Von „gut vorbereitet“ bis „ein mulmiges Gefühl“So erleben Rettungskräfte Covid-19-Einsätze

Von „gut vorbereitet“ bis „ein mulmiges Gefühl“ / So erleben Rettungskräfte Covid-19-Einsätze
Tom Konsbrück, Leiter von CIS Remich, sieht die Rettungsdienste ausreichend auf Covid-19-Einsätze vorbereitet  Foto: Privat

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Gut gefüllte Materiallager, straffes Regelwerk, jahrelange Übung und Erfahrung: Die Rettungshelfer wie Tom Konsbrück, Leiter des CIS Remich, helfen täglich besonnen und fokussiert auch in Zeiten von Corona. Angst oder gar Panik beschleichen die Helfer nicht, sagt der Chef. Gedanken über Covid-19 machen sie sich schon, erzählte er Daisy Schengen.

Tageblatt: Bei einem Brand bekämpfen Feuerwehrleute Flammen, bei einem Autounfall versorgen die Helfer Verletzte. Ein Nanometer großes Virus ist hingegen unsichtbar, aber umso gefährlicher. Macht der unsichtbare Gegner Ihnen und Ihren Kollegen Angst?

Tom Konsbrück: Nein. Unsere Aufgabe als Rettungskräfte ist klar: Menschen in Not zu helfen. Sei es bei einem Feuer oder bei einem Coronavirus-Einsatz. Die Vorsorgemaßnahmen, wie Schutzkleidung und Masken, um im Einsatz gut geschützt zu sein, sind ausreichend getroffen. Wir sind gut ausgestattet. Außerdem geben klare Regeln (Standard-Einsatz-Regeln) vor, wie wir Rettungskräfte uns bei einem Verdachts- und bei einem bestätigten Covid-19-Fall verhalten müssen. Sie beschreiben, wie wir uns anziehen und den Patienten versorgen müssen und wie die richtige Desinfektion zu gewährleisten ist. Solange wir Rettungskräfte uns akribisch an diese Regeln halten – stets den Eigenschutz im Vordergrund –, sehe ich keinen Grund zur Sorge.

Handelt es sich bei Einsätzen im Zusammenhang mit Covid-19 um „übliche“ Einsatzsituationen?

Jein.

Warum?

Die Ausbreitung des Coronavirus, das wir gerade erleben, ist eine Pandemie, in Luxemburg gilt der „Etat de crise“. Natürlich ist das ein mulmiges Gefühl, zumal der letzte Notstand rund hundert Jahre zuvor ausgelöst wurde. Leere Straßen, Menschen, die zu Hause bleiben – es ist zutiefst menschlich, dass dieses Bild ein mulmiges Gefühl bei einem hinterlässt.

Was den Einsatz an sich angeht, den muss man wie üblich abarbeiten. Hält man sich an die Regeln, besteht kein Grund zur Sorge.

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Inzwischen sind auch Rettungskräfte an Covid-19 erkrankt. Was macht das mit einem?

Natürlich bleiben auch wir nicht vom Virus verschont. Bei einer Pandemie, wie die Ausbreitung von Covid-19, ist es beinahe normal, dass der Virus jemanden trifft, den man selbst kennt. Die Nachricht von einer Erkrankung berührt einen, man wünscht sich, der Kollege soll schnell wieder gesund werden. Doch die Frage, habe ich mich bei ihm angesteckt, steht auch im Raum. Denn mit einem Arbeitskollegen hatte man möglicherweise, vor den strengen Regelungen, auch mal ein Feierabendbier zusammen getrunken, eben einen engeren Kontakt als mit einem völlig Fremden gehabt.

Sind die Standard-Einsatzregeln für freiwillige und hauptberufliche Helfer die Gleichen?

Ja. Es geht darum, sich vor der Krankheit umfassend zu schützen. Bei uns gibt es keine Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Fahren Sie als Rettungshelfer vermehrt zu Covid-19 Einsätzen? Haben diese nach Ihrer Einschätzung in der Region im Vergleich zu anderen Arten von Einsätzen zugenommen?

Das lässt sich so pauschal nicht sagen, da die Anrufe zuerst bei der Notrufzentrale ankommen. Aber ja, die Verdachtsfälle von Covid-19 gehen in die Höhe, genauso wie die Infiziertenzahlen. Insofern ist es normal, dass auch Menschen hier aus der Region sich mit dem Virus infiziert haben. Allerdings lässt es sich nicht pauschal für das Rettungszentrum in Remich sagen, dass die Einsatzzahl durch die Pandemie in die Höhe gegangen ist.

Die Schutzausrüstung und die Materialien, sagte CGDIS-Generaldirektor Paul Schroeder bei einer Pressekonferenz Anfang der Woche, seien ausreichend vorhanden. Wie erleben Sie die Situation vor Ort?

Wir sind gut geschützt. Was die Anlieferungen des Materials anbelangt, kann ich sie nicht beurteilen, da unser Lager im CIS Remich ausreichend bestückt ist. Momentan sehe ich keine Engpässe in diesem Zusammenhang.

Unser Experte

Tom Konsbrück ist ausgebildeter Krankenpfleger, seit 2005 als freiwilliger Rettungssanitäter und Feuerwehrmann tätig. Seit dem 1. Juni 2013 ist Konsbrück „Chef de centre“ von der damaligen „Protection civile“ und nach der Reform der Rettungsdienste 2018 ist er seit dem 1. Juli 2018 Leiter des „Centre d’incendie et de secours“ (CIS) in Remich.