Schengen am Wahltag: „Europa ist hier alltäglich“

Schengen am Wahltag: „Europa ist hier alltäglich“

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Schengen ist das berühmteste Dorf Europas. Jeder, der schon einmal geflogen ist und den Zoll passiert hat, kennt das Winzerdorf an der Mosel. Es gehört zu Europa wie sonst kein anderes Dorf. Und das unterscheidet den Schengen-Raum von allen außereuropäischen Regionen. Der Morgen startet zäh, was die Wahlbeteiligung betrifft, holt aber ab 10 Uhr auf. Bis um 11 Uhr ist richtig was los im Wahlbüro.

Das Wahlbüro der Schengener zu finden, ist eine Kunst. Die Lage hat Symbolcharakter in mehrerlei Hinsicht. Das Wahllokal ist im Feuerwehrbau am Ausgang von Schengen untergebracht. Wahlen sind immer richtungsweisend, aber der diesjährigen Europawahl gilt besondere Aufmerksamkeit. „Ibizagate“ und der Vormarsch der europakritischen bis -feindlichen Parteien bei den Wahlen 2014 haben der diesjährigen Wahl bis zuletzt Spannung garantiert. Nicht wenige erhoffen sich, die Europa-Ablehnung zu stoppen. Feuerwehrleute sind auch immer da, wo es gefährlich wird.

Zum Wahlbüro führt die Abzweigung ins drei Kilometer entfernte französische Contz-les-Bains. Wie nah hier alles beieinanderliegt. Standesgemäß kommt Philippe Cellina mit zwei seiner drei Kinder und kindlichem Besuch auf einem alten Traktor vorgefahren. Der 38-jährige Schengener, von Beruf Autoverkäufer, geht nicht wählen, weil er verpflichtet ist, sondern weil wählen wichtig ist. Zum zweiten Mal sind die Europawahlen von den Nationalwahlen getrennt. Die Annahme liegt nahe, dass bei einer gleichzeitigen Wahl der nationalen und der europäischen Vertreter, diese anders ausfalle als bei einer zeitlichen Trennung zwischen beiden Abstimmungen.

„Es geht ums große Ganze“

Für Cellina gilt das nicht. Er hat schon immer einen Unterschied gemacht. „Bei den Nationalwahlen geht es ums Land, bei den Europawahlen ums große Ganze.“ Er wählt nach Namen. „Bei dieser Wahl kommt es drauf an, wie der Mensch sich in Europa für das Land einsetzt“, sagt er, „wo wären wir hier denn ohne Europa?“ Da hätte Schengen eine Grenze zu Frankreich und eine zu Deutschland. „Wir müssten andauernd den Pass vorzeigen“, sagt er, „viele wissen das gar nicht mehr zu schätzen.“

So ähnlich denkt auch der Präsident des örtlichen „Syndicat d’initiative“, Marc Schoentgen, der immer im Austausch mit dem umliegenden „Ausland“ steht. Sei es beim monatlichen Frischmarkt auf der place d’Europe, sei es bei touristischen Großveranstaltungen, die in Schengen nie ohne grenzüberschreitende Beteiligung ablaufen. „Wir leben hier doch Europa“, sagt er. Seine Tochter besucht das Schengen-Lyzeum auf der „anderen“ Seite der Mosel. „Europa ist hier alltäglich.“ Seine Hoffnung: „Dass Parteien die Wahlen gewinnen, die proeuropäisch sind.“

Die Schengener sind sich der Bedeutung ihres Dorfes und auch der Wahl bewusst. Und sie sind stolz auf den Ruf ihres Dorfes im Rest der Welt. Das sagt der Präsident des Wahlbüros Nico Weirig. Der 49-jährige Staatsbeamte bei der Post leitet das Wahlbüro bereits zum 8. Mal. Es gehört zu seinen Aufgaben, sich seine vier Assessoren und deren Vertreter zu suchen, einen Sekretär zu finden und für einen ruhigen Ablauf der Wahlen zu sorgen.  „Manche kommen wirklich, weil sie müssen und lassen im Wahlbüro ihren Frust raus“, sagt er, „sie müssen dann beruhigt werden.“ Um 10 Uhr morgens ist die Lage aber noch ruhig und vor allem entspannt. Normalerweise muss der Personalausweis zusammen mit der Wahlbenachrichtigung vorgezeigt werden, auf dem Dorf liegen die Dinge anders. „Viele kennen wir persönlich, sie müssen sich nicht ausweisen“, sagt Weirig.

Jang
26. Mai 2019 - 18.01

Schengen ist mittlerweile in ganz Europa bekannt, jeden Tag wird das Europamuseum sowie die Moselesplanade von Touristen besucht. Leider muss man festellen als Spaziergänger durch diese Anlage an der Mosel entlang,dass es immer mehr ungepflegt in letzter Zeit aussieht. Ueberall wuchert hohes Gras,Unkraut,ungepflegte Hecken, Pflanzen usw. Wer ist denn eigentlich für diesen Unterhalt verantworlich ? Egal welche Verwaltung, ob Gemeindeverwaltung oder Staat,die dafür Verantwortung tragen, diese sollten sich zu tiefst schämen.Ein enttäuschendes Bild von Europa-Schengen. Die Herrschaften Gemeindepolitiker,Syndikat etc.sollten mal selbst einen Rundgang veranstalten inklusiv Schengen-Dorf,und dies zur Kentnis nehmen.