Skandalbaustelle: Nachgebessert

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In Differdingen sorgt ein Bauskandal für Aufregung. Anwohner fühlten sich allein gelassen. Inzwischen hat sich die Gemeinde eingeschaltet. Es wird Nachgebessert.

In der monteé du Haut- Wangert herrschten bis vor Kurzem „unzumutbare“ Zustände rund um die Baustelle (► LINK) zwischen der Nummer 41 und der Nummer 39. Ein Haus musste abgestützt werden, Teile eines Gartens stürzten in die metertiefe Baugrube und eine Familie musste vorübergehend in ein Hotel untergebracht werden. Bis die Gemeinde durchgriff.

Am 15. Juli hatte Bürgermeister Roberto Traversini („déi gréng“) eine „Mise en demeure“ unterschrieben. Darin wird der Bauträger, die Immobilienagentur House Project in Düdelingen, aufgefordert, die Grube zu sichern bzw. aufzuschütten. 48 Stunden nach Eingang des Schreibens hatte er Zeit. Und tatsächlich passiert etwas an der Baustelle. Seit Mittwoch kommen Lkw-weise Ladungen Schotter in die Grube, wie Anwohner bestätigen.

Auch Bürgermeister Traversini besichtigte am Freitag die Baustelle. Bei einem Treffen mit den Verantwortlichen der House Project am Dienstag war dieses Vorgehen verabredet worden, wie der Gemeindechef bestätigte. „Bis das hier vernünftig abgesichert ist, hebe ich den Baustopp nicht auf“, sagte er gegenüber dem Tageblatt. In der montée du Haut-Wangert war eine Residenz mit fünf Apartments geplant, vier davon sind bereits verkauft. Auf der Internetseite des Immobilienmaklers steht nur noch eines zum Verkauf.

House Project selbst wollte sich dazu nicht äußern. Unter der auf der Webseite angegebenen Mobilnummer meldet sich ein gewisser „Georges“, der barsch jegliche Anfragen abwimmelt. „Da kann ich Ihnen nicht helfen“, sagt er unter Verweis auf die Berichterstattung.

Ein Blick auf den Werdegang des Unternehmens erklärt vieles. Es bestätigt auch das, was Einwohner des Landes unter der Hand murmeln, wenn sie auf Bauprojekte, die nicht „gerade“ laufen, angesprochen werden. „Da wird dann Konkurs angemeldet und unter neuem Namen kurz später weitergemacht.“

Merkwürdige Geschichte

Am 30. September 2005 meldet Georges Fernandes, „Adminstrateur“ aus Ettelbrück, bei einem Notar in Bettemburg ein Geschäft unter dem Namen „Gig’s Bike Planet“ in Düdelingen an. Geschäftsziel ist laut Legilux der Verkauf von neuen und gebrauchten Fahrrädern sowie Sportbekleidung im In- und Ausland. Das ist aber noch nicht alles. Als Geschäftsziel sind damals auch Industrie-, Handels- und Finanz- sowie Immobilienaktivitäten eingetragen, die „direkt oder indirekt mit dem Geschäftsziel beziehungsweise dessen Weiterentwicklung zusammenhängen“. 12.500 Euro waren das Geschäftskapital. 2007 gesellt sich ein weiterer Teilhaber hinzu, wie Legilux ausweist.

Am 8. Dezember 2009 ändert „Gig’s Bike Planet“ seinen Geschäftszweck und den Namen. Die „House Project S.à r.l.“, die als Geschäftsziel den Verkauf und Handel mit Immobilien hat, entsteht. Die Besitzer bleiben die gleichen, Georges Fernandes und Jorge Batista. 910 Euro kostet die kleine „Assemblée générale“ und 75 Euro bekommt der Notar.

Die neue Firma, auf deren Webseite aktuell sieben Apartments und Büroflächen angeboten werden, wirbt mit dem Slogan: „Votre partenaire de confiance“. Fernandes taucht auf der Webseite übrigens als „Agent d’assurances Foyer“ auf. Die Versicherungsagentur hat den gleichen Sitz wie die Immobilienagentur.

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