/ Renten: Langfristige Prognosen ergeben wenig Sinn
Wenn ab sofort keine Rentenbeiträge, weder von Arbeitnehmern noch von den Unternehmen und vom Staat, in die Rentenkasse eingezahlt würden, dann könnte diese dennoch bis März oder April 2022 die Pensionen auszahlen. Die Salariatskammer legte gestern ein Reflexionspapier zur Rententhematik in Luxemburg vor, das auch perspektivische Verbesserungsvorschläge beinhaltet.
Die Kammer stellt in ihrer Analyse fest, dass die legale Reserve (mindestens anderthalb Jahresbeiträge) laut IGSS („Inspection générale de la Sécurité sociale“) bei unveränderten Beiträgen bis mindestens 2034 sichergestellt ist. Bis 2020 könnte die Reserve von mehr als 16 Milliarden zurzeit auf sogar 25 Milliarden ansteigen.
22 Prozent statt geleisteter 24 Prozent
Bei längerfristigen Prognosen rät die Arbeitnehmerkammer ohnehin zur Vorsicht (vgl. auch Kasten zur Juncker’schen Rentenmauer). Zurzeit sind die Beiträge jedenfalls zu hoch: Etwas mehr als 22 Prozent würden ausreichen, um die Auszahlungen zu garantieren. 2020, so die IGSS-Berechnungen, würde die notwendige Quote zur Rentenfinanzierung bei 23 Prozent liegen.
Wie beschrieben, sieht die CSL die langfristigen Prognosen und besonders jene bei den Renten mit großer Skepsis, zitiert dennoch Projektionen, u.a. jene von Eurostat (2013), die besagt, dass die Gesamtbevölkerung Luxemburgs 2035 bei 870.000 und 2016 bei 1.140.000 Einwohnern liegen werde. 805.000 Versicherte werde es 2060 geben, davon fast 400.000 Grenzgänger. Damit würde der Beitragskoeffizient auf 61 Prozent steigen…
Ein kippendes System
Die Zunahme der Bevölkerung sei also kein Selbstzweck, um das Gleichgewicht bei den Renten zu halten, wie dies oft behauptet werde. Sollte das Gleichgewicht irgendwann zu kippen drohen, so verweist die Arbeitnehmerkammer auf eine Reihe von sozialverträglichen Maßnahmen, um gegenzusteuern.
So könnten die Einnahmen durch ein Aufheben des Maximalbeitrags bei weiterhin bestehender Obergrenze der Auszahlungen sozialverträglich Mehreinnahmen generieren.
Auch die Solidaritätssteuer könnte ein Mittel zur Entschärfung der Situation sein. Weitere periphere Maßnahmen wie Teilrenten oder konsequente Weiterbildung auch für ältere Arbeitnehmer wurden daneben von der CSL angedacht.
Reserven investieren
Die aktuellen enormen Reserven könnten in eine Verbesserung der Leistungen investiert werden; so könnten die jüngsten Verschlechterungen zurückgenommen werden, für die Studenten, die Börsen erhalten, könnten Beiträge eingezahlt werden, die Renten von Frauen könnten ebenso wie die Mindestrenten aufgebessert werden. Letztgenannte liegt zurzeit bei lediglich 1.770 Euro.
Die Reserven, so regte CSL-Präsident Jean-Claude Reding an, jedenfalls die Gewinne dieses Fonds, könnten in den Wohnungsbau investiert werden und die Investitionen sollten ohnehin eher in die lokale Wirtschaft als auf dem Weltmarkt getätigt werden.
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Die Rentenreserven dürfen meiner Meinung auf keinen Fall bevorzugt lokal investiert werden. Dies hiesse „alle Eier in einen Korb legen“ und ist eine Anlagestrategie von der jeder vernünftige Berater abrät.
Bei etwaigen wirtschaftlichen Problemen im Land hätten wir dann zusätzlich noch die Sorge dass der Wert der Rentenrücklagen verfällt.
Das Geld gehört international breit gefächert investiert.
„Wie beschrieben, sieht die CSL die langfristigen Prognosen und besonders jene bei den Renten mit großer Skepsis, zitiert dennoch Projektionen, u.a. jene von Eurostat (2013), die besagt, dass die Gesamtbevölkerung Luxemburgs 2035 bei 870.000 und 2016 bei 1.140.000 Einwohnern liegen werde. 805.000 Versicherte werde es 2060 geben, davon fast 400.000 Grenzgänger. Damit würde der Beitragskoeffizient auf 61 Prozent steigen…“
Also, 2016 bei 1.140.000 Einwohnern!!! Wenn der Rest des Artikels so gut rechechiert ist und bedacht ist wie dieser teil des Satzes!
Im allgemeinen habe ich eine gute Meinung zur Journalistischen Qualität des Tageblatt. Was aber die Ansicht zur Rentenproblematik angeht, erscheint mir die Analyse des CSL naiv. Sie berücksichtigt nicht wie schlecht die Situation der Rentenkassen in den Nachbarländern ist. Und schlimmer, sie berücksichtigt nicht die Tatsache dass Luxemburg die typische Rentenkassenproblematik durch das Jahrzehnte lange Wachstum seiner Arbeitnehmer durch die Boomende Wirtschaft mit Grenzgängern und internationale Migration vor sich hinschieben konnte. Die Zeitbombe wird daher immer grösser. Die komplexität und die Realität wird ihren Lesern aber leider verschwiegen. Ich würde mir eine Objektive und umfassende Erklärung wünschen, denn wir verpflichten uns gerade zu ewigem Wachstum oder wir verpfäden die Zukunft unserer Kinder! Beides ist nicht wünschenswert.
Letztes Jahr hatten wir laut Ihrem Artikel 1.140.000 Einwohner in Luxemburg. 2035 sollen es laut Berechnung 840.000 sein.
Ein toller Artikel. Wer soll Ihnen noch was glauben. Wissen Sie überhaupt wie gross Luxemburg ist. DA Saarland und Lothringen
gehört nicht zu Luxemburg, zur Info