Einwohnerin erzähltSo hart traf es Käerjeng – „Es war so unwirklich, wie ein Film“

Einwohnerin erzählt / So hart traf es Käerjeng –  „Es war so unwirklich, wie ein Film“

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Umgefallene Bäume, abgedeckte Dächer, zerbrochene Fenster, Straßen voller Dachziegel, kaputte Autos – nachdem gestern gegen 18 Uhr ein Tornado in der Fusionsgemeinde Käerjeng/Bascharage gewütet hat, herrschte dort Zerstörung, so weit das Auge reicht.

Die Stadt am Freitagabend: Die Straßen gleichen einem Schlachtfeld. Sirenengeheul und Blaulicht. Bagger und Abschleppwagen. Die Aufräumarbeiten haben begonnen. Es herrschen Chaos und ein riesiges Durcheinander. Polizisten klingeln an den Haustüren in der avenue de Luxembourg in Höhe des Cactus, um zu klären, ob sich noch Bewohner in den Häusern befinden. Die Wohnungen werden vorsichtshalber evakuiert. Keiner weiß, wo diese Menschen unterkommen sollen.

Es war kurz vor 18 Uhr, als in Bascharage ein Tornado wütete. Die Szenen gleichen jenen, die man sonst eigentlich nur aus Katastrophenfilmen kennt. Angst und Fassungslosigkeit hat sich längst breitgemacht bei den Einwohnern. „Es ist wie im Krieg. So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Bandera Guitiono Gomes, der wie viele andere nicht in sein Haus kann. Seine Tochter sowie sein Nachbar Saturnino Silva stehen neben ihm. Auch Saturnino Silva steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Er ringt nach Wörtern und sagt, dass er so etwas nur aus Filmen kennt.

Die Aral-Tankstelle hat ebenfalls so einiges abbekommen. Der Betrieb wurde eingestellt. Aurélie kam gerade aus ihrer Pause: „Ich hörte einen enormen Knall und sah Teile herumfliegen, als ich zum Fenster rausschaute“, erzählt die Angestellte. „Ich dachte anfangs, ein Flugzeug wäre abgestürzt. Wir haben dann gleich die Kunden, die an der Zapfsäule ihre Wagen betankten, ins Innere gelotst, um sie zu schützen.“

„Wir müssen als Gemeinde zusammenhalten“

Auch Nico Funck, DP-Rat in Bascharage, steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben: „Das sind Szenen wie aus Filmen, wie man sie sonst nur vom amerikanischen Fernsehen kennt. Der Materialschaden ist enorm.“ So kurz nach der Katastrophe weiß Funck auch nicht, wie alles nun weitergehen soll und wo die Menschen, die nicht zurück in ihre Häuser können, untergebracht werden sollen. Denn auch der Sport- und Kulturkomplex „Um Acker“, der als Notunterkunft hätte herhalten sollen, wurde in Mitleidenschaft gezogen. Eines ist für Funck jedoch klar: „Jetzt ist Solidarität gefragt. Wir müssen als Gemeinde zusammenhalten, um diese Katastrophe zu überwinden.“

Dieser 9. August wird den Menschen in Bascharage wohl noch lange in Erinnerung bleiben.


Gespräch mit einer betroffenen Anwohnerin

Manuela Pollarini ist Opfer der Katastrophe in Bascharage geworden. Sie wohnt in der avenue de Luxembourg, die am schwersten betroffen zu sein scheint. Uns hat sie erzählt, was sich abgespielt hat.

Manuela Pollarini (rechts) war sogar in ihrem Haus nicht sicher


Tageblatt: Wann brach der Tornado los und wo waren Sie in dem Moment?

Manuela Pollarini: Ich stand am Fenster in der Küche und es war so gegen 18 Uhr. Ich sah urplötzlich Gegenstände draußen herumfliegen. Dann kam mein Sohn und schrie: „Mama, schnell raus aus dem Haus. Es ist ein Tornado.“ Ich kümmerte mich umgehend um meine Enkelkinder, die vor Angst schrien.

Was passierte dann?
Dann zersplitterte mein Küchenfenster. Gott sei Dank war es eine Doppelverglasung. Dann kamen meine Nachbarin und die anderen Hausbewohner. Wir standen alle im Flur. Meine Nachbarin war völlig in Tränen aufgelöst und sagte, bei ihr sei alles kaputt. Sie wollte wissen, wie es bei mir in der Wohnung aussieht.

Wie ging es dann weiter?
Wir haben das Haus fluchtartig verlassen und standen im Regen vor der Haustür. Da haben wir dann die Ausmaße der Katastrophe gesehen. Schrecklich. Unglaublich.

Was ging Ihnen durch den Kopf?
So etwas gibt es doch nur im Fernsehen. So habe ich reagiert. Es war so unwirklich, wie im Film halt.

Hatten Sie Angst?
Und ob. Ich zitterte am ganzen Leib. Es war schrecklich. Später dann bin ich mit den Feuerwehrleuten hochgegangen in die Wohnung. Wir hatten die Gelegenheit, einige Kleider sowie Medikamente mitzunehmen. Und auch meine Hündin Angie, die mein Ein und Alles ist.

Wie sieht es in Ihrer Wohnung aus?
Schrecklich. Die Fenster sind kaputt. Die Decke hat ein Loch und es regnet rein. Die Zimmer stehen teilweise unter Wasser. Es ist ein Bild der Verwüstung.

Wo werden Sie die Nacht verbringen?
Das weiß ich noch nicht. Es herrscht Chaos. Wir wissen nicht, wo wir dran sind.