Prozess im Dezember: Ein Jahr nach der Drogenrazzia im Bahnhofsviertel

Prozess im Dezember: Ein Jahr nach der Drogenrazzia im Bahnhofsviertel

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Wie sieht es ein Jahr nach der groß angelegten Drogenrazzia mit acht Festnahmen in der avenue de la Gare in Esch aus? Auf den ersten Blick ruhiger. Die Polizei hat das Viertel verstärkt im Visier. Ein Café in der Straße ist geschlossen. Im Dezember kommt es zum Gerichtsprozess. Von der einst guten Atmosphäre sei man aber weit entfernt, sagt die Betreiberin eines Lokals.

16. Oktober 2018. Heute vor einem Jahr. Drogenrazzia in der avenue de la Gare. Straßen sind gesperrt. 130 Polizisten durchsuchen zwei Cafés, die als Drogenumschlagplätze gelten. Ein Polizeihubschrauber beobachtet das Geschehen aus der Luft. Acht mutmaßliche Drogenhändler werden festgenommen und kommen in Untersuchungshaft. Auf Nachfrage hin teilt die Pressestelle der Generalstaatsanwaltschaft mit, dass sich zwei von ihnen ein Jahr später immer noch in Schrassig befinden, die anderen sechs sind unter Auflagen auf freiem Fuß. Die Ermittlungen sind abgeschlossen, im Dezember dieses Jahres soll es zum Prozess kommen. Insgesamt 15 Personen müssen sich ab dem 9. Dezember vor Gericht verantworten.

Vorgestern, am 14. Oktober, in der avenue de la Gare: Ein Polizeiwagen fährt Streife. Ein angenehmer Herbsttag. Das „Café du Brésil II“, das vor einem Jahr im Visier der Razzia stand, ist jetzt wegen Umbau geschlossen. Doch an Kneipen fehlt es nicht in diesem Viertel. Fünf sind es. Darunter auch das „Chez Nadia“.

„Es ist ruhiger geworden“, sagt Wirtin Nadia Kaouane zaghaft. „Besser, aber nicht wirklich gut.“ Ob jetzt weniger mit Drogen gehandelt wird als vor der Razzia, weiß sie nicht. Nadia wirkt traurig. Sie zeigt in Richtung leer stehende Geschäftslokale: Die „Maison Kill“ zum Beispiel oder die große Apotheke, die doch immer so gut gelaufen sei, aber nun seit einiger Zeit geschlossen hat – „fermeture exceptionnelle, problème technique“ steht im Schaufenster zu lesen.

Nadia, 43, betreibt ihr Café seit 2001. Damals sei es richtig gut im Viertel gewesen. Ihre Beschreibung der heutigen Lage zeugt von Trostlosigkeit. Zudem, so gibt sie zu verstehen, setze ihr die steigende Gewaltbereitschaft der Leute, diese permanent schlummernde Aggressivität, sehr zu. Sie erzählt von zwei älteren Frauen, die auf der Terrasse sitzen, wegen einer scheinbaren Kleinigkeit in Streit geraten und sich am Hals packen. Oder von einem normalerweise ruhigen Kunden, der plötzlich zu pöbeln beginnt. „Da muss ich die Polizei rufen und dann heißt es Tage später, die Polizei sei wieder bei mir im Café gewesen.“

Gegensteuern

Nadia erzählt auch, dass der Mann, der Mitte August seine Frau in der Simon-Bolivar-Straße umgebracht hat, zu ihren Kunden zählte. F. sei ein netter, ruhiger Mann gewesen, der das eine oder andere Mal etwas unglücklich gewirkt habe und Probleme mit seiner Frau habe durchblicken lassen. „Dann habe ich ihm gesagt, er solle doch seine Medikamente nehmen, nie aber hätte ich es für möglich gehalten, dass er seine Frau umbringt. Aber man kann leider nicht in jemanden hineinsehen. Es sind merkwürdige Zeiten“, sagt Nadia.

Dass illegale Drogen und damit verbundene Probleme seit der Razzia vor einem Jahr nicht aus der Stadt verschwunden sind, dessen ist sich auch Bürgermeister Georges Mischo bewusst. Aber auch er sagt, dass es ruhiger geworden sei, vor allem im Bahnhofsviertel. Das sei auch in der letzten Sitzung des „Comité de prévention“ bestätigt worden. Mischo weist in dem Kontext darauf hin, dass vor einigen Tagen zwei Drogendealer auf frischer Tat ertappt werden konnten. Schrittweise will der Bürgermeister die Situation verbessern, gegensteuern und versuchen, den Drogenhandel und die Gewalt einzudämmen. Und er will Rede und Antwort stehen. Vor den Sommerferien hatte er deshalb eine Unterredung mit den Bürgern aus der avenue de la Gare und aus der rue Nothomb.

Als Nächstes wird ein Escher Suchtpräventionsplan vorgestellt, bei dem es darum geht, Menschen, besonders Jugendliche, in Bezug auf das Thema Drogen – und was diese alles anrichten können – zu sensibilisieren. Seit September sind zudem zwei Streetworker in Esch unterwegs, der Gemeinderat hat sein Okay für zwei weitere gegeben. Sie werden unter anderem in der avenue de la Gare unterwegs sein. Georges Mischo verweist auch auf die Arbeit von „Impuls“. Ziel dieser Vereinigung ist es, Menschen in Not zu helfen sowie zu verhindern, dass sie überhaupt in Not geraten. In der Hinsicht gibt es in Esch wirklich genug zu tun.

Baerchen
17. Oktober 2019 - 11.34

Geif mol Zeit gin fir eng Gillet Jaune oder hei Rouge Actioun ze bewegen

renecyberdoc
16. Oktober 2019 - 16.28

richteg gesinn.

de jeff
16. Oktober 2019 - 11.11

Dat ass eben d'Resultat dovun,well d'Leit emmer méi onzefridden a frustre'ert gin.d'Vollek get emmer mei an den Eck gerdreckt durch nei Reglementer an Oplagen (dei en negativen Effekt op d'Liewensqualite'et/Budget hun).D'Leit können sech emmer manner leeschten an wessen net mei wei se sollen iwert d'Ronnen kommen.Mais eis Politiker gesin dat eben net (oder wöllen et net gesin),well se sech net können virstellen,dass emmer mei Leit vum Aarmutsrisiko bedroht gin.(Schliesslech liewen mir zu Luxuxbuerg an do gin et keng Aarmer!