Slang (Teil 4)Roast, Noob und Co.: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien

Slang (Teil 4) / Roast, Noob und Co.: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien
Beim eigenen Roast auf Comedy Central bewies Ex-US-Präsident Donald Trump 2011 viel Humor Foto: AFP

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Die Menschen rücken im Netz immer näher zusammen. Auf einen Klick sind plötzlich Inhalte aus aller Welt zugänglich, Begriffe wandern von einer Sprache in die nächste über. Es sind vor allem aber Schlagworte aus dem amerikanischen Sprachgebrauch, die sich zuletzt auch in unserem Alltag durchgesetzt haben. Doch was bedeuten eigentlich „roast“, „incel“ und „shade“ im Netzjargon? Warum ist „noob“ nicht gerade ein Kompliment? Und wieso sind vor allem Menschen, die sich gerne „bougee“ geben, auch auf „clout“ aus? Die Antworten liefert das Tageblatt im vierten Teil seiner Slang-Serie.

Roast

Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet „rösten“ oder „braten“ – wörtlich wie bildlich. Wenn man jemanden „roastet“, dann macht man sich über diese Person lustig. Es gibt sogar Veranstaltungen, bei der eine Person im Zentrum steht und von Weggefährten mit peinlichen Anekdoten und spöttischen Witzen „geehrt“ wird. Ein solches Event wird als „roast“ bezeichnet. Der Ehrengast soll als „Roastee“ die verbalen Attacken ungerührt ertragen. Vor allem in den USA hat das Prinzip eine langjährige Tradition. Ende 1988 wurde die britische Premierministerin Margaret Thatcher z.B. von der scheidenden Reagan-Administration mit einem Roast geehrt. Der US-Sender Comedy Central hatte auch lange Jahre ein populäres Format, bei dem Promis wie Charlie Sheen, James Franco, Justin Bieber und Donald Trump „geroastet“ wurden.


Noob

Ursprünglich bezog sich der Begriff „noob“ hauptsächlich auf Gamer, die sich beim Spieleinstieg ungeschickt anstellten. Inzwischen wird die Bezeichnung aber auch in sozialen Netzwerken gebraucht, um Anfänger bloßzustellen. 
Ursprünglich bezog sich der Begriff „noob“ hauptsächlich auf Gamer, die sich beim Spieleinstieg ungeschickt anstellten. Inzwischen wird die Bezeichnung aber auch in sozialen Netzwerken gebraucht, um Anfänger bloßzustellen.  Foto: Freepik.com

Der Begriff ist fast so alt wie das Internet selbst. Wer ihn also noch nicht kennt, hat es verdient, als „Noob“ bezeichnet zu werden. Doch Spaß beiseite: Ein „Noob“ ist eigentlich nichts anderes als ein Neuling oder Anfänger. Der Begriff wurde vom englischen „Newbie“ abgewandelt und ist in der Regel meist abwertend gemeint. Geprägt wurde die Bezeichnung in Multiplayer-Spielen wie Quake, Counter Strike oder World of Warcraft. Wurden damit zunächst nur Einsteiger bezeichnet, die sich etwas ungeschickt anstellten, ist der Begriff inzwischen zum Synonym für „schlechter Spieler“ geworden.


Clout

Das Wort stammt ursprünglich aus dem Altenglischen und bedeutet ein „Stück Stoff“, das zum Flicken von Löchern verwendet wurde. Im Mittelalter wurde daraus ein Synonym für Schlag oder Prügel, bevor „Clout“ Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA mit politischem Einfluss gleichgesetzt wurde. In den letzten Jahren aber hat sich der Begriff umgangssprachlich durchgesetzt, um Personen zu bezeichnen, die im Netz viel Einfluss oder Macht besitzen. Menschen mit Clout sind in der Auffassung vieler junger Nutzer einflussreich und populär. Für sie gilt es daher als erstrebenswert, Clout zu generieren – koste es, was es wolle. Da viele User bereit sind, in ihrem Bestreben nach Clout weit über die Grenzen hinaus zu gehen, ist der Begriff mittlerweile negativ belastet.


Throwing shade

Geht im Netz von „throwing shade“ die Rede, so bedeutet der englische Begriff für „Schatten“ in etwa so viel wie „über jemanden lästern“ oder „jemanden beleidigen“. Eine direkt passende, stilgerechte deutsche Übersetzung gibt es nicht. Laut Merriam-Webster ist Shade ein „subtiler, höhnischer Ausdruck der Verachtung oder des Ekels für eine bestimmte Person“ – meist auf nonverbale Art und Weise, ohne die Person direkt zu nennen. Nicht verwechseln sollte man den Begriff allerdings mit „shady“, der englischen Bezeichnung für „hinterhältig“ oder „zwielichtig“.


Incel

Es wäre leichtsinnig, Incels als einfache Frauenhasser abzutun. In den letzten Jahren konnten bei vielen Amokläufern auch Parallelen zur Incel-Kultur gezogen werden. Nach dem antisemitischen Anschlag in Halle im Oktober 2019 meinte der Täter etwa, der Feminismus sei schuld an der sinkenden Geburtenrate im Westen, die Ursache für eine angebliche Massenimmigration sei. 
Es wäre leichtsinnig, Incels als einfache Frauenhasser abzutun. In den letzten Jahren konnten bei vielen Amokläufern auch Parallelen zur Incel-Kultur gezogen werden. Nach dem antisemitischen Anschlag in Halle im Oktober 2019 meinte der Täter etwa, der Feminismus sei schuld an der sinkenden Geburtenrate im Westen, die Ursache für eine angebliche Massenimmigration sei.  Foto: AFP

Incel ist ein englisches Kofferwort aus „involuntary“ (unfreiwillig) und „celibate“ (keusch). So bezeichnen sich Männer, die unfreiwillig alleine sind und keinen Sex haben. In der Regel geben Incels Frauen die Schuld an ihrer Lage. Sie glauben, ein Anrecht auf Frauen zu haben, dass diese aber „zu oberflächlich“ seien, um mit den Betroffenen eine Beziehung einzugehen. Handelt es sich bei den meisten Incels um frustrierte Frauenhasser, wurden zuletzt immer mehr Gewalttäter mit der Szene in Verbindung gebracht. Im April 2018 wurden in Toronto zehn Menschen überfahren, acht davon Frauen. Der 25-jährige Täter sprach im Bekennerschreiben von einer „Incel-Rebellion“. Auch bei den Attentaten von Hanau im Februar 2020 und Halle im Oktober 2019 soll Frauenhass eine Rolle gespielt haben. Beide Täter hatten offen mit der Gedankenwelt der Incels sympathisiert.


Bougie/Boujee

Obwohl beide Wörter vom französischen „Bourgeoisie“ abgeleitet wurden, hat der Begriff je nach Schreibweise eine andere Bedeutung. Bougie ist seit Jahrzehnten schon in der englischen Umgangssprache im Gebrauch, um abwertend reiche oder elitäre Menschen zu bezeichnen, die mit ihrem Geld und vermeintlichem Reichtum angeben. Bougie wird demnach mit arrogantem und hochmütigem Benehmen verbunden. Boujee hingegen ist positiv belegt. Der Begriff wurde durch den 2016 veröffentlichten Song „Bad and Boujee“ von Migos feat. Lil Uzi Vert geprägt und steht für einen luxuriösen Lebensstil mit Edel- und Designer-Marken sowie teuren Villen. Dabei geht es nicht ums Angeben, sondern einfach nur darum, das Leben und den selbst erarbeiteten Wohlstand in vollen Zügen zu genießen.


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Teil 1: Woke, Cringe und Co.: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien
Teil 2: Snowflake, Hoax und Troll: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien
Teil 3: Zwischen Shitstorm und Sheeple: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien