Wahlen 2023Reaktionen zum (wahrscheinlichen) CSV-Spitzenkandidaten Luc Frieden

Wahlen 2023 / Reaktionen zum (wahrscheinlichen) CSV-Spitzenkandidaten Luc Frieden
Luc Frieden wurde 2019 Präsident der Handelskammer Luxemburg Foto: Julien Garroy/Editpress

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In ihrem Bemühen, die Regierungsverantwortung nach zwei Legislaturperioden wieder an sich zu bringen, setzt die CSV offenbar auf einen Namen, der bei so manchem mehr als nur eine Assoziation hervorrufen dürfte: Unbestätigten Berichten zufolge soll der einstige Minister Luc Frieden (59) alleiniger Spitzenkandidat bei den Chamber-Wahlen werden. Dafür gab es am Mittwoch auch einige irritierte bis amüsierte Reaktionen.

Nachdem in den vergangenen Tagen Namen wie Martine Hansen, Marc Spautz und Gilles Roth kursiert sind, hat sich am Mittwoch herauskristallisiert, wer – wahrscheinlich – die CSV als Spitzenkandidat in den Wahlkampf führen wird: Der frühere Finanz- und Justizminister Luc Frieden werde seinen Hut in den Ring werfen, vermeldete RTL, ohne die entsprechende Quelle auch nur ansatzweise näher zu charakterisieren.

Natürlich verfügt auch das Tageblatt über Kontakte in zumindest parteinahe Kreise und auch von da ist später am Tag zu erfahren: Ja, es stimmt. Der 59-Jährige sei ein geeigneter Kandidat – vor allem aufgrund seiner Expertise in Europapolitik, Recht und Finanzwirtschaft sei er als idealer Krisenmanager in diesen turbulenten Zeiten aufzustellen.

Von offizieller Seite ist dagegen nichts zu erfahren: Claude Wiseler, in Doppelspitze mit Elisabeth Margue Parteipräsident und als solcher für die Benennung eines Spitzenkandidaten verantwortlich, verweist freundlich, aber bestimmt auf die Parteistatuten, als das Tageblatt anruft: „Ich werde am nächsten Mittwoch zusammen mit Elisabeth Margue die Resultate unserer Beratungen unserem Nationalrat vorstellen – und vorher gibt es von uns auch keinerlei Auskünfte“. Wiseler und Margue sind gefordert, am Mittwoch einen einzelnen Kandidaten zu nennen – und wenn der Nationalrat diesen Vorschlag mit einfacher Mehrheit annimmt, ist am 25. März in der „Däichhal“ in Ettelbrück dann noch der Nationalkongress gefragt.

Neustart ohne Umwälzung

Die CSV hatte in den vergangenen Jahren mit einer ganzen Reihe von Krisen zu kämpfen: Neben der Tatsache, dass Opposition vielen Beobachtern zufolge der Partei prinzipiell sowieso nicht liegt, wäre hier natürlich vor allem die „Freundeskreis-Affäre“ zu nennen, die um den abtrünnigen Frank Engel einen Malstrom aus Misstrauen und Anschuldigungen samt Mitgliederschwund verursacht hat. Den oft angeführten „Neustart“ will die Partei also offenbar mit einer Spitzenpersonalie wagen, die – vielleicht passend für eine konservative Partei – alles andere als umwälzend neu ist: Der 1963 in Esch geborene Frieden wurde erst an den klangvollsten Universitäten (Sorbonne, Cambridge, Harvard) zum Juristen und verdingte sich als Anwalt, aber auch Lehrender und Medienschaffender, bevor er 1994 Abgeordneter und 1998 Minister wurde – erst für Justiz, Budget und Beziehungen zum Parlament, später fungierte er auch als Finanzminister.

Seine Amtszeiten waren dabei von einigen kontroversen Begebenheiten überschattet: So soll es zu versuchter Einflussnahme im „Bommeleeër“-Prozess gekommen sein. Außerdem fädelte er den 35-prozentigen Einstieg Katars bei Cargolux ein – der später aufwendig (und teuer) rückabgewickelt werden musste.

2011 besuchte Finanzminister Luc Frieden mit Erbgroßherzog Guillaume den Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani
2011 besuchte Finanzminister Luc Frieden mit Erbgroßherzog Guillaume den Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani Foto: SIP

Nach dem Zusammenbruch der Regierung Juncker/Asselborn-II hielt es Frieden nicht mehr in Luxemburg: Er wechselte in die Privatwirtschaft, war unter anderem für die Deutsche Bank in London tätig. Bis heute ist er im Aufsichtsrat der „Banque Internationale à Luxembourg“, ist Partner der Anwaltskanzlei Elvinger Hoss Prussen, Präsident der Handelskammer und auch Präsident des entsprechenden europäischen Dachverbands.

Zudem war er Verwaltungsratspräsident der Mediengruppe Saint-Paul, wo er für einen mutmaßlich politisch motivierten Wechsel in der Chefredaktion sorgte (das Tageblatt berichtete).

Dass die Volkspartei CSV diese eher wenig volksnahe Erscheinung (ein Buch von Frieden heißt „Europa 5.0: Ein Geschäftsmodell für unseren Kontinent“) offensichtlich zum Zugpferd im Wahlkampf machen will, hat schnell für Reaktionen gesorgt.

„In Zeiten von Qatargate, Ethikfragen und parteiinternen Skandalen“ sei die sich abzeichnende Nominierung „natürlich das richtige Zeichen für Transparenz und Bürgernähe“, schreibt die Journalistin Charlotte Wirth bei Twitter, während LSAP-Minister Dan Kersch an gleicher Stelle ätzt, die CSV betreibe ihre „Erneuerung mit einem Auslaufmodell“. Die Linken-Politikerin Natalie Oberweis fragt belustigt: „Wo kommt der denn plötzlich wieder her? Ist das ein Zeichen von Verzweiflung?“ In den Kommentaren unter dem ersten Tageblatt-Artikel zur Nachricht gibt es aber auch Zustimmung zur Personalie: Ein Leser nennt Frieden einen „Mann mit Erfahrung in Politik und Wirtschaft“, während ein anderer höhnt: „Die Verjüngung der CSV schreitet weiter voran.“

frolick
27. Januar 2023 - 13.30

@kassnic840 "Dann kënne mer elo csv ganz vergiessen." Mir hunn se scho virun 10 Joer vergiess.

cremona
27. Januar 2023 - 13.29

@ Ernest "Jiddefalls as den Herr Frieden een kompetente Politiker," Ass en net, hien a Privatmann, well hien sech ze Schued war fir d'Oppositioun an dat ass dat Eenzegt wat d'CSV kritt. "deen Show-Master Bettel misst endléch vun der politischer Bühn verschwannen" Mir wielen hien nach e puer Mol erëm. "wann ëtt och keen grousse Choix mat Politikeren gëtt, mais ëtt wär mol un der Zeit mat engem Wiessel." Et kënnt jo och a Wiessel, de Fränz gëtt vum Sam ersat an der Regierung. ?

Victor
27. Januar 2023 - 13.27

Reaktionen? Ich hab überall Ungläubigkeit und lautes Auflachen festgestellt.

Phil
26. Januar 2023 - 23.48

Den LSAP Etienne Schneider war sech iergendwann ze schued fir säin Mandat färdeg ze machen an "wollt säin d'Liewen zeréck" fir Rolls-Royce ze chaufféieren. Den LSAP Dan Kersch stécht mat 60 an der Midlife-Crisis an huet sech geduecht et wär méi flott Easy-Rider ze spillen an mam Töff ze cruisen wéi säin Regierungsmadat färdeg ze machen. Den DP Pierre Gramegna huet geméngt d'Regierung wär awer näischt fir hien an wollt sech em seng Famille këmmeren, probéiert sech elo als Mécanicien vun der europäescher Stabilitéit. Den DP Xavier Bettel huet héich an hëlleg versprach, dass hien esou frou mat sengem Posten als Buergermeeschter wär an sech dat nett kéint undoen fir all Dag schlecht gelaunt an flemmseg an d'Chamber ze trëppelen. Den Gréngen Francois Bausch huet gesot, dass 10 Joer Politik him géifen duergoen, wëll awer elo trotzdeem mat Radaren opriichten an Zaldoten vereedegen weider fueren. Vum Gréngen Déifferdénger Buergermeeschter an Gaardenhaischenrenovatiounmanager Traversini an seng Protectrice an Ëmweltchefin Carole Dieschbourg guernet ze schwätzen. Fazit: Da fannen ech dem Luc Frieden seng Décisioun fir virun 10 Joer net wëllen an d'Oppositioun ze goen "Peanuts" dogéint.

Claudette
26. Januar 2023 - 16.13

@ Phil Hien huet sech ze schued fonnt vir sech op d'Oppositiounsbänk ze setzen. Arroganz pur.

ARMO
26. Januar 2023 - 15.11

@ Phil Eng gudd Meenung mecht alles.

Phil
26. Januar 2023 - 12.08

Bon, de Luc Frieden ass 2013 net op d'Oppositiounsbänk gangen. Dat ass jidderengem säin Choix. Jiddefalls huet hien an där Zäit d'Meiglechkeet gehat fir säin wirtschaftlechen, politeschen an menschlechen Horizont op aneren Plazen ze majoréieren an révaloriséieren, wat dem Land kéint gutt kommen. Hien ass 60 Joer al, dat heescht 20 Joer mei jonk wéi den US Biden. Wien do vun alem Eisen schwätzt kann net rechnen. Fir meng bescheiden Meenung wier dat e gudden Alter, en plus huet dee Mann an allen Hinsichten méi drop wéi dat gréngt, blot an roud bling-bling Geméis wat elo säit knapp 10 Joer probéiert d'Land méi schlecht ewéi recht ze régéieren!

kassnic840
26. Januar 2023 - 9.03

Dann kënne mer elo csv ganz vergiessen.

Ernest
26. Januar 2023 - 9.03

Jiddefalls as den Herr Frieden een kompetente Politiker, deen Show-Master Bettel misst endléch vun der politischer Bühn verschwannen,inklusiv seng iwerhiéfléch blo Kumpanen, wann ëtt och keen grousse Choix mat Politikeren gëtt, mais ëtt wär mol un der Zeit mat engem Wiessel.