KonjunkturSchlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft

Konjunktur / Schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft
Die Bundesbank rechnet damit, dass die Wirtschaft im zu Ende gehenden Sommer-Quartal voraussichtlich etwas schrumpft, dann Ende 2022 und Anfang 2023 sogar merklich Fahrt verliert Foto: dpa/Jonas Walzberg

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Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen ist so schlecht wie seit den Anfängen der Corona-Krise nicht mehr.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im September auf 84,3 Zähler von 88,6 Punkten im Vormonat und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2020, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 87,0 Punkte gerechnet. „Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate hat deutlich zugenommen.“ Die Befragten äußerten sich zu Geschäftslage und Aussichten noch skeptischer als zuletzt.

„Wir sehen ein dickes Minus auf allen Fronten“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. „Vor allem die energieintensiven Branchen blicken äußerst pessimistisch auf den Winter.“ Die Industrie schaue mit großer Sorge auf das nächste halbe Jahr, erläuterte Ifo-Chef Fuest. „Die Erwartungen waren zuletzt im April 2020 so pessimistisch.“ Die Stimmung habe sich in nahezu allen Branchen verschlechtert.

Der gesamte Ifo-Index signalisiere mehr denn je eine Rezession im Winterhalbjahr, betonte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Der Energiepreisschock lasse die Kaufkraft der Konsumenten einbrechen und mache die Produktion vieler Unternehmen unrentabel. „Deutschland ist durch die massiv verteuerten Energieimporte ärmer geworden“, sagte Krämer. „Wir stehen vor einem wirtschaftlich schwierigen Winter.“

Im Dienstleistungssektor brach das Ifo-Barometer ein. Insbesondere das Gastgewerbe befürchtet demnach schwere Zeiten. Im Handel hat sich das Geschäftsklima nochmals verschlechtert. Die hohen Preissteigerungen verunsichern die Verbraucher, auch in Luxemburg. „Im Einzelhandel fielen die Erwartungen sogar auf ein historisches Tief.“ Auch im Bauhauptgewerbe sank der Index merklich.

Weltweit weniger Wachstum

Im Frühjahr hat die deutsche Wirtschaft trotz der Folgen des Ukraine-Krieges noch ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent geschafft. Derzeit sind die Perspektiven wegen der verschärften Energiekrise und der hohen Inflation aber düster. Die Bundesbank rechnet damit, dass die Wirtschaft im zu Ende gehenden Sommer-Quartal voraussichtlich etwas schrumpft, dann Ende 2022 und Anfang 2023 sogar merklich Fahrt verliert.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet für das kommende Jahr mit einem Schrumpfen um 0,7 Prozent – das sind 2,4 Punkte weniger als noch im Juni prognostiziert. Im laufenden Jahr traut die OECD der deutschen Wirtschaft ein Wachstum von 1,2 Prozent zu, 0,7 Punkte weniger als bisher. „Die globale Wirtschaft hat dieses Jahr ihr Momentum verloren.“ Die Weltwirtschaft dürfte dieses Jahr um 3,0 Prozent zulegen, 2023 aber nur noch um 2,2 Prozent. Zugleich soll die Inflation 2023 mit 7,5 Prozent vergleichsweise hoch bleiben.

In Luxemburg rechnet Statec mittlerweile für dieses Jahr mit einer Wachstumsrate von 2,5 Prozent – gefolgt von einem Zuwachs von 2 Prozent in 2023 und 2,4 Prozent in 2024. Im Jahresvergleich lag die Wachstumsrate zwischen April und Juni dieses Jahres 1,6 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.