Im Auftrag des Kultusministeriums hat Thomas Lutgen eine restauratorische Bauuntersuchung durchgeführt. Diese erfolgt im Vorfeld einer bevorstehenden Restaurierung und soll als Grundlage dienen, die Felsenkirche später möglichst originalgetreu zu restaurieren.
Zur Erstellung der Bauuntersuchung sichtete der Bauforscher einerseits historische Dokumente. Andererseits basierte er sich auf das vorhandene Baumaterial, wobei er auch die Art und Weise der Bearbeitung der Baumaterialien mit einbezieht. Baumaterial und Bearbeitung erlauben es dem Experten, Rückschlüsse auf bestimmte Epochen zu ziehen und somit die historischen Bauphasen zu identifizieren.
Aus religiöser Sicht diente die Kapelle seit 1544 als Wallfahrtsort. Obwohl die Jesuiten ab dem 17. Jahrhundert die Heilige Maria als Schutzpatronin der Stadt Luxemburg definierten, hielt die Wallfahrt zum Sankt Grein weiterhin an. Eine Urkunde aus dem Jahre 1655 verleiht der dort vorhandenen Quelle den Titel „Heilquelle“. Dieser wurden vor allem Heilwirkungen bei schweren Augenleiden nachgesagt. Unter dem Stadtarchitekten Charles Arendt wurde ein ehemaliger Quellenüberbau durch eine Felsengrotte ersetzt. Diese befindet sich heute noch am Fuße der Felsenkirche.
Mittelalterlicher Ursprung
Anhand der Untersuchung von Thomas Lutgen lässt sich die Kultstätte heidnischen Ursprungs auf die Epoche des 10/11. Jahrhunderts datieren. Eine erste Quirinuskapelle stamme vermutlich aus dem Jahre 966. Ein genaues Datum lässt sich aufgrund fehlender Baubeschreibungen schwer ermitteln. In der Phase des mittelalterlichen Baubestandes ermöglicht ein verwitterter Grundstein die Datierung auf das Jahr 1350 oder 1355 unter dem Deutschherrenorden. Anhand einer vertikal verlaufenden Baunaht schließt Lutgen auf zwei unterschiedliche Bauphasen der nordöstlichen Chorwand und des Kirchenschiffes in den Jahren 1350/1355. Ebenfalls dem Deutschherrenorden lassen sich die Türöffnung sowie der Türsturz zwischen dem Kirchenschiff und dem Chor zuordnen.
Die Außenkanzel stamme wahrscheinlich aus der hochgotischen Zeit. Da der heute erhaltene Kanzelkorb aus uneinheitlichen Bauteilen besteht, ist eine genaue Datierung nicht möglich. Ein von Charles Arendt dokumentiertes Wappenschild im unteren Konsolenstein ist heute ebenfalls nicht mehr vorhanden.
Aufgrund der vom Luxemburger Maler und Lithografen Nicolas Liez (1809-1887) angefertigten Zeichnungen lassen sich Schlussfolgerungen über den barocken Baubestand ziehen. Untern anderem gab es eine Glocke im Jahre 1770. Vermutlich stammen der Glockenstuhl und die Turmhaube aus der gleichen Epoche.
Die sich in der Nordfassade befindende Wandnische stammt aus dem Jahr 1729. Laut historischen Aufzeichnungen befand sich dort ursprünglich eine stehende Quirinus-Figur, die heute aber nicht mehr erhalten ist. Der barocke Baubestand ist abgesehen von Teilen des Kirchenschiffgewölbes, der Figurennische und der kleinen Glocke verloren gegangen. Die Kapelle wurde im Zuge der Französischen Revolution versteigert.
Hoher Sanierungsbedarf
Von 1884 bis 1888 führte Charles Arendt im Auftrag des Staatsministers Paul Eyschen umfangreiche Restaurierungsarbeiten der Gebäudehülle sowie der Innenausstattung durch. Ziel sollte sein, die Felsenkapelle mit ihrer Quelle als kirchliches Museum umzugestalten. Zum Aufbau der Altarmensa wurden unter anderem fünf heilige Figuren aus der Kirche von Rosport sowie ein Triptychon aus dem 15. Jahrhundert aus der Feldkapelle bei Berburg in die Greinskapelle gebracht.
Zu den Zeiten der beiden Weltkriege wurde die kirchliche Ausstattung im Luxemburger Staatsmuseum in Sicherheit verwahrt. Dort befinden sich die Figuren auch heute noch. Das Triptychon wurde durch eine Rekonstruktion des Bildhauers A. Hames aus Rümelingen ersetzt.
Seit dem Zweiten Weltkrieg befindet sich die Felsenkirche trotz einiger Restaurierungsversuche in einem schlechten Zustand. Der damalige Stadtschöffe und Professor Lucien König ordnete den Abbruch der direkt anschließenden Häuser an. Grünflächen, Treppenwege und eine Bepflanzung wurden angelegt. In den 1960er Jahren musste man den Verlust einer Wandmalerei auf der Fassade unterhalb des Glockenturms feststellen. Doch es folgten lediglich kleinere Restaurierungen.
Heute befindet sich die Quirinuskapelle in einem sehr schlechten Zustand, die Bausubstanz ist einer hohen Dauerdurchfeuchtung ausgesetzt, der historische Baubestand stark verwittert. Die Empore ist teilweise einsturzgefährdet. Bis auf wenige Figuren ist heute nur noch die baufeste Ausstattung vorhanden. Die im späthistoristischen und neogotischen Stil ausgeführten Ergänzungen von Charles Arendt gingen größtenteils verloren. Heute ist die Kapelle durch einen rustikalen und nüchternen Charakter geprägt.
Auf die Frage, wie und wann sie restauriert werde, konnten weder Thomas Lutgen noch das „Institut national pour le patrimoine architectural“ (INPA) eine Antwort liefern. Dazu bedürfe es zuerst einer Ausarbeitung weiterer Studien, Statik, Plänen und Lastenheften, später dann der Ausschreibungen für die Arbeiten, unterstrich Elisabeth Koltz vom INPA. Die Quirinuskapelle befindet sich heute im Besitz der Stadt Luxemburg.
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