ProzessbeginnSeit sieben Jahren keine Spur von Baby Bianka – Mutter schweigt beharrlich

Prozessbeginn / Seit sieben Jahren keine Spur von Baby Bianka – Mutter schweigt beharrlich
Nahe Petingen wurde Baby Bianka mit seiner Mutter im Juni 2015 zuletzt gesehen. Im Rahmen der vollumfänglichen Suchaktion wurde kurze Zeit später gar der Weiher bei Linger-Bomicht fast leergepumpt. Ergebnislos. Seit sieben Jahren fehlt von dem kleinen Mädchen jede Spur. Die Mutter schweigt beharrlich. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Im Juni 2015 verschwindet ein Kleinkind. Bianka. Noch nicht mal einen Monat alt. Nahe Petingen wird es zuletzt gesehen – mit seiner Mutter. Die aber schweigt seit sieben Jahren. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft muss sich Frau S.B. ab heute vor einem Kriminalgericht verantworten. Mord ist einer der Vorwürfe.

Bianka wäre heute sieben Jahre jung. Ob das Mädchen noch lebt, und wenn ja, wo, ist nicht bekannt. Die Person, die es wissen könnte, eigentlich wissen müsste, ist S.B., ihre Mutter. Am 15. Juni 2015 wird die Frau mit ihrem Säugling in der Gegend der Weiher in Linger-Bomicht, nahe Petingen, gesehen. Kurze Zeit später ist Bianka, noch nicht mal einen Monat alt, verschwunden. Trotz großem Ermittlungsaufwand, auch im Ausland, fehlt vom Kind bisher jede Spur. 

Die Mutter wird wenige Tage später festgenommen. 14 Monate sitzt sie in Untersuchungshaft. Dass die Frau dann im September 2016 entlassen wird, unter strengen Auflagen der Justiz, aber ohne Angaben zum Verschwinden ihrer Tochter gemacht zu haben, wird von vielen mit Kopfschütteln aufgenommen. Dass eine Mutter zu so etwas fähig ist, scheint damals wie heute unverständlich. Eines aber ist klar: S.B. weiß mehr, als sie bisher preisgegeben hat. Trotzdem verweigert sie offensichtlich beharrlich seit sieben Jahren jede Auskunft.

Tötungsdelikt

Der Frau werden nun Mord, Totschlag, Körperverletzung und anderes vorgeworfen. Auch, dass sie ihr Kind nicht aushändigen wollte/konnte, als dieses im Sommer 2015 auf Anordnung des Jugendgerichts von der Polizei in staatliche Obhut gebracht werden sollte – zu seinem Wohl und Schutz.

Der Prozess, der heute vor einer Kriminalkammer des Bezirksgerichts Luxemburg beginnt, scheint mehr als überfällig. Was wird die Anklage, die laut den Anklagepunkten offensichtlich vom Tod Biankas ausgeht, an Beweisen vorbringen? Was wird die siebenfache Mutter erzählen? Mit welchen Argumenten wird sie ihr Benehmen versuchen zu erklären? Unseren Informationen nach verzichtet S.B. auf einen Anwalt. Man darf gespannt sein.

Von uns befragte Experten, die aber namentlich nicht genannt werden wollen und eigentlich vor Prozessbeginn auch nicht wirklich reden wollten, geben zumindest zu verstehen, dass ein Verhalten wie jenes von S.B. nicht vollkommen unverständlich ist. Und auch nicht völlig neu, wie Geschichten und Geschichte zeigen.

Armut und Hass

In der Literatur werden soziale Umstände erwähnt. Armut, zum Beispiel, wie im Märchen von Hänsel und Gretel, dem Geschwisterpaar, das von seinen Eltern im Wald zurückgelassen wird. Verzweiflung und Scham, wie bei der Kindsmörderin Gretchen in Goethes Faust. Hass und Rachegelüste dem Partner oder Vater des Kindes gegenüber könnten eine Rolle spielen. Wie bei Medea, jener Figur aus der griechischen Mythologie, die von ihrem Mann verlassen wird, die sich brutal rächt und auch nicht davor zurückschreckt, die gemeinsamen Kinder zu töten. Es gibt weitere mögliche Erklärungsansätze: postnatale Depression, Erpressung oder Entführung zum Beispiel.

Der Prozess, der auf sieben Sitzungstage angesetzt ist, wird in irgendeiner Form Aufschluss liefern. Auch darüber, wer womöglich noch am Verschwinden des kleinen Mädchens beteiligt sein könnte. Und auch darüber, was mit Biankas Vater sowie den Geschwistern des verschwundenen Kindes ist, warum zum Beispiel der Mutter das Sorgerecht entzogen wurde.