Mittwoch12. November 2025

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Protestaktion auf BelvalRestaurant „The ASH“ schließt ohne Vorwarnung  – Mitarbeiter warten immer noch auf Gehalt

Protestaktion auf Belval / Restaurant „The ASH“ schließt ohne Vorwarnung  – Mitarbeiter warten immer noch auf Gehalt
Sechs der gekündigten Mitarbeiter stehen vor ihrem ehemaligen Arbeitgeber, dem Restaurant „The ASH“ Foto: Editpress/Julien Garroy

Von einem Tag auf den anderen hatten sie keinen Arbeitsplatz mehr: die Mitarbeiter des Restaurants „The ASH“ auf Belval. Auf ihr Oktober-Gehalt warten sie immer noch. Doch sie wollen sich wehren.

Sechs gekündigte Mitarbeiter haben sich am Mittwoch um 14 Uhr vor der „L’Osteria“ in Belval eingefunden. Zwei weitere stoßen etwas später dazu. Sie wollen ein Zeichen setzen. Denn das Restaurant, für das sie eigentlich arbeiten, hat am 29. Oktober seine Türen geschlossen. Von einem Tag auf den anderen, ohne Vorwarnung. „The ASH“, was für „American Steak House“ steht, ist nämlich gleich nebenan. 

„Wir haben unser Gehalt für Oktober noch immer nicht erhalten“, sagt eine Frau. Sie hat in der Küche von „The ASH“ gearbeitet. Jetzt wurde sie gekündigt – aber mit einer Frist von zwei Monaten. Bis zum 31. Dezember ist sie also theoretisch noch im Restaurant angestellt. So wie ihr geht es auch den anderen Anwesenden. Insgesamt sind nach ihren Angaben 15 Menschen betroffen. Sie waren Kellner, Köche, Hilfskraft oder leitende Angestellte. Das letzte Mal bezahlt wurden sie alle im September.

Wie soll ich mich jetzt um meine Kinder kümmern?

Gekündigter Mitarbeiter von „The ASH“

Das Problem: Wegen der Kündigungsfrist erhalten sie aktuell kein Arbeitslosengeld. Erst im Januar. „Wie soll ich mich jetzt um meine Kinder kümmern?“, fragt sich ein Mann. Auch die Frau macht sich Sorgen. Sie braucht Geld, um ihren Kühlschrank zu füllen. Denn ihr Darlehen muss sie auch ohne Gehalt zurückzahlen. „Ich musste Schmuck verkaufen, den ich von meiner Mutter geerbt habe“, sagt sie – und wird dabei sichtlich emotional. Sonst hätte sie nichts zu essen gehabt. Eine Träne läuft ihr die Wange hinunter.

Hinter „The ASH“ steht der Bonner Unternehmer Kent Hahne, der Gastronomiekonzepte entwickelt und die Restaurants dann mit Partnern betreibt. Er hat unter anderem die italienische Kette „Vapiano“ mitgegründet. Sein Konzept beschreibt er gegenüber dem Bonner General-Anzeiger so: „Das ganze System ist ausgelegt auf Expansion.“ Von „The ASH“ gibt es in Deutschland 15 Filialen. Daneben betreibt er noch als Franchisenehmer zahlreiche Restaurants der Kette „L’Osteria“ – davon drei in Luxemburg.

Wechsel zwischen den Restaurants

Es war nicht unüblich, dass Mitarbeiter in Luxemburg zwischen den beiden Restaurants gewechselt haben, sagen die gekündigten Angestellten. Einer von ihnen wurde erst kürzlich zum „The ASH“ transferiert. Warum für sie dann kein Platz bei „L’Osteria“ gefunden wurde, verstehen sie allerdings nicht. Brisant: Eine einzelne Mitarbeiterin sei jedoch übernommen worden. Vor Ort ist sie am Mittwoch nicht.

Seit Monaten haben sich die Anzeichen verdichtet, dass im Restaurant nicht alles rund läuft. Einige Mitarbeiter seien gegangen, aber es wurden keine neuen eingestellt. Das Management habe in kürzester Zeit mehrfach gewechselt. Die Spülmaschine sei einen Monat lang kaputt gewesen, die ganze Zeit über habe per Hand gespült werden müssen. Auch habe es immer weniger Kunden gegeben.

Überstunden hätten sie trotzdem leisten müssen – auch ohne Kunden, sagen die gekündigten Mitarbeiter. Ein junger Mann erzählt ebenfalls, dass es Druck gegeben habe. Sein Verdacht: Die Angestellten sollten hinausgeekelt werden. Nach der plötzlichen Schließung hätten sie ganz schnell die Schlüssel abgeben sollen. Auch sei ihnen ein Dokument vorgelegt worden, dass sie unterschreiben sollen. Der Inhalt: Den Resturlaub aufbrauchen und auf alle Rechte, Klagen, Mittel und Ansprüche gegenüber dem Unternehmen verzichten. Danach sind die Mitarbeiter von jeglicher Arbeitsleistung befreit. Wobei das Restaurant wohlgemerkt ohnehin geschlossen ist. Danach sei der Kontakt größtenteils abgebrochen.

Keine Insolvenz angemeldet

Die genauen Gründe für die Kündigung bleiben trotzdem ein Rätsel. Insolvenz angemeldet hat „The ASH“ nämlich nicht. Zum Nachteil für die Mitarbeiter: Dann würden sie schneller Arbeitslosengeld erhalten. Auf Nachfrage sagt die ITM, dass sie deswegen nicht viel unternehmen kann.

Plötzlich klingelt ein Telefon. Die ITM meldet sich zurück. Alle hören auf zu reden, blicken gespannt zum Mann mit dem Handy am Ohr. „Sie werden schauen, was sie machen können“, sagt er. Das Restaurant kontrollieren können sie zwar nicht mehr, doch es gebe andere Möglichkeiten. Ein wenig Hoffnung macht sich breit. Immerhin.