
Die Stimmbänder von Elodie Martins haben eine anstrengende Woche hinter sich. Am Mittwoch bekam die Trainerin ab der 80. Minute keinen Ton mehr heraus. Nach dem Sieg im Gruppenfinale war das zwar nicht mehr das Problem, denn es lag vielmehr an den Emotionen und Glücksgefühlen, die es schwer machten, die richtigen Worte zu finden: „Es ist kompliziert nach so einem Spiel zu sprechen“, gab die 40-Jährige zu verstehen. „Ich habe an meine Spielerinnen geglaubt und wir dürfen stolz über diese zusätzliche Linie in den Geschichtsbüchern sein.“ Mit den nächsten Aufgaben in Albanien hat sich der Trainerstab noch nicht beschäftigt. „Jetzt wird das gebührend gefeiert und danach verdient jeder von uns zwei freie Tage ohne Fußball. Danach blicken wir auf die zweite Runde. Wir haben uns noch keine Gedanken über die Reise gemacht. Es ist unglaublich, was wir geschafft haben.“
Neben Torhüterin Andrea Burtin, die besonders in der zweiten Hälfte starke Paraden auftischte, war es die FLF-Nationalspielerin Marta Estevez, die mit ihren beiden Vorlagen die Tür zur nächsten Runde aufstieß. Mit ihrer Eckballquote war sie dementsprechend zufrieden: „Zwei gingen rein, die anderen waren jetzt nicht so toll (lacht). Aber die Hauptsache war eben, dass wir unsere Tore gemacht haben, der Rest ist nicht mehr wichtig.“ Die Mittelfeldspielerin gab zu, dass die Nachwehen vom Halbfinale gegen AEK Athen noch in den Beinen steckten: „Es war nach den 120 Minuten diesmal vor allem physisch anstrengend. Ein Tag zusätzliche Pause wäre wohl besser für uns alle gewesen. Doch in den Köpfen war uns klar, dass wir noch einmal in der Lage wären, an unsere Grenzen zu gehen. Es ist ein historischer Moment, den wir feiern dürfen.“
Die Europa League winkt
Der Blick geht schon weiter nach oben. Mit der neu geschaffenen Europa League für die Damen hat der Klub nämlich jetzt Chancen, sein internationales Märchen zu verlängern: Die Gruppenzweiten und Dritten der zweiten Champions-League-Runde dürfen beim Wettbewerb weiter um ein Ticket für die Gruppenphase weiterspielen. „Das ist unser Ziel, denn wenn wollen in der nächsten Runde mindestens ein Spiel gewinnen, um die Europa League zu erreichen“, berichtete Estevez. Dass der Luxemburger Frauenfußball gerade rosige Zeiten durchlebt, ist der Freistoßspezialistin bewusst. „Ich habe mich noch heute (am Samstag) im Zimmer mit Edina Kocan darüber unterhalten: Der Luxemburger Fußball entwickelt sich weiter und man sieht es. In Albanien hoffe ich auf besseres Hotel als wir damals mit der Nationalmannschaft hatten (lacht). Jetzt müssen wir aber alle erst einmal runterkommen und dann weiterschauen.“
Es ist nicht nur ein Erfolg für den Racing, sondern für den gesamten Frauenfußball in Luxemburg
Auch zwei andere FLF-Stammspielerinnen haben den RFCUL zu diesem Sieg getragen. Verteidigerin Andreia Machado lag ihrem Bruder, Mondorf-Keeper Joao, minutenlang in den Armen: „Ich habe den Eindruck, dass wir das noch nicht realisieren. Morgen beim Frühstück wird uns das wohl viel bewusster. Wir haben unser erstes Ziel erreicht und all die Mühe war nicht umsonst. Das Gruppenfinale war vielleicht nicht schön anzusehen, aber es war ein mentaler Kampf.“ Die FLF-Kolleginnen aus anderen Vereinen standen teils Schlange, um zu gratulieren. „Dass wir uns für die zweite Runde qualifiziert haben, ist eine Anerkennung für die vielen Jahre der Arbeit und Entwicklung. Die Nationalmannschaft ist in die Liga B aufgestiegen, jetzt hat es erstmals ein Verein in die zweite Champions-League-Runde geschafft. Nicht alles ist perfekt, aber es geht nach oben. Es ist nicht nur ein Erfolg für den Racing, sondern für den gesamten Frauenfußball in Luxemburg.“

Sehr gefragt war nach Spielende auch Caroline Jorge, die ihre Interviews in mehreren Sprachen gab. Die junge Offensivspielerin bereut es nicht, Standard Liège im Sommer den Rücken gekehrt zu haben. „Ich fühle mich wohl und bin glücklich, hier zu sein. Ich wollte etwas Neues erleben. Ich habe beim Standard viel gelernt und schließe eine Rückkehr nicht aus. Jetzt war aber der richtige Moment, etwas anders zumachen.“ Und die Champions League zu bestreiten, machte das Ganze sicherlich angenehmer: „Das ist noch einmal ein anderes Gefühl. Niemand war im Urlaub, wir haben kollektiv an der Qualifikation gearbeitet. Mir gefällt es jedenfalls sehr hier.“ Am 27. und 30. August können Estevez, Machado und Jorge in Albanien zeigen, dass sie noch einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben. Zum Auftakt wartet Ferencvaros Budapest im Halbfinale.
De Maart

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