Sozialbüro SanemRaus aus der Schuldenfalle

Sozialbüro Sanem / Raus aus der Schuldenfalle
Wenn alle Stricke reißen: das Sozialbüro der Gemeinde Sanem in der 16, rue de la Poste im Ortsteil Belvaux Foto: Editpress/Tania Feller

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Jeder Mensch in Luxemburg hat ein Recht auf Sozialhilfe – in der Gemeinde, in der er seine Adresse hat. Der Rahmen für diese Hilfe ist gesetzlich geregelt. Wie sie im Detail aussieht, hängt vom sozialen Gefüge in der einzelnen Kommune ab. Sanem bietet beispielsweise Hilfe bei Überschuldung, und das jedem Bürger, der mit seinem Einkommen nicht mehr über die Runden kommt.

Mit frischer Energie ins neue Jahr. So auch im Sozialbüro in Sanem, wo Präsident Jean-Pierre Schlesser nicht davon ausgeht, dass die Arbeit 2021 weniger wird. Eines vorweg. Die virusbedingte Ausnahmesituation des vergangenen Jahres macht sich in den Statistiken der Südgemeinde bisher nicht bemerkbar.

Die Arbeit der Sozialämter geschieht landesweit in einem per Gesetz und Konvention zwischen Gemeinden und Staat geregeltem Rahmen. Jeder Einwohner hat in der Gemeinde, in der er angemeldet ist, Recht auf Sozialhilfe, heißt es im Gesetzestext. Wie diese Hilfe aber im Detail aussieht und welche spezifischen Projekte verwirklicht werden, hängt vom Ermessensspielraum und dem sozialen Gefüge in den einzelnen Kommunen ab.

Raus aus den Schulden

An Ideen mangelt es in Sanem nicht. Was daraus werden kann, wenn sie dann bis umgesetzt werden können, verdeutlicht der Überschuldungsdienst der Gemeinde.

2018 als Test gestartet, um sich eines wachsenden gesellschaftlichen Problems anzunehmen, entwickelt sich dieser Dienst zusehends zu einem wichtigen Pfeiler der Sozialhilfe in der Südgemeinde. Bisher richtete sich die Unterstützung an jene, die bereits die Hilfe des Sozialamtes in Anspruch nehmen. „Wir bieten Beratung an, können aber auch, wenn die Betroffenen einverstanden sind, die Verwaltung ihrer Ausgaben übernehmen.“ Der Dienst hilft den Menschen, ihre Ausgaben besser im Griff zu haben, er unterstützt sie aber auch, wenn zum Beispiel bei Banken oder Vermietern um Streckung der Rückzahlung einer Schuld oder der Miete gebeten werden muss.

Weil sie so gut ankommt, kann die Hilfe, um aus der Schuldenfalle herauszukommen, jetzt von jedem Bürger der Gemeinde genutzt werden. „Mit Rat und Tat, aber wie gesagt, immer auf freiwilliger Basis“, so Schlesser. Beratung ist übrigens auch telefonisch möglich.

Letztendlich dürfte das bessere Auskommen mit dem eigenen Einkommen auch mit dazu beitragen, dass insgesamt weniger an Sozialhilfe ausbezahlt werden muss. Die Zusammenarbeit des Sozialbüros mit myenergie ist ebenfalls in dem Sinne zu werten. Hierbei geht es darum, Bürgern, denen die nötigen Mittel fehlen, zu helfen, Energie und somit unterm Strich Geld zu sparen. Beispielsweise indem nach eingehender Analyse eine Wohnung besser isoliert wird oder energieeffizientere Haushaltsgeräte angeschafft werden.

Warten auf die „Maison sociale“

In der rund 18.000 Einwohner zählenden Südgemeinde „betreuen“ der Präsident und die insgesamt neun Mitarbeiter in etwa 600 Bürger. Größte Gruppe dabei sind Menschen mit Luxemburger Staatsangehörigkeit. „Personalmäßig kommen wir über die Runden und können unsere Basisaufgaben erfüllen. Wir hätten aber nichts dagegen, etwas proaktiver werden zu können, um beispielsweise Projekte mit Flüchtlingen starten zu können“, so Jean-Pierre Schlesser, der auf die 350 Flüchtlinge verweist, die auf dem Gebiet der Gemeinde untergebracht sind.

Alles in allem betrug das Budget des Sozialamtes in Sanem 2020 gut zwei Millionen Euro. Fast die Hälfte davon sind Personalkosten. Rund 1,1 Millionen Euro wurden vergangenes Jahr an Hilfen ausbezahlt.

Bezahlbare Unterkünfte, Arzt- und Lebenshaltungskosten sowie allgemein die Fragen, die sich ums Einkommen drehen, stehen an erster Stelle der Probleme. Mit Mietzuschuss und Sozialwohnungen oder dem „Tiers payant social“ wird geholfen, so gut es geht. Eine Hilfe sind auch die Gutscheine, mit denen Bedürftige in der „Epicerie solidaire“ einkaufen können.

2023/2024 soll übrigens die neue „Maison sociale“ in Sanem fertig sein. „Dort werden dann alle Sozialdienste der Gemeinde vereint sein, was auch eine bessere Koordinierung ermöglicht“, so Jean-Pierre Schlesser.