Springprozession in EchternachSeitensprünge mit dem Segen der Kirche

Springprozession in Echternach / Seitensprünge mit dem Segen der Kirche
Gelebte Tradition: Alle springen zusammen, eine eingängige Melodie gibt den Rhythmus vor, seit gut 1.000 Jahren bereits Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Man muss nicht unbedingt religiös sein, um an der Springprozession teilzunehmen. Tausende werden heute wieder in Echternach mit dabei sein. Als Pilger, Schaulustige oder Springer. Die Tradition geht auf Willibrord zurück, der im 7. Jahrhundert als Missionar nach Echternach kam und dort begraben liegt. 

Die ersten Besucher werden bereits in aller Frühe in Echternach eingetroffen sein. Für die Messe um acht Uhr in der Basilika, einen Besuch im Abteimuseum mit dem Codex Aureus oder, sehr profan, um einen der raren Parkplätze im Zentrum zu ergattern. Später muss man per Busnavette in die Innenstadt. Jene, die an der Springprozession teilnehmen, zieht es ab halb neun in den Ehrenhof der Abtei. Dort werden die Gruppen eingeteilt und aufgestellt. Alles ist bestens organisiert. Es gibt sogar einen richtigen Aufstellungsplan mit Nummern.

Lehrer Raoul Scholtes ist mitverantwortlich für den reibungslosen Ablauf. Er ist Vizepräsident des 1861 gegründeten Willibrordus-Bauvereins. Seit den 1970er Jahren ist die Springprozession eine der Hauptaufgaben, so wie allgemein das Bewahren des Erbes des Heiligen Willibrord. Um die 60 Leute werden am heutigen Tag helfen. Unentgeltlich. Eigentlich koste das ganze Ereignis nicht wirklich viel Geld und bei logistischen Fragen könne man auf die Gemeinde zählen, so Raoul Scholtes. „Wohl kann der Bauverein es nach der Springprozession etwas ruhiger angehen lassen, aber im weitesten Sinne dauert die Vorbereitung ein ganzes Jahr, es muss an viele Kleinigkeiten gedacht werden, Anmeldungen müssen gesammelt und Gruppen zusammengestellt werden.“

Die Legende der Waxweiler

Über Besucher, Pilger, Springer und Schaulustige muss die Springprozession sich keine Gedanken machen. Letztes Jahr waren es um die 7.000 Springer, die begleitet von Musik zum Grab Willibrords in der Abtei zogen. Weniger als üblich, was aber wohl auf Pandemienachwehen zurückzuführen ist. 11.000 seien es vor Jahren mal gewesen, sagt Raoul Scholtes. Dieses Jahr dürften wieder viele kommen, auch weil sich das Wetter von einer seiner schönsten Seiten zeigt. Darunter sind Gruppen, die seit jeher dabei sind, oder verschiedene Pfarreien, die einen speziellen Bezug zu Willibrord haben.

Einen Namen nennt der Vizepräsident des Willibrordus-Bauvereins in unserem Gespräch öfters, nämlich Waxweiler. Ein Blick auf die Webseite der Pfarreiengemeinschaft Schönecken-Waxweiler liefert die Erklärung. Der Legende nach sei Missionar Willibrord im Jahr 728 nach Waxweiler in der Eifel gekommen. Statt seiner Predigt zuzuhören, hätten die Dorfbewohner getanzt. Ob dieses heidnischen Frevels erzürnt, soll Willibrord sie dazu verdonnert haben, jedes Jahr nach Echternach zu pilgern und dort tanzend durch die Straßen zu ziehen – aber züchtig.

Seit 2010 ist die Springprozession auf der Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes. Das freut den Bauverein: „Es gibt wenige Bedingungen, eine Auflage ist aber die Verwendung des Kulturerbe-Logos, da müssen wir aufpassen. Dass das Interesse und die Teilnahme an der Springprozession durch die Auszeichnung gewachsen sind, würde ich jetzt nicht unbedingt behaupten.“

Jeder darf mitspringen

Anders als die Oktav-Wallfahrt steht die Springprozession nicht unter einem Motto. Auch darf im Zeichen der Ökumene jeder mitspringen – aus wie auch immer gearteter religiöser Zugehörigkeit und Überzeugung oder einfach nur aus Spaß an der Freude. „Es ist ein identitätsstiftendes regionales Ereignis“, so Scholtes.

 „Jeder, der möchte, kann auch am Tag selbst noch vorbeischauen und spontan mitspringen.“ Die Besucher kommen sozusagen aus dem alten Tätigkeitsgebiet des weitgereisten Missionars. „Von nah und fern, aus Utrecht zum Beispiel, was eine alte Willibrordspfarrei ist, aus Trier oder aus Irland, wo er lange lebte.“

Die Frage nach Übernachtungsmöglichkeiten in und um Echternach scheint sich weniger zu stellen. Viele kämen am Dienstagmorgen an und würden abends wieder abreisen, sagt Raoul Scholtes. Eigentlich steht aber das ganze Pfingstwochenende im Zeichen von Wallfahrt und Willibrord.

Um das Jahr 1000 habe es die erste Springprozession gegeben, erklärt Scholtes. Genauer legt er sich nicht fest. Anekdoten hat er keine parat. Irgendwie sei das Ereignis immer etwas Positives. „Variations sur un thème. Aber man merkt erst, was man hat, wenn man es nicht mehr hat, das haben die Corona-bedingten Ausfälle uns gelehrt.“

Obwohl oft widerlegt, hält sich die Legende, es würde nicht nur nach vorne gesprungen, sondern auch zurück. „Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Teilnehmer an der Prozession, so wie früher, auf der Stelle springen, wenn der Umzug ins Stocken gerät. Ansonsten geht es stets nach vorne. Einen Schritt seitlich nach links, dann einen Schritt seitlich nach rechts.“ Seitensprünge aus Tradition demnach. Mit der Kirche Segen.

Sankt Willibrord

Sankt Willibrord wurde 658 in Northumbrien im Nordosten Englands geboren. Sein Vater gab ihn als Knaben in die Obhut eines Klosters. Von dort aus zog er im Alter von 20 Jahren nach Irland, wo er 688 zum Priester geweiht wurde. Zwei Jahre später setzte er als Missionar aufs europäische Festland über, wo er im Laufe der Jahre durch Schenkungen und einflussreiche Freunde Klöster und Kirchen bauen konnte. So auch 698 in Echternach, wo er sich gerne von seinen Missionsreisen erholte und wo er 739 im Alter von 81 Jahren gestorben ist. Seinem Wunsch entsprechend wurde er in seiner damals noch bescheidenen Kirche beigesetzt.

Willibrordus-Bauverein

Der Willibrordus-Bauverein wurde als Retter in der Not geboren. Als in der Mitte des 19. Jahrhunderts die frühere Abteikirche einzustürzen drohte, war es Staat und Gemeinde nicht möglich, die Kosten der Instandsetzung zu übernehmen. Die Echternacher Bürger beschlossen, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Am 25. Dezember 1861 wurde der Bauverein gegründet. Durch Beiträge, Kollekten und Veranstaltungen kamen die Mittel zusammen, die es Architekt Anton Hartmann erlaubten, die Kirche zu restaurieren und wieder für Gottesdienste zugänglich zu machen. Der Verein sprang auch ein, als die Basilika nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut werden musste. Seit die Kirche als Nationaldenkmal eingestuft wurde, kümmert sich der Staat um den Unterhalt. Der Willibrordus-Bauverein kann sich seitdem anderen Aufgaben widmen, u.a. der Organisation der Springprozession.

Die Springprozession

Die Geschichte der Springprozession am Dienstag nach Pfingsten dürfte bald nach dem Tod und der Heiligsprechung Willibrords beginnen. Zunächst strömen Pilger nach Echternach zu seinem Grab. Schutz vor Krankheit, Epidemien und vor der ewigen Verdammnis dürfte ihre Motivation gewesen sein. Die tanzende Komponente der Wallfahrt, die das Gefühl der Gemeinschaft betont, wird um das Jahr 1000 erstmals erwähnt. Die ursprüngliche Melodie geht auf eine einfache Volksweise zurück, die später erweitert und harmonisiert wurde.  (Quelle: cathol.lu)

Quelle: cathol.lu

therese
30. Mai 2023 - 11.02

Den Haapt-Zauberer huet erëm en Ëmzuch organiséiert, fir säi onsiichtbare Frënd.

Willi B.
30. Mai 2023 - 9.11

Einen Schritt vor und zwei zurück.Das wär doch mal was.