Gesundheitswesen / Schluss mit Vorstrecken: Das „Paiement immédiat direct“ kommt

2020 wurden die elektronischen Patientenakten eingeführt. Nun zieht die Agentur eSanté Bilanz.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet voran. Und bringt neben smarten Patientenakten, die Ärzten bei der Diagnose helfen sollen, vor allem ein neues Bezahlprinzip für Behandlungshonorare.
Kurz vor der Wahl kehrt ein Thema zurück, das die luxemburgische Gesundheitspolitik schon seit Jahren umtreibt: die Arztkosten. Genauer: die Frage, wann wer was bezahlen muss. Bislang liegt die finanzielle Bringschuld bei den Versicherten. Sie müssen die Behandlungskosten vorstrecken, die Krankenkasse erstattet ihnen das Geld. Dieses System soll sich nun ändern. Das „Paiement immédiat direct“ (PID) sei fertig, die notwendige Software könne von Ärzten installiert werden, sagt Minister Claude Haagen (LSAP) am Dienstag in einer Pressekonferenz zum Stand der Digitalisierung der sozialen Sicherheit.
Patienten in Luxemburg werden in Zukunft nur noch ihren eigenen Anteil an den Arztkosten zahlen müssen. Der Anteil der Krankenkasse fließt direkt von der CNS zum behandelnden Arzt. Der Weg zum PID war lang. Angefangen hatte alles Ende 2017 mit einer Petition, in der gefordert wurde, das bisher gültige System von Vorstrecken und Zurückerstatten abzuschaffen. Die Petition überschritt binnen weniger Tage die Marke von 4.500 notwendigen Unterstützern. Das Prinzip des „Tiers payant“, also die direkte Abrechnung der Krankenkasse mit dem Leistungserbringer, wurde in den darauffolgenden Monaten kontrovers diskutiert. Zwei Jahre später verkündete der damalige Minister für soziale Sicherheit, Romain Schneider (LSAP), das neue System des „paiement immédiat“ könnte innerhalb von drei Jahren eingeführt werden.
Die Technik steht, nun fehlen noch die Ärzte
Trotz Corona-Pandemie hielt das Ministerium an seinem Zeitplan fest. 2021 stellte Schneider zusammen mit Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) weitere Digitalisierungsprojekte auf dem Weg zum PID vor. So wurde beispielsweise das „remboursement accéléré“ eingeführt, das die Fristen bei der Rückerstattung der Honorare mithilfe von QR-Codes und einer Smartphone-App stark reduzieren sollte.

Heute, knapp drei Jahre nach der Ankündigung, steht die Technik hinter dem PID. Auf der Pressekonferenz führt Marcel Feiereisen vom Software-Unternehmen Maveja das Programm hinter dem neuen Bezahlprinzip vor. Das Interface, das an die Saalwand in der „Cité de la sécurité sociale“ projiziert wird, sieht kleinteilig und komplex aus. Der eigentliche Vorgang jedoch sei einfach, versichert Feiereisen. „Das sind drei Klicks für die Ärzte“, sagt er, klickt und bekommt Sekunden später eine fertige Rechnung angezeigt, in der die Kosten für die Behandlung in einen großen CNS-Betrag und einen kleinen Patientenbetrag aufgeteilt sind.
Man habe 2020 angefangen, am PID zu arbeiten, sagt Christian Oberlé, Präsident der CNS. Er nennt das PID eine „kleine Revolution in der Digitalisierung des Gesundheitssystems“ und bedankt sich beim Minister für die gute Zusammenarbeit, vor allem aber bei den Informatikern, die für die Technik hinter dem PID zuständig waren. „Das Herzstück ist der ,Moteur de règles‘“, sagt Oberlé, das regelbasierte System, das hinter der Oberfläche des Programms steckt. Regeln, die an die Nomenklatur der unterschiedlichen medizinischen Fachbereiche angepasst werden müssen.
PID zunächst nur für Allgemeinmediziner
Aus diesem Grund wird das PID zunächst nur für Allgemeinmediziner zur Verfügung stehen. Noch in dieser Woche will das Ministerium Briefe an die betreffenden Ärzte verschicken, um sie über das PID zu informieren. Auf der Internetpräsenz der CNS wird es außerdem eine neue Seite zum neuen Bezahlsystem geben, mit FAQ und einer animierten Präsentation zur Erklärung.
Ich sehe keinen Nachteil für die Ärzte und keinen Nachteil für die VersichertenSozialminister
Wenn die Ärzte zustimmen, kann das System innerhalb kurzer Zeit auf ihren Arbeitscomputern installiert werden. Sozialminister Haagen rechnet noch in diesem Jahr damit. „Ich sehe keinen Nachteil für die Ärzte und keinen Nachteil für die Versicherten“, sagt der Minister. Auf Seiten der CNS würde sich durch das PID der bürokratische Aufwand verringern.
Mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung besser zu koordinieren und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen behandelnden Ärzten zu erleichtern, hatte die staatliche Agentur eSanté 2020 auch die elektronischen Patientenakten DSP („Dossier de soins partagé“) eingeführt. Drei Jahre später ziehen Laurent Vandenhove und Raffaella Vaccaroli eine erste Bilanz. Stand heute versammeln 1,1 Millionen Patientenakten insgesamt 10,5 Millionen Dokumente. Den mit Abstand größten Anteil davon bilden die Ergebnisse biochemischer Untersuchungen, gefolgt von den Ergebnissen bildgebender Verfahren. 28 Prozent der Einwohner Luxemburgs besitzen laut eSanté mittlerweile eine elektronische Patientenakte. Eine Zahl, die nach drei Jahren sehr positiv stimme, sagt Hervé Barge von eSanté.
Mit der smarten Patientenakte zur Diagnose
In jüngster Zeit standen die DSP jedoch häufig im Zentrum eines Streits zwischen der Agentur eSanté und der Ärztevereinigung AMMD mit ihrem Digital Health Network (DHN). Das DHN ist im Grunde genommen ein zur eSanté und ihren DSP konkurrierendes System, das es den Patienten erlaubt, über die „GesondheetsApp“ ihre medizinischen Dokumente online zu verwalten, Rechnungen direkt zu bezahlen oder Termine zu planen. Ein System, in das die AMMD bislang 4,5 Millionen Euro investiert hat.
Noch im April kritisierte die Ärztevereinigung das langsame Voranschreiten der Digitalisierung im Gesundheitswesen mit teilweise heftigen Worten. Außerdem monierte der AMMD-Vorsitzende Alain Schmitt Mängel beim Datenschutz: „Entgegen dem DSP, das ohne die Erlaubnis des Patienten erstellt wurde, hat der Patient bei unserem System die komplette Kontrolle über seine Dokumente.“
Um Daten geht es auch bei Vandenhove und Vaccaroli. Die beiden eSanté-Mitarbeiter stellen das „Smart DSP“ vor, dessen Ziel es ist, die verfügbaren Gesundheitsdaten aus den Patientenakten sinnvoll nutzbar zu machen, um damit Ärzte und ihre Patienten zu unterstützen. Ein möglicher Anwendungsfall könnte dabei die Erkennung und Diagnose von seltenen Erbkrankheiten wie Mukoviszidose sein. Bestimmte erhöhte Werte oder die Präsenz bestimmter Stoffe könnten in der elektronischen Patientenakte in Zukunft einen Alarm auslösen, um den behandelnden Arzt auf weitere Untersuchungen hinzuweisen. Es gehe dabei nicht darum, eine Diagnose-Software zu entwickeln, sagt Vaccaroli, sondern schlicht um eine Unterstützung der Ärzte. In den kommenden Wochen will eSanté das „Smart DSP“ detaillierter vorstellen.
- Showdown zwischen Roodt und Reckingen am 9. Spieltag - 1. Dezember 2023.
- Nächste Runde im Duell Wenzel-Bettendorff - 1. Dezember 2023.
- Luxemburg schielt mit einem halben Auge nach Hamburg - 1. Dezember 2023.
In Frankreich heißt das „Carte Vitale“ schon seit Jahren.
Dann sind wir mal gespannt auf die Reaktion der AMMD!
Maveja, ist das ein Einmannunternehmen?
Impressum und Firmendaten, nix! Bitte informieren.
Mein Hausarzt will da nicht mitmachen. Er meinte, er würde sich dann zusehr an die CNS binden….
Wann mer d’CNS Nummer ob d’ID Card drecken, hun mer eng CNS Card mat Photo, an eng Card manner am Portemonnaie !