues Zugmaterial, Bahnhof Luxemburg und Ettelbrück) schon eine wesentliche Verbesserung mit sich bringen werden.  

Eine wahre Erfolgsgeschichte ist derweil die Tram (100.000 Passagiere pro Werktag), die deshalb auch zügig weiter ausgebaut wird. Kernstück ist der Ausbau in Richtung Süden mit der schnellen Straßenbahn in Richtung Esch, Belval und Beles. In den Westen soll es zwei weitere Tram-Linien geben, wovon eine in einer weiteren Ausbaustufe bis nach Mamer reichen könnte. Von Hollerich aus soll zudem eine Straßenbahntrasse die Escher Straße in Richtung Cloche d’Or passieren. Der Öffentlichkeit vorgestellt wurden Mitte März aber zunächst einmal der Ausbau nach Hollerich und eine zweite Linie auf Kirchberg („Laangfur“). Damit alle neuen Strecken bis 2035 fertig sind, muss der Netzausbau auf zwei bis drei Kilometer pro Jahr beschleunigt werden (zum Vergleich: 2016 bis 2021 waren es 1,5 bis 2 km pro Jahr). 

Das Busnetz

„Die Hauptbuslinien sind für das öffentliche Verkehrsnetz ebenso strukturierend wie Bahn- und Tramlinien. Auch sie erfordern eine spezifische Infrastruktur“, heißt es unterdessen im Mobilitätsplan über die Zukunft des Busnetzes. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Buspriorisierungen bei der Einfahrt und der Durchfahrt der Ballungsgebiete verstärkt werden soll. Zum Beispiel durch die Bus-Hochleistungskorridore (CHNS = „corridor à haut niveau de service“), die in der Hauptstadt, rund um und durch Esch sowie in der „Nordstad“ entstehen sollen. Sie fahren keine Umwege, können grenzüberschreitend verkehren und bleiben nur an den Haupthaltestellen stehen.

Neben diesen Hauptbuslinien gibt es die sogenannten Erschließungslinien. Die heißen so, weil sie Ortschaften, Stadtviertel und Gewerbegebiete, die über keine Bahn- oder Tramhaltestelle bzw. Anbindung an eine Hauptbuslinie verfügen, erschließen. Mit der Reorganisation des RGTR-Busnetzes ist ein erster Schritt in Richtung eines zukunftsträchtigen Busnetzes 2022 erfolgt (mehr dazu in Teil zehn von „Bitte einsteigen“ am Samstag).

Die Bahnprojekte

1. Bau eines Gleisdreiecks zwischen den Strecken Petingen – Luxemburg und Petingen –
Esch, wodurch die Fahrtzeit zwischen Differdingen und der Hauptstadt um bis zu 20 Minuten verkürzt wird.
2. Umbau des Peripheriebahnhofs Hollerich zum vierten CFL-Umsteigeknoten der Stadt Luxemburg.
3. Verkürzung der Reisezeit zwischen Brüssel und Luxemburg.
4. Vollständige Modernisierung der Nordstrecke und ihrer Stichbahnstrecken (eine von einer  Hauptbahnstrecke abzweigende Nebenstrecke wie z.B. Rümelingen).
5. Einrichtung eines CFL-Umsteigeknotens in Erpeldingen/Sauer inkl. P&R.
6. Verlegung und Ausbau der Stichbahnstrecke in der „Nordstad“.
7. Ausbau des Bahnangebots zwischen Luxemburg und Trier.
8. Ein zusätzlicher Bahnsteig am Hauptbahnhof für Züge aus Differdingen.
9. Verstärkung des Angebots auf dem „Sillon Lorrain“.
10. Stärkung der Stichbahnstrecke in Düdelingen.
11. Ausbau der Käldall-Stichbahnstrecke mit Endhaltestelle Rümelingen.
12. Ein weiterer Haltepunkt für das neue „Metzeschmelz“-Viertel in Esch-Schifflingen.
13. Ersatz der Stichbahnstrecke in Audun-le-Tiche durch einen grenzüberschreitenden Bus-Hochleistungskorridor (CHNS).
14. Bündelung der CFL-Haltestellen in Beles zu einem Umsteigeknoten mit der schnellen Tram und einem
Bus-Hochleistungskorridor.

Vision 2035: So sollen die wichtigsten Elemente des multimodalen Verkehrsnetzes Luxemburgs in Zukunft aussehen
Vision 2035: So sollen die wichtigsten Elemente des multimodalen Verkehrsnetzes Luxemburgs in Zukunft aussehen Illustration: PNM 2035/MMTP

Nomi
23. März 2023 - 11.32

@oswaldcl : Mat gesondem Menschenverstand rappt een haut keng Schinnen aus dem Bueden fir mat Bus ze ersetzen ! TRAM an der Stadt oofgerappt, durch Bussen ersaat, an haut fuhren mer rem mam TRAM ! D'Nordstreck war 2 spureg, ass elektrifizei'ert gin an eenspureg. Elo soll se rem 2 spureg emgebaut ginn ! Kennen dei' Decideuren eigentlech mat Stei'ergelder em go'en ?

oswaldcl
22. März 2023 - 22.01

Ech fannen et net gutt, d'Streck op Däitsch-Oth ofzeschafen an duerch e Bus ze ersetzen. Huet de Minister scho mat eise franséischen Nopere geschwat, wéi si déi Saach gesinn ?

Nomi
22. März 2023 - 11.45

Bild vum Artikel : Firwaat net eng Breck oder Tunnel fir d'Auto'en an den Bus ?