Luxemburg-StadtSelbstdarstellung als Denkmalschützer: CFL baut teilweise neues Direktionsgebäude

Luxemburg-Stadt / Selbstdarstellung als Denkmalschützer: CFL baut teilweise neues Direktionsgebäude
So soll das neue Direktionsgebäude der CFL einmal aussehen Grafik: Société nationale des chemins de fer luxembourgeois

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Die Eisenbahngesellschaft CFL hat die Pläne für ein neues Direktionsgebäude am hauptstädtischen place de la Gare vorgestellt. 1.200 Menschen sollen einmal dort arbeiten. Das alte Gebäude wird teilweise erhalten. In ihrem Pressekommuniqué lobt sich die Gesellschaft selbst für ihre Denkmalpflege.

Moderner und größer soll das neue Direktionsgebäude werden, das die CFL anstelle des bestehenden auf der place de la Gare bauen will. Ziel ist es, erstens die Kapazitäten des bestehenden Gebäudes zu erhöhen, um Platz für 1.200 Angestellte zu schaffen, und zweitens die Arbeitsumgebung zu modernisieren. Das alte Gebäude soll deshalb auch durch einen Neubau zur rue du Fort Neipperg hin verlängert werden. Der Baubeginn ist für Anfang kommenden Jahres geplant. Läuft alles nach Plan, soll das neue Verwaltungsgebäude Ende 2026 fertig sein.

In ihrer diesbezüglichen Pressemitteilung betont die Eisenbahngesellschaft, wie sehr sie sich für den Erhalt des „patrimoine bâti“ einsetzt: „(…) les CFL s’engagent pour la conservation du patrimoine bâti au niveau de la Gare de Luxembourg. Pour cette raison, les CFL ont choisi, plutôt que de détruire, de conserver des parties importantes de ce véritable témoin de l’architecture et plus globalement de l’époque des années 1950“, heißt es im Pressekommuniqué. In der Tat bleiben wesentliche Teile des Gebäudes aus den 1950er Jahren erhalten: die Hauptfassade, die zentrale Einheit des Gebäudes sowie die Wandmalerei in der Eingangshalle.

Die Behauptung seitens der CFL, dass sie selbst entschieden habe, wichtige Teil zu konservieren anstatt zu zerstören, ist allerdings fraglich. Seit vorigem Jahr läuft die Prozedur, um das Gebäude als nationales Denkmal einzustufen. Im Mai vorigen Jahres hat der Gemeinderat der Stadt Luxemburg einstimmig einen dementsprechenden Vorschlag des Kulturministeriums befürwortet. Bürgermeisterin Lydie Polfer meinte damals: „Der Zeitpunkt der Einstufung kommt gelegen, wissend, dass die CFL einen Ausbau plant.“ Auch wenn der Gemeinderat theoretisch nur um seinen „Avis“ gefragt wurde, und sich die Ministerin nicht daran halten muss, wurde uns von Seiten der Denkmalschutzbehörde „Sites et monuments“ bestätigt, dass mit einer endgültigen positiven Entscheidung seitens der Regierung noch vor Ablauf der legalen Jahresfrist zu rechnen ist. Unabhängig dessen stehe ein Gebäude schon ab dem Zeitpunkt unter Schutz, ab dem die Prozedur läuft. Die CFL war also per Gesetz quasi dazu verpflichtet, wesentliche Bestandteile des Gebäudes zu schützen. Gut unterrichteten Quellen zufolge wollte die CFL einfach „Table rase“ machen.

Zeitzeuge

Vielen Passanten auf dem Bahnhofsplatz dürfte das CFL-Gebäude vielleicht nicht als sonderlich  schützenswert erscheinen, da es ästhetisch nicht dem Klischee des klassischen „nationalen Denkmals“ entspricht. Ästhetik ist allerdings nur ein Aspekt bei der Frage, ob ein Gebäude geschützt werden soll oder nicht. Das Kulturministerium begründet seine Entscheidung zwar wohl einerseits mit ästhetischen und architektonischen Argumenten, andererseits aber auch mit historischen. Es sind auch Letztere, die von allen Parteien im vorigen Mai im Gemeinderat hervorgehoben wurden. Das Gebäude sei ein wichtiger Zeuge einer für Luxemburg entscheidenden Epoche, lautete die allgemeine Auffassung.

Als „avantgardistisch“ beschreibt das Kulturministerium das Gebäude, das das Ergebnis eines Architekturwettbewerbs im Jahre 1954 war, der von den Architekten Camille Frieden und Constantin Gillardin aus Luxemburg zusammen mit Gerhard Dietrich aus Trier gewonnen wurde. Die CFL war bis dahin in dem stattlichen Gebäude auf der place de Metz untergebracht. Nach der Gründung der Montanunion 1951 (CECA, „Communauté européenne du charbon et de l’acier“) und der Entscheidung, die Behörde in Luxemburg auf der place de Metz unterzubringen, musste sich die CFL ein neues Zuhause suchen. Gebaut wurde das Direktionsgebäude in den Jahren 1958/1959.

Im Rahmen des Renovierungsprojekts soll auch die Zugänglichkeit für Fußgänger und Radfahrer zur Nordseite des Bahnhofs verbessert werden, u.a. durch einen Radweg über eine verbreiterte rue de Chemin de Fer. Ebenfalls geplant ist eine Sanierung der angrenzenden rue Fort Neipperg. Während der Bauarbeiten werden die Angestellten in einem Gebäude am boulevard d’Avranches, dem „Dairy House“ untergebracht, dort, wo sich zurzeit die Bank HSBC befindet.

Die europaweite Ausschreibung für das Projekt hat 2020 die Vereinigung der luxemburgischen Architektur- und Stadtplanungsgruppe Metaform mit den Planungsbüros InCA und Boydens gewonnen. Metaform hat u.  a. auch den luxemburgischen Pavillon in Dubai entworfen.

Kröllebölle
30. Januar 2022 - 23.15

Ihr habt zu viel Geld. Gleichzeitig sitzen (auch sehr junge, luxemburgische) arme Menschen im und um den Bahnhöfen.

Lucilinburhuc
30. Januar 2022 - 10.39

Auch wenn die CFL nicht ein Leuchtturm in Sachen intellektuelle Gesinnung darstellt, so ist dieser Entwurf mutig und zeigt nicht den gemeinläufigen Urteil vom Ästethik zu entsprechen.

Klibbermech
28. Januar 2022 - 8.33

Léif CFL, just well eppes aal ass, ass et net automatesch een Denkmal. Sou eppes Ellenes hätt Dir léiwer ofrappe sollen. Dir schmeichelt Iech och e bëssen zevill andeems Dir dat Gebai an der Grafik sou schéi waiss duerstellt. Mir wëssen all, dass d'Realitéit anescht ausgesait.

Claude Oswald
28. Januar 2022 - 8.28

A wéi ass et zu Ettelbréck, wou déi historesch a stilvoll Gare ofgerappt gëtt, an duerch eng total banal Këscht ersat gëtt ??