ExtremwetterRiesige Waldbrände wüten nun auch in Spanien und in Portugal

Extremwetter / Riesige Waldbrände wüten nun auch in Spanien und in Portugal
Ein Hubschrauber bei Löscharbeiten nahe Ávila: Rund 1.000 Menschen wurden aus den umliegenden Dörfern evakuiert Foto: dpa/Rafael Bastante

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Eine Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad hatte die iberischen Wälder in ein Pulverfass verwandelt – dann kam eine Autopanne hinzu. 

Eine Autopanne verursachte im Zentrum Spaniens einen riesigen Waldbrand, der die spanische Feuerwehr seit dem Wochenende in Atem hält. Mehr als 15.000 Hektar Naturlandschaft, was mindestens ebenso vielen Fußballfeldern entspricht, sind bisher in der Umgebung der historischen Stadt Ávila abgebrannt. Es ist eines der größten Buschfeuer in Spanien in den vergangenen zehn Jahren. Eine Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad hatte die iberischen Wälder in ein Pulverfass verwandelt.

Die letzten Tage hätten unglücklicherweise ideale Bedingungen für einen Feuersturm geherrscht, sagt Juan Carlos Suárez-Quiñones, der Umweltminister der zentralspanischen Region Kastilien und León: Backofenhitze, die in der Umgebung Ávilas bis zu 43 Grad im Schatten erreichte, eine sehr niedrige Luftfeuchtigkeit von weniger als fünf Prozent und starker Wind. Deswegen hätten sich die Flammen explosionsartig ausgebreitet.

Als die Feuerwehr am vergangenen Samstagmorgen wegen eines Fahrzeugbrandes auf der kleinen Landstraße nahe dem Dorf Navalacruz ausrückte, ahnte noch niemand, dass sich dieser Einsatz in einen Albtraum verwandeln würde. Denn der Motorbrand griff erst auf die Vegetation am Straßenrand und dann auf den nahen Wald der bei Wanderern beliebten Naturlandschaft „Sierra de la Paramera“ über. Angesichts der Flammenwände, die plötzlich haushoch aufloderten, waren die Wehrmänner machtlos.

Vier Tage später sind bereits 15.000 bis 20.000 Hektar Wald sowie Busch- und Weideland zu Asche geworden. Mehrere Dörfer, die von den Flammen bedroht wurden, mussten evakuiert werden. Etliche einsame Gehöfte wurden zerstört. Die Menschen konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, aber etliche Tiere verendeten. Die Flammenwände fraßen sich am Dienstag kreisförmig auf einer Länge von insgesamt 90 Kilometern durch die Landschaft.

Die viel besuchte Mittelalterstadt Ávila, die wegen ihrer komplett erhaltenen Stadtmauer zum Weltkulturerbe gehört, ist bisher nicht in Gefahr. Aber der Himmel über Ávila leuchtet abends glutrot. Auch in der rund 130 Kilometer östlich liegenden Millionenstadt Madrid verdunkeln die Rauchwolken noch die Sonne. Seit Tagen regnet es Asche vom Himmel.

Evakuierungen bei Saint-Tropez

Tausende Anwohner und Touristen sind in Südfrankreich vor einem schweren Waldbrand in Sicherheit gebracht worden. Nahe dem Badeort Saint-Tropez wurden nach Behördenangaben vom Dienstag mehrere Campingplätze und Wohnhäuser evakuiert. In Frankreich kämpften rund 900 Feuerwehrleute gegen den Waldbrand, der am Montag ausgebrochen war und sich über 5.500 Hektar Land erstreckte. Auch Löschflugzeuge waren im Einsatz. Starker Wind behinderte die Löscharbeiten. Der Radiosender France Info berichtete von drei leicht Verletzten und rund 20 Menschen, die Rauchvergiftungen erlitten.
„Tausende Menschen wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht“, sagte eine Feuerwehrsprecherin des Verwaltungsbezirks Var an der Côte d’Azur, wo sich im August viele Urlauber aufhalten. Betroffen waren nach Angaben der Rettungskräfte vor allem Bewohner und Touristen rund um die Orte Grimaud und La Môle. Viele mussten die Nacht in Gemeindesälen oder Turnhallen von Nachbargemeinden verbringen. (AFP)

Mehr als 20 Löschflugzeuge und Hubschrauber waren am Dienstag im Einsatz, um den Großbrand endlich unter Kontrolle zu bekommen. Am Boden kämpften hunderte Soldaten, Wehrmänner und Freiwillige gegen das Inferno. Bulldozer versuchten, Brandschneisen anzulegen, um ein weiteres Vorrücken der Flammen zu verhindern. Ein Sprecher des Dachverbandes der Forstingenieure kritisierte, dass der Brandschutz in den Wäldern in den letzten Jahren vernachlässigt worden sei.

Alarm auch auf Mallorca und in Marokko

Die Feuerwehr auf der Urlaubsinsel Mallorca im Mittelmeer ist ebenfalls wegen extremer Waldbrandgefahr in maximaler Alarmbereitschaft. Hier hat die Gluthitze der vergangenen Tage gleichfalls die Wälder austrocknen lassen. In den letzten Tagen meldeten die Inselbehörden bereits mehrere kleinere Buschfeuer. Doch Mallorcas Löschhelfer konnten die Flammen unter Kontrolle bringen.

Weniger Glück haben die Brandbekämpfer an der portugiesischen Atlantik-Urlaubsküste Algarve, wo sich seit Montag in der Nähe der spanischen Grenze ein Feuer durch die Kiefern- und Eukalyptuswälder frisst. Mehrere tausend Hektar wurden bereits zu Asche. 600 Helfer und neun Löschflugzeuge kämpfen dort gegen das Feuer, das sich Richtung Süden zur Küste bewegt. „Jede Stunde verbrennen hier 200 Hektar“, sagte ein Behördensprecher, „das Feuer rückt mit blitzartiger Geschwindigkeit vor“.

Auch im nordafrikanischen Mittelmeerland Marokko brannte es in den Wäldern im Norden. Das größte Feuer wurde aus der Umgebung der Stadt Chefchaouen gemeldet, die vor allem wegen ihres Haschischanbaus bekannt ist. Unterdessen kamen im Nachbarland Algerien die riesigen Waldbrände, bei denen in den letzten Tagen mehr als 90 Menschen umkamen, langsam unter Kontrolle. Bewohnte Gebiete seien nicht mehr bedroht, hieß es seitens der algerischen Löschtrupps.