Regierung stimmt neuer EU-Regel für Bankkonten zu

Regierung stimmt neuer EU-Regel für Bankkonten zu

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit einer neuen Richtlinie will die EU Geldtransfers bequemer, billiger und sicherer machen. Experten sehen darin einen grundlegenden Wandel für Bankkunden - wenn sie sich auf die Digitalisierung einlassen wollen.

Manche vergleichen sie schon mit historischen Marken im Zahlungsverkehr: Den ersten Kreditkarten Ende der Fünfzigerjahre, dem Aufkommen von EC-Karten in den Achtzigern und digitalen Überweisungen ab der Jahrtausendwende. Glaubt man Experten, könnte nun ein neues Regelwerk der EU die Art, wie Bankkunden bezahlen, von Grund auf verändern.

Mit der „PSD2“-Richtlinie will Brüssel den Wettbewerb im europäischen Zahlungsverkehr fördern – und ihn sicherer, bequemer und billiger machen. Am Mittwoch hat der Luxemburger Regierungsrat der Umsetzung der EU-Direktive in nationales Recht zugestimmt. Das Gesetzt muss jetzt noch durch die Instanzen.

Monopol der Banken wird aufgebrochen

Die „Payment Service Directive“ bricht das lukrative Monopol der Banken beim Zugriff auf Kontodaten. Wer weiß, wie viel Geld Privatkunden haben und für was sie es ausgeben, kann ihnen leicht weitere Dienste anbieten – Baufinanzierungen etwa, Kredite, Versicherungen oder Wertpapiere.

Künftig aber müssen Geldhäuser nach dem Willen der EU auch Drittanbietern wie Finanz-Start-ups („Fintechs“) den Zugriff auf Konten und Daten ihrer Kunden ermöglichen. „Es ist eine der strategisch wichtigsten Veränderungen im Bankwesen der letzten Jahre“, sagt Sebastian Steger, Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger. „Das Verhältnis von Bank und Kunden wird neu definiert.“ Über eine Milliarde Konten in der EU seien betroffen.

Start-Ups könnten profitieren

Einige Finanz-Start-Ups freuen sich über die Initative – etwa solche, mit deren Apps Kunden alle ihre Konten bei verschiedenen Banken auf einmal im Blick haben. Auch neue Zahlungsdienste dürften schneller zum Kunden vordringen. Bei den Geldhäusern stößt sie jedoch auf weniger Begeisterung.

Es sei „unverständlich“, dass Drittdienste einen gesetzlich definierten Zugang zur Infrastruktur der Banken hätten, der umgekehrt nicht gelte, moniert der deutsche Bankenverband. Auch Berater Steger glaubt, dass PSD2 die Banken viel Geld kosten wird, wenn sie passiv reagieren. „Die etablierten Geldhäuser könnten im Privatkundengeschäft bis zu 40 Prozent ihres Gewinns verlieren.“

Was kommt auf die Verbraucher zu?

Verbraucher müssen indes nicht fürchten, dass Firmen künftig unkontrolliert auf ihre Daten zugreifen. „Bankkunden müssen ihnen explizit die Erlaubnis für eine Weitergabe erteilen“, sagt Ulrich Binnebößel, Experte für Zahlungsverkehr beim deutschen Handelsverband HDE. Zudem dürften Institute nur für den angefragten Zweck Daten herausgeben. Stimmen Verbraucher zu, geschieht der Zugriff über Schnittstellen bei der Hausbank. „Die hohen Sicherheitsstandards bleiben erhalten“, so der Bankenverband Deutsche Kreditwirtschaft.

Für mehr Sicherheit sollen zudem strengere Regeln etwa bei Kartenzahlungen im Netz sorgen. So müssen Kunden nach PSD2 neben den Kartendaten wie der Kontonummer ein zweites Merkmal wie eine TAN oder einen Fingerabdruck eingeben. Der Handel ist aber skeptisch. „Zahlungen im Internet werden erschwert, der zusätzliche Verbraucherschutz ist fraglich“, sagt Binnebößel.

Finanziell jedoch dürfte der Handel profitieren. Müssen Verkäufer bei Zahlungen per Kreditkarte relativ hohe Gebühren an die Kartenfirmen leisten, könnten neue Zahlungsdienste für mehr Wettbewerb sorgen – und Kosten senken. Für Verbraucher, die beim Online-Einkauf ohnehin die Wahl etwa zwischen Lastschrift, Rechnung oder Kreditkarte haben, liegt der Vorteil hingegen in digitalen Angeboten von Drittanbietern.

dpa/red