Slang (Teil 9)Rickroller sind savage: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien

Slang (Teil 9) / Rickroller sind savage: Das bedeuten die neuen Schlagworte aus Netz und Medien
Brutale Ehrlichkeit wird im Netz gerne mal als „savage“ bezeichnet Symbolbild: Pixabay

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Die Menschen rücken im Netz immer näher zusammen, Begriffe wandern von einer Sprache in die nächste über. Es sind vor allem aber Schlagworte aus dem amerikanischen Sprachgebrauch, die sich auch in unserem Alltag durchsetzen. Im neunten Teil unserer losen Folge erklären wir, warum „savage“ kein Schimpfwort ist, weshalb man „sliving“ anstreben sollte und wieso im Internet hinter jeder Ecke Rick Astley lauert. Noch mit dabei: „Queerbaiting“, „Gatekeeper“ und „Frauditor“. 

Rickrolling

Rickrolling ist schon ein altes Phänomen in der Netzkultur. Dennoch gibt es immer noch Menschen, die den Begriff noch nicht kennen. Beim „Rickrolling“ handelt es sich um einen Internetscherz, bei dem die Nutzer unwissentlich auf das Musikvideo von Rick Astleys „Never Gonna Give You Up“ geleitet werden. Das Interesse des Lesers wird durch einen spannenden Link geweckt, der ihn zu einer vermeintlich interessanten Website führen soll. In Wirklichkeit landet der geneigte Leser aber auf dem Video des Pop-Idols, mit der Ankündigung „You have been rickrolled“. Bekannt wurde der Internetscherz im Mai 2007, als ein Link zum Trailer des heiß ersehnten Videospiels „Grand Theft Auto IV“ auf das Musikvideo weiterleitete. Indessen hat das Original-Video im Juli 2021 auf Youtube die Milliarden-Marke überstiegen.

Frauditor

Wie viele andere Begriffe der Netzkultur entstammt die Bezeichnung einem Trend auf Youtube. „Frauditor“ ist ein Kofferwort, das sich auf „fraud“ (Betrug) und auf „auditor“ (Prüfer) bezieht. So werden Menschen abschätzig bezeichnet, die Polizisten, Postbeamte oder öffentliche Bedienstete bei der Arbeit filmen, in der Hoffnung auf eine möglichst spektakuläre Reaktion. Sie selbst nennen sich „First Amendment Auditors“ in Anlehnung an den ersten Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten, der den Bürgern u.a. Redefreiheit, Religionsfreiheit und Pressefreiheit garantiert. In der Regel greifen sie auf Provokation zurück, um die Beamten aus der Reserve zu locken und bei einem möglichen Vergehen gegen den Zusatzartikel zu filmen. Ziel sind nicht nur möglichst spektakuläre Videos für Youtube, sondern auch lukrative Schadenersatzklagen. Der Trend beschränkt sich längst nicht mehr auf die USA, sondern hat inzwischen auch in Europa Fuß gefasst.

Queerbaiting

Queerbaiting ist eine Praxis, die vor allem aus der Unterhaltungsindustrie bekannt ist. Grob übersetzt bedeutet „queerbaiting“ so etwas wie „einen queeren Köder auswerfen“. Durch Sprüche, Handlungen oder Kleidung wird angedeutet, eine Figur sei Mitglied der LGBTQIA+-Gemeinschaft. Damit sollen Diversität vorgetäuscht und Zuschauer der besagten Gemeinschaft angelockt werden. Meist stellt sich im Verlauf der Handlung doch heraus, dass die Figur dennoch heterosexuell ist, oder es wird gar nicht weiter darauf eingegangen. Zuletzt haben auch immer mehr Unternehmen den „Pride Month“ zum Anlass genommen, die LGBTQIA+-Gemeinschaft mit Profilbildern, Produkten oder ganzen Werbeblöcken in Regenbogenfarben zu umwerben. Doch bei vielen Unternehmen verbirgt sich hinter den Regenbögen reine Anbiederung.

Sliving

„Sliving“ ist ein Slangwort aus dem amerikanischen Sprachgebrauch, das die Begriffe „slaying“ (töten, erlegen) und „living“ (leben) miteinander verschmelzt. Geprägt wurde der Begriff von Paris Hilton, als eine Art Steigerung von „living my best life“. Wortwörtlich übersetzt bedeutet dieser Ausdruck „sein bestes Leben leben“. „Sliving“ geht noch ein Stück weiter und beschreibt Personen, die überaus erfolgreich, eigenständig und erfüllt durchs Leben gehen, jede einzelne Minute davon auskosten und dabei auch noch gut und stylisch aussehen.

Savage

Wortwörtlich übersetzt bedeutet „savage“ so viel wie „wild“ oder „barbarisch“. Umgangssprachlich aber kann der Begriff als Bezeichnung für eine unerschütterliche, mutige oder auch überaus erfolgreiche Person verwendet werden. „Savage“ ist in dem Fall durchaus ein positiver Begriff, eine Art Kompliment. „Savage“ zu sein wird nun mit Mut und starkem Willen verbunden und nicht mit Grobschlächtigkeit und Brutalität. „Savage“ ist aber auch jemand, der ohne Rücksicht auf die Folgen brutal ehrlich ist. Im deutschen Sprachgebrauch ist „savage“ noch nicht so häufig vertreten, in der amerikanischen Netzkultur dafür aber umso mehr. Als Substantiv wird „Savage“ gerne auch als Synonym für „Held“ oder „Legende“ genutzt.