BelarusProtassewitsch soll bei Freiwilligen-Bataillon im Donbass gekämpft haben

Belarus / Protassewitsch soll bei Freiwilligen-Bataillon im Donbass gekämpft haben
Vor einigen Tagen hielt sich die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja in Prag auf, wo sie von Protestlern Unterstützung erhielt Foto: AFP/Michal Cizek

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Der „Staatspräsident“ der selbst ausgerufenen prorussischen „Volksrepublik Luhansk“ (LNR), Leonid Pasetschnik, hat nur Lob für den weißrussischen Autokraten Alexander Lukaschenko übrig. „Wir sind in ständigem Kontakt mit Minsk im Fall Protassewitsch“, bestätigte der Donbass-Separatistenführer gegenüber der amtlichen Presseagentur „Lug-Info“.

Die „Generalstaatsanwaltschaft“ der Separatistenrepublik hatte wenige Tage nach der Verhaftung Roman Protassewitschs nach der erzwungenen Landung der Ryanair-Maschine Athen-Vilnius auf dem Flughafen Minsk ein Auslieferungsgesuch an Weißrussland gestellt, das Lukaschenko offenbar sehr gelegen kam. Die LNR wirft dem oppositionellen Blogger und Mitbegründer des Telegram-Kanals „Nexta“ darin Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung der „Volksrepublik“ vor. Protassewitsch soll angeblich im umstrittenen ukrainischen Freiwilligen-Bataillon „Asow“ als Sniper gekämpft und auf Zivilisten geschossen haben. Dies behauptet Iwan Filiponenko, der Chef der LNR-Volksmiliz. Dazu hätte er in Minsk weitere Kämpfer für „Asow“ angeworben. Diese sollen jeweils 5.000 Dollar für einen Kampfeinsatz bezahlt haben und dafür neben der Verpflegung die Garantie bekommen haben, dreimal an der Front verschiedene Waffen ausprobieren zu können.

Dass dies alles im „Asow“-Bataillon geschehen sein soll, kommt sowohl der LNR wie auch deren Unterstützer Russland sehr gelegen. Das Freiwilligen-Bataillon gilt nämlich als rechtsradikal und steht im Ruf, mehrere Neo-Nazis in seinen Reihen aufgenommen zu haben. Der Kreml pflegt zudem auch heute noch die Mär eines faschistischen Putsches im Februar 2014 in der Ukraine. Als zwei Monate später der von russischen Söldnern begonnene Krieg im Donbass ausbrach, waren Freiwilligen-Bataillone wie „Asow“ und gut zwei Dutzend weitere, die Einzigen, die die prorussischen Separatisten aufhalten konnten. Die ukrainische Armee war damals noch kaum operativ. Dem „Asow“-Bataillon wird heute in der Ukraine zugutegehalten, dass es die Hafenstadt Mariupol von den Separatisten zurückerobern konnte. Manche glauben gar, dass ohne den Widerstand des „Asow“-Bataillons Russland heute eine Landverbindung vom Donbass auf die besetzte ukrainische Halbinsel Krim besitzen würde.

Lukaschenko hatte in der heißen Phase des Donbass-Krieges 2014/15 geschickt eine neutrale Position eingenommen und Minsk gar als Verhandlungsort für Friedensgespräche zwischen den prorussischen Separatisten und der Kiewer Regierung etabliert. Die beiden „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk anerkannte er nie, ebenso wenig wie den De-facto-Anschluss der Krim an die Russische Föderation. Auch die Separatistenregionen Abchasien und Südossetien in Georgien und Transnistrien in Moldawien erkannte Weißrussland schon früher nicht an.

Zu „Geständnis“ gezwungen

Nun allerdings treibt das Protassewitsch-Debakel Lukaschenko immer mehr auf die Position des Kremls. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Minsk ein Auslieferungsgesuch einer „Generalstaatsanwaltschaft“ einer nicht anerkannten „Volksrepublik“ offenbar völlig ernst nimmt. So hat Lukaschenko es zwar einstweilen abgelehnt, Protassewitsch für eine Vernehmung in die LNR reisen zu lassen, den dortigen Behörden aber angeboten, seine Geisel in Minsk zu befragen. Mehr noch, in dem offensichtlich erzwungenen TV-„Interview“ für den weißrussischen Staatssender ONT vor Wochenfrist wird Protassewitsch das „Geständnis“ abgerungen, als Freiwilliger bei „Asow“ gekämpft zu haben. „Ich war erst 19-jährig und voller Kriegsromantik“, versucht sich Protassewitsch in dem „Interview“ zu rechtfertigen. Er bestätigt auf während des „Interviews“ vorgelegten Fotos jener abgebildete, schwerbewaffnete Kämpfer zu sein.

Früher hatte Protassewitsch genau dies indes abgestritten. Er habe 2014/15 rund ein Jahr lang als Pressefotograf im Donbass gearbeitet und nie eine Waffe in die Hand genommen, beteuerte der Blogger immer wieder. In Kreisen ehemaliger „Asow“-Kämpfer wird dies mehrheitlich bestätigt. Wobei sich die Beweislage schwierig gestaltet, da sämtliche Fotos, die Protassewisch zeigen sollen, schlechter Auflösung sind.

Lagerhaft für Oppositionelle

Laut unterschiedlichen Schätzungen sollen 2014/15 bis zu 1.000 Weißrussen aufseiten Kiews und vielleicht nicht weniger in den Reihen der prorussischen Separatisten gekämpft haben. Auf dem Kiewer Maidan waren zuvor für alle sichtbar auch immer weißrussische weiß-rot-weiße Oppositionsflaggen sichtbar. Auch diese Landesflagge von 1991 bis 1994 versuchen Lukaschenko und Putin seit Beginn der Protestwelle am 9. August 2020 in die Nazi-Ecke zu stellen. Dabei wird der Gebrauch der Farben Weiß-Rot-Weiß grob vereinfacht, sodass es ins Bild des Kremls passt.

In Minsk rollte derweil auch am Donnerstag die Repressionswelle des Regimes weiter. Ein Minsker Bezirksgericht verurteilte vier Wahlkampfhelfer des oppositionellen, verhafteten Präsidentschaftskandidaten Wiktor Babariko zu je fünf Jahren schwerer Lagerhaft. Sie sollen im August 2020 Massenunruhen mitorganisiert und Sicherheitskräfte mit Lasern geblendet haben.

Tags zuvor hatte die Synode der Russisch-Orthodoxen Kirche den oppositionsnahen Erzbischof Artemij von Grodno in den sofortigen Ruhestand geschickt. Die Entscheidung des Moskau-treuen Kirchen-Patriarchats fiel mit 14 zu 1 Stimme, bei einer Enthaltung. Der 69-jährige Erzbischof Artemij war in Grodno für seine Kritik an der Sowjetunion bekannt, auch hatte er die brutale Niederschlagung der Nachwahlproteste durch Lukaschenkos Sicherheitsorgane offen kritisiert. Einem persönlichen Treffen mit diesem Berichterstatter wich er im September in Grodno allerdings aus. Er wolle sich nicht mehr äußern, alles sei im Internet nachzulesen, ließ er damals seinen Sekretär ausrichten. Erzbischof Artemij bekam von der Synode die Auflage, unverzüglich aus der aufmüpfigen Stadt Grodno nach Minsk umzuziehen.

Ck
11. Juni 2021 - 16.26

Endlich komm die wahrheit an den tag! Ein kämpfer für ein „freies belarus „ dieser protassewitsch hat vor jahren mit den faschistischen asow-banden am maidan, (tote bereitschaftspolizisten, miriupol (tote gewerkschafter) im osten der ukraine gekämpft. Was würde in belarus geschehen, wenn solche „freiheitskämpfer“ die macht übernehmen würden .?