Zu Besuch beim Tracing-Team„Richtige Cluster hatten wir dieses Schuljahr noch nicht“

Zu Besuch beim Tracing-Team / „Richtige Cluster hatten wir dieses Schuljahr noch nicht“
Im alten Ferrero-Gebäude auf Findel befindet sich die „Cellule de coordination Covid-19“, deren Herzstück das Tracing-Team darstellt  Foto: Fabrizio Pizzolante

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Seit Anfang des Schuljahres sind die Infektionszahlen an Luxemburgs Bildungseinrichtungen gestiegen. Vom Level im vergangenen Winter, als ganze Schulen in Quarantäne gesetzt werden mussten, sei man noch sehr weit entfernt, sagt Flore Schank, Verantwortliche der „Cellule de coordination“, Schnittstelle zwischen Bildungs- und Gesundheitsministerium. Das Tracing-Team für die Schulen hat dennoch genug zu tun.

Flore Schank ist eine von sechs Koordinatoren der „Cellule de coordination Covid-19“, einer Schnittstelle zwischen Bildungs- und Gesundheitsministerium. Im alten Ferrero-Gebäude auf Findel sitzen täglich neben der Verantwortlichen fünf weitere Koordinatoren, allesamt Mitarbeiter des Bildungsministeriums, sowie neun fest eingestellte Mitarbeiter, die ebenfalls dem Bildungsministerium unterstehen. Das sind u.a. Studenten, die ein Jahr an der Uni aussetzen. Direkt angebunden befinden sich die Vertreter der „Inspection sanitaire“, die zusammen mit der „Cellule“ den gemeldeten Infektionsfällen nachgehen.

Im Vergleich zu den Sommerferien sind die Infektionszahlen gestiegen. Sie sind aber stabil. […] Das Tracing ist in diesem Sinne zu bewältigen.

Flore Schank, verantwortliche Koordinatorin der „Cellule de coordination Covid-19“

Um kurz vor 15 Uhr ist der Raum vom Tracing-Team fast leer. „Manche Mitarbeiter machen jetzt gerade Mittagspause, andere sind in einer Sitzung bei der angrenzenden ’Inspection sanitaire’“, sagt Schank gegenüber Tageblatt. „Die Mitarbeiter sind sehr motiviert.“ Das Tracing-Team arbeitet in zwei Schichten. Zudem gebe es auch genug zu tun. Dass die Mitarbeiter überfordert seien, lässt Schank nicht gelten. „Im Vergleich zu den Sommerferien sind die Infektionszahlen gestiegen. Sie sind aber stabil“, sagt sie. Man habe nicht den Fall, dass es an einem Tag plötzlich viel mehr Fälle gibt als an einem anderen. „Das Tracing ist in diesem Sinne zu bewältigen“, so Schank. Allgemein möchte sich Schank aber nicht festlegen: „Es ist noch zu früh, um Trends zu erkennen.“ Die Schule habe erst kürzlich angefangen. Dass die Zahlen höher sind als in den Ferien, sei nicht ungewöhnlich, weil der Kontakt anders war. Nur die „Crèches“ und „Maisons relais“ hatten geöffnet und einige Freizeitaktivitäten fanden statt. Viele Kinder seien im Urlaub gewesen.

Neun Mitarbeiter sitzen im Tracing-Team, das die Kontakte infizierter Schüler sowie infizierten Lehr- und Erziehungspersonals verfolgt. Sechs weitere koordinieren das Ganze. Die „Cellule“ wurde am 15. September vor einem Jahr ins Leben gerufen. Als im Winter 2020 die Infektionszahlen an den Schulen anstiegen, wurde das Team bis auf 30 Personen aufgestockt, um später wieder abgebaut zu werden, als die Infektionszahlen sanken. Ganz am Anfang waren es Mitarbeiter des Bildungsministeriums, die keine vollen Stellen beim Tracing-Team hatten. Bei der Aufstockung sei das ganze Personal fest eingestellt worden. Nun fahre man mit fest eingestellten Leuten besser, da diese sich nur auf die Nachverfolgung von Infektionen an den Schulen konzentrieren, so Flore Schank. Im Bedarfsfall könne man schnell reagieren und weitere Leute einstellen. Damit habe man Erfahrung. Die Abläufe seien sehr routiniert, das Tracing-Team kenne die Schulen und Direktionen durch den regelmäßigen Kontakt sehr gut, sagt sie. „Das läuft richtig gut.“

Schnelltests decken in der Regel Infektionen auf

Wir haben aber kein so schweres Infektionsgeschehen wie im letzten Winter an verschiedenen Schulen

Flore Schank, verantwortliche Koordinatorin der „Cellule de coordination Covid-19“

Die Teamarbeit sei gegenüber letztem Jahr gleich geblieben. Jeder Mitarbeiter habe seine Anweisungen bekommen und gehe festgelegten Prozeduren nach. Die Ausgangsbasis an den Schulen sei nun eine andere. „Damals gab es keine Schnelltests, keine geimpften Lehrer oder Schüler und auch das Virus war anders.“ Auf die Frage, ob es schon Cluster, also Infektionsketten, zu verzeichnen gab, sagt Schank: „Richtige Cluster, wo wir schwere Szenarien einführen mussten, hatten wir dieses Schuljahr noch nicht.“ Dennoch habe es schon einige Klassen gegeben, wo es zu Infektionen bei mehreren Schülern kam und wo Quarantänen mit oder ohne Ausnahmeregelung für den Schulkontext verhängt wurden. Die Infektionen seien in der Regel durch die Schnelltests an den Schulen detektiert worden. „Wir haben aber kein so schweres Infektionsgeschehen wie im letzten Winter an verschiedenen Schulen.“

Flore Schank ist verantwortlich für die Koordination des Tracing-Teams, das dem Infektionsgeschehen an den Bildungseinrichtungen nachgeht<br />
Flore Schank ist verantwortlich für die Koordination des Tracing-Teams, das dem Infektionsgeschehen an den Bildungseinrichtungen nachgeht
 Foto: Fabrizio Pizzolante

Verändert hat sich auch das Virus. Erst kam die Alpha-Variante, nun zirkuliert Delta. „Es ist noch alles zu neu, um wirklich Schlüsse daraus zu ziehen“, so Schank. „Ich habe da Vorbehalte.“ Dennoch habe man feststellen können, dass sich die Delta-Variante des Virus schneller an verschiedenen Plätzen ausbreiten kann. In Bezug auf die Krankheitsverläufe in den Schulen habe man allerdings nicht feststellen können, dass junge Menschen schwerer an der Delta-Variante erkranken.

Wir verfügen als Bildungsinstitution über keinerlei Informationen zum Impf- oder Genesungsstatus

Flore Schank, verantwortliche Koordinatorin der „Cellule de coordination Covid-19“

Auch die sanitären Maßnahmen haben sich in diesem Schuljahr geändert. Die Maskenpflicht wurde unter anderem im Klassenraum gelockert. Sobald es allerdings zu einer Infektion kommt, müssen sämtliche Schüler für sieben Tage wieder einen Mundschutz tragen, bis alle Schüler einen negativen PCR-Test vorweisen können. Zudem wurde die „Mise à l’écart“ in den Zyklen 2 bis 4 und im Sekundarschulbereich abgeschafft. Ab dem ersten Infektionsfall gilt ein 3G-ähnliches Prinzip, das unterschiedliche Instrumente vorsieht, je nachdem ob die Schüler geimpft, genesen oder ungeimpft sind. Doch die Mitarbeiter der „Cellule de coordination“ sind aus medizinischen und datenschutzrechtlichen Gründen nicht befugt, den Status von Schülern und Lehrpersonal zu kennen. Wie also nun eine Entscheidung treffen, die unterschiedliche Maßnahmen je nach Status vorsieht?

Keine Informationen zu Impfstatus

„Wir verfügen als Bildungsinstitution über keinerlei Informationen zum Impf- oder Genesungsstatus“, sagt Schank. „Die haben wir nicht.“ Die Lösung sieht ganz pragmatisch aus, so die Koordinatorin. Deshalb teile man sich die Rollen mit der „Santé“ auf. Wenn Infektionen an einer Schule bei der „Cellule“ gemeldet werden, dann ist es die Rolle der „Santé“, zu erörtern, welche Kinder geimpft, genesen oder ungeimpft sind. Je nach Status greifen unterschiedliche Instrumente. Die Information, welche Schüler von einer bestimmten Maßnahme betroffen sind, leitet die „Santé“ dann an die Schnittstelle weiter. Letztere wiederum teilt der betroffenen Schule mit, welche Schüler von den jeweiligen Maßnahmen betroffen sind. Da die Bestimmungen für genesene und geimpfte Schüler die gleichen seien (beide Gruppen sind ausgenommen von der Quarantäne), könne man daraus nicht ableiten, wer tatsächlich geimpft sei, so Schank. Bei ungeimpften Kindern haben die Eltern zudem das Recht zu entscheiden, ob sie ihr Kind alle 48 Stunden testen lassen oder nicht. Ist Letzteres der Fall, darf das Kind nicht mehr in die Schule kommen und wird in häusliche Quarantäne gesetzt.

Grundsätzlich ist es so, dass das Bildungsministerium kein Infektionsszenario validiert. „Es ist stets die ’Santé“, selbst bei nur einem Infektionsfall, die ein Szenario validiert“, sagt Flore Schank. Das Bildungsministerium habe nicht die Befugnis, eine Klasse in Quarantäne zu setzen. „Wir können die Maßnahme aber an die Schule weitergeben, weil sie ja einen Einfluss auf die Klasse hat“. Die Verantwortung liege aber stets bei der „Santé“. Deshalb sei es so wichtig, dass Mitglieder der „Inspection sanitaire“ nur wenige Meter entfernt vom Tracing-Raum sitzen, so Schank.

Wenn es dann komplizierter wird, dann nehmen wir Rücksprache mit den Verantwortlichen der ’Santé’

Flore Schank, verantwortliche Koordinatorin der „Cellule de coordination Covid-19“

Jeder Infektion werde grundsätzlich „cas par cas“ nachgegangen. Wenn jemand positiv ist, dann wird er von der „Santé“ kontaktiert und die Analyse des Falls beginnt, so Schank. Wer war wann wo mit wem? „Kommt ein Schulkontext vor, dann kommen wir ins Spiel, um das genaue Tracing zu machen. Aufgrund der Informationen, die wir aus dem Gespräch mit der positiven Person haben und jenen, die wir aus den Schulen bekommen, schlagen wir Maßnahmen vor, die wir von der ’Santé’ genehmigt bekommen oder anpassen müssen.“ In der Regel seien die Szenarien überschaubar. „Wenn es dann komplizierter wird, dann nehmen wir Rücksprache mit den Verantwortlichen der ’Santé’.“

Ab Szenario 4 kommt immer das „Comité de pilotage“ ins Spiel. Dieses Expertengremium ist zusammengesetzt aus Kinderärzten, Epidemiologen, Virologen, Medizinern und Analysten und hohen Beamten aus dem Bildungsministerium. Das Team setzt sich in der Regel zweimal die Woche zusammen und tauscht sich mit der „Cellule de coordination“ aus. Bahnt sich ein Szenario 4 an, rufen die Koordinatoren der „Cellule“ das „Comité“ zusätzlich zusammen. Auch bei komplizierten Infektionsgeschehen im Allgemeinen werden stets die Experten dazugerufen.

Myriam Loscheider
4. Oktober 2021 - 10.16

Ech kann mech deenen 2 Kommentare just uschléissen. Zemols schlëmm ass ët, wann de Contact Tracing dann Kanner weider a Quarantän schéckt, déi keen Kontakt méi haaten, well si sech op al Präsenzlëschten vun der Maison Relais beruffen( déi méi wéi 10 Deeg al sinn) ouni wëllen déi aktuell Kontaktlëschten ze kukken. Aner Kanner déi awer wieklech e Kontakt mat engem Positiven haaten, ginn nët a Quarantän geschéckt, well si nët op der aler Lëscht drop stinn.

Nicolas Castor
2. Oktober 2021 - 11.58

@Charles Hild: genee dat! Do kann deen interessanten Artikel hei nach sou berouegend wierken, wann awer d'Zuele ganz bewosst vertuscht a verstoppt ginn, da ka jiddweree sech selwer iwwerleeën, wat déi offensichtlech Zilsetzung ass. Wou soll een do och nach Vertrauen hunn, wann a verschiddene Lycéeën nach net ee Fall duerch e Schnelltest opgedeckt gouf wann ee gläichzäiteg weess, dass déi (d'lescht Schouljoer) agesaten Tester vu Lepu Medical an den USA vun der FDA vum Marché geholl goufen. Geféierlech well onzouverlässeg. Offiziell ginn domat d'Fäll eréischt fonnt duerch den Tracing wann d'Famill bis krank ass. An dann heescht et rëm "Ustiechung am familiäre Kader“. Statt ab 12 mat Force duerchzeimpfe ginn dann eben d'Kanner duerchseucht. Dat mécht erstaunlecherweis manner Gedäisch. Pech fir déi mat méi laange Séquellen (och wann se net am Spidol landen).

Charles HILD
2. Oktober 2021 - 11.19

Ech kann do awer ee ganzt anert Lidd derfu sangen! Ech fannen dass vill méi Leit positiv gin, an ëmmer nees Kanner an der Schoul betraff sin. Eigentlech bei ons hei scxhlëmmer ewéi d' Lescht Joer. Awer OK, d' Krankheet verleeft meeschtens ewéi eng ganz kräfteg Grippe, ouni dass een an d' Spidol muss. Awer dat ass dach keng Ursach, dem Vollek keng Zuelen a keng Daten ze liwweren.