KunsteckeSkulptur-Promenaden unter freiem Himmel (I)

Kunstecke / Skulptur-Promenaden unter freiem Himmel (I)
Die Philharmonie gehört zu den auffälligsten Gebäuden auf Kirchberg Foto: Editpress/Alain Rischard

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Seit geraumer Zeit finden regelmäßig thematische Stadtführungen in Luxemburg statt, sachkundig geleitete Begehungen nicht nur des historischen Stadtkerns mit Hinweisen auf schützenswertes Patrimonium, sondern darüber hinaus auch geschichtliche Einordnungen eines Experten. Luxemburgs Hauptstadt erinnert in diesen sommerlichen Zeiten auch an weitere Möglichkeiten, individuell Stadtführungen diverser Art zu organisieren. Man kann auf den Spuren von Goethe und Schuman flanieren, die Stadtgeschichte aufspüren oder die schönsten Aussichtspunkte aufsuchen oder aber über die rote Brücke hinaus auf Kirchberg Architektur und Skulptur im aufblühenden Banken-, Europa-, Sport, Museums- und Bürohausviertel erkunden. Das City-Magazin empfiehlt eine kurze Tour (3 km um die drei Stunden). Wer Lust auf mehr hat, kann sich auf 9 km eine Menge an Kunst und Bauten ansehen.

Als Startpunkt wird die Coque angegeben, die große Sport- und Schwimmhalle an der Avenue John F. Kennedy. Die Richtung, in der gewandert wird, ist dann eine ganz persönliche Entscheidung, je nach Laune und Wetter. Architektonisch sehenswerte Bauten lassen sich entlang der Avenuen und Boulevards wie Perlen einer Kette aneinanderreihen, Hauptsache, man verpasst die wichtigsten nicht.

Das international wohl bekannteste Gebäude ist das Museum für Moderne Kunst (Mudam), erbaut nach den Plänen des sino-amerikanischen Architekten I. M. Pei, ein Museum der modernen Bauart, das unabhängig von seinem zeitgenössischen Inhalt allein als „Anbau“ an die restaurierten Türme „Dräi Eechelen“ sehenswert ist. Interessant ist das Gelände rund um Fort Thüringen sowie auch die Entwicklung der place de l’Europe mit der vom französischen Stararchitekten Christian de Portzamparc geschaffenen Philharmonie mit als Zugabe dem Pavillon des Luxemburgers Bert Theis und dem neuen Kongresszentrum neben dem bekannten Bürohaus und dem verkleinerten „Kueb“, seinerzeit als Plenarsaal für das Europaparlament geplant.

Skulpturen der besonderen Art

Der gesamte Bereich ist mit Fußgängerwegen und Grünanlagen nicht nur aufgeputzt, sondern beherbergt auch einige Skulpturen der besonderen Art, etwa „Trophy“ von Wim Delvoye, nimmt man sich die Zeit, rund um die beiden Museen „Dräi Eechelen“ und Mudam zu schlendern.

Da die Straßen des urbanisierten Kirchberg-Viertels nicht immer einfach zu überqueren sind, gilt es vorsichtig zu sein. Das neue Kyosk-Gebäude lässt sich auf Distanz betrachten. Gegenüber und hinter dem Ausbau des Europäischen Gerichtshofes befindet sich der Sitz der Europäischen Investitionsbank, die mit der Holzskulptur „Stuhl“ aus der Hand von Magdalena Jetelovà seit 2000 für Aufmerksamkeit sorgt. Bewegen wir uns tiefer in das Plateau hinein, stoßen wir auf das eigenartige Gebäude der Deutschen Bank des Architekten Gottfried Böhm sowie jenes der HypoVereinsbank des New Yorkers Richard Meier.

Befindet sich bei der DB die Mega-Figur aus Bronze „Delphi Heliotroph“ von A. R. Penck im inneren Zentralraum (von außen sichtbar), so thront Frank Stellas Werk „Sarreguemines“, ganz aus Metallteilen geschweißt, im Außenbereich der Hypo-Bank. Zeugen andere Bank- und Bürogebäude, die teilweise auf Luxemburger Architekten zurückgehen, von einer innovativen, funktionellen und modernistisch gehaltenen Architektur, so gilt es weitere Skulpturen zu erwähnen, etwa beim K2-Bau die „Bird Cage“ von Su-Mei Tse, den „Großen Thron“ und „Artus“ von Herrmann & Valentiny, das Werk „Clitunno“ des Deutschen Markus Lüpertz, „architektonische Elemente“ von Jean Dubuffet am BGL-Sitz, „Walking in the City“ von Julian Opie beim Arendt House, „players“ von Ian Hamilton Finlay, den „Langen Banker“ oder „La Dendrite“ des Kanadiers Michel De Broin am Eingang des Zentralparks.

Mehr als einen Trumpf

Wer sich gerne in einem Labyrinth verirrt, der kann ein solches hinter der Coque besuchen, eine Örtlichkeit, in der das „Casino Luxembourg – forum d’art contemporain“ alle zwei Jahre temporäre Kunsteinrichtungen organisiert. Bis zum 5. September sind hier noch die spielerischen Installationen des Italieners Benedetto Bufalino zu bestaunen und zu erleben. En passant bieten sich im kleinen See „Les 3 îles“ von Marta Pan an. Das Kirchberg-Viertel ist in mehrere Sektoren unterteilt, unterschiedlich bebaut, jedoch insgesamt mit Skulpturen und künstlerischen Interventionen übersät.

Lucien Wercollier sowie Liliane Heidelberger sind mit Werken vor Gebäuden vertreten, auch gilt es „Global Village“ von Paul Kirps oder „street art“ von Yves-Laurent Grosbusch zu erwähnen, derweil „Exchange“, eine monumentale Skulptur aus Stahlplatten des renommierten Bildhauers und Stahlspezialisten Richard Serra im Kreisverkehr zur Autobahn hin als Erkennungsmerkmal für das ganze Viertel steht. Kirchberg hat mehr als einen Trumpf anzubieten, auch wenn nicht alles so ideal ist, wie manche es gewünscht hätten. Das Viertel wächst und erneuert sich permanent, obwohl an anderen Ecken der Stadt Luxemburg zeitgleich neue Aktivitäts- und Wohnzonen aus dem Boden gestampft werden.

Wer ob so viel Kunst am Bau oder im freien Raum den Sinn nach der Uhrzeit verloren hat, der kann sich an der in bunten Farben leuchtenden „City Clock“ der Trixy Weis orientieren, die an der Fassade des Kulturradios neben der Energiezentrale in der Avenue Kennedy angebracht ist. Wie eingangs betont, wer auf Kirchberg auf den Spuren national wie international bekannter Architekten und Künstlern wandern möchte, sollte seinen Weg sorgsam auf einer Karte auskundschaften, denn es braucht ein bisschen Planung, um nichts Sehenswertes zu verpassen. Interessierten Besuchern empfehlen wir die Webseite www.fondskirchberg.lu und einen detaillierten Stadtplan zu konsultieren, um diesen interessanten Rundgang optimal nutzen und genießen zu können.