Regenchaos und Porsche-Doppelsieg: Rückblick auf die 24 Stunden von Spa-Francorchamps

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Während die 24 Stunden von Le Mans das Saison-Highlight der Prototypen darstellen, bilden die 24 Stunden von Spa-Francorchamps den Höhepunkt des GT-Motorsports. Bei der 71. Auflage am Wochenende gingen ganze 72 GT3- Rennfahrer an den Start. Eine Rekordteilnehmerzahl. Bester war an beiden Tagen Kevin Estre, der den Sieg für Porsche sicherte.

Von Norbert Nickels und Marie-Jo Nickels

Im Gegensatz zu den 24-Stunden-Rennen in Le Mans, Daytona und Nürburgring kommen in Spa alle Autos aus der gleichen Klasse, der GT3, und sind somit auf dem Papier alle gleich schnell. Die Aufteilung in die verschiedenen Kategorien erfolgt lediglich aufgrund der Erfahrung der Piloten.

Bereits vor dem Rennen war klar, dass etwa 25 Autos von nicht weniger als 10 verschiedenen Herstellern für den Gesamtsieg infrage kommen würden.
Die diesjährige Auflage litt unter besonders dreisten und immer wieder wechselnden Wetterbedingungen. Wegen des starken Regens erfolgte der Start hinter dem Safety Car. Danach trocknete die Strecke wieder ab, bevor gegen 22.00 Uhr wieder starker Regen einsetzte. Die Bedingungen verschlechterten sich zusehends, sodass die Rennleitung entschied das Rennen, am Sonntag um 5.40 Uhr abzubrechen und erst um 11.30 Uhr wieder zu starten.

18 statt 24 Stunden

Somit kann man dieses Jahr wohl eher von einem 18-Stunden- als von einem 24-Stunden-Rennen sprechen. Insgesamt gab es, wie nicht anders zu erwarten, viele Auf und Abs, sodass nacheinander Mercedes, Ferrari, Lamborghini, BMW, Audi und zum Schluss Porsche die Führung innehatten. Bentley feiert 2019 sein 100-jähriges Bestehen und wollte deshalb unbedingt dieses Jahr den Gesamtsieg in Spa erzielen. Dieses war der englischen Nobelmarke in den letzten Jahren oft nur knapp entglitten. Schon beim Qualifying ging aber alles schief und keines der vier gut besetzten Werksautos konnte sich für die Superpole qualifizieren. Das Rennen lief ähnlich katastrophal und zum Schluss kam lediglich ein enttäuschender 29. Platz zustande.

Ähnlich schlecht erging es der anderen englischen Nobelmarke, Aston Martin. Nachdem das Auto des Lokalmatadoren Maxime Martin in der Nacht ausgefallen war, blieb den Engländern im Pro Cup nur Gesamtplatz 19. Auch bei den erfolgsgewohnten BMW lief es dieses Jahr in Spa nicht rund. Am Ende war für die Bayern nicht mehr als der 11. Gesamtrang drin. Die italienischen Vertreter von Ferrari und Lamborghini hielten noch bis zum Sonntagmittag im Vorderfeld mit, hatten dann aber mit dem Ausgang des Rennens auch nichts mehr zu tun. Mit dem Lambo von Barwell Motorsport war man jedoch im Silver Cup siegreich.

Audi, Mercedes und Porsche

Mit dem 6. Gesamtrang hielt überraschenderweise der Honda Acura NSX von Baguette/Farnbacher/Van der Zande und nicht, wie zu erwarten, ein Nissan die Flagge der japanischen Hersteller Honda, Lexus und Nissan hoch. Am frühen Sonntagnachmittag sah es wie so oft bei Langstreckenrennen aus: Audi, Mercedes und Porsche hatten die ersten Plätze inne.

Für Mercedes hatte Maro Engel die zweite Poleposition in Folge nach der beim 24-StundenRennen vom Nürburgring herausgefahren und in Spa mischte dieses Auto als alleiniger Mercedes ganz vorne mit. Nach einem spannenden Zweikampf mit Nick Tandy musste der Black Falcon Mercedes Platz zwei an den Rowe-Porsche abgeben: „Nach unserer Pole hätten wir natürlich gerne ganz oben auf dem Podium gestanden, doch zum Schluss hatten wir wohl nicht mehr die nötige ‚Pace‘, um mit den Autos vor uns mitzuhalten“, meinte Maro Engel. Der Audi R8 mit der Starbesetzung Rast/Müller/Frijns bestimmte das Geschehen noch zwei Stunden vor Schluss, aber dann verlor Nico Müller, unter Druck des GPX-Porsche, kurz die Kontrolle seines Audi und touchierte die Reifenstapel in Les Combes. Er konnte das Rennen zwar fortführen, schied aber etwas später ganz aus.

Estre entfacht ein wahres Feuerwerk

Nachdem schon am Samstag Kevin Estre im Gulf-GPX-Racing Porsche ein wahres Feuerwerk entfacht hatte und sich von Platz 11 auf die zweite Position vorgekämpft hatte, lieferte er am Sonntagnachmittag erneut eine Bravourleistung ab und konnte somit gemeinsam mit seinen Teamkollegen Richard Lietz und Michael Christensen den ersten Porsche-Sieg in Spa seit 2010 erringen. Zweiter wurde der Rowe 911 von Nick Tandy, Patrick Pilet und Fred Makowiecki. Spa 2019 war insgesamt ein Erfolgsergebnis für Porsche. Die Vertreter der Marke waren mit sechs siegfähigen 911er in die Ardennen gereist und am Ende waren fünf von ihnen in den Top Ten zu finden.

Der zufriedene Estre beschrieb den Erfolg folgendermaßen: „Durch die immer wieder wechselnden Wetterbedingungen war es ein extrem schwieriges Rennen und somit waren wir oft nicht mit den optimalsten Reifen unterwegs … aber wir haben überlebt und gewonnen.“ Richard Lietz fügte hinzu: „Erst im Juni wurde entschieden, dass wir drei dieser Rennen zusammen für GTXRacing bestreiten würden. Das Team hat einen super Job gemacht. Ich habe diese SpaWoche genossen.“