Mittwoch12. November 2025

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Rätselhafter MordProrussischer Politiker aus der Ukraine wurde in Spanien erschossen 

Rätselhafter Mord / Prorussischer Politiker aus der Ukraine wurde in Spanien erschossen 
Andrij Portnow (l.), hier zusammen mit der damaligen ukrainischen Premierministerin Julia Timoschenko im Februar 2010, wurde am Mittwoch in Madrid ermordet Foto: AFP/Sergei Supinsky

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Die Szene wirkt wie aus einem Spionageroman: ein schwarzes Auto, Schüsse im Morgengrauen, eine Eliteschule als Kulisse – und ein Name, der die ukrainische Politik jahrelang spaltete.

Andrij Portnow, Jurist, ehemaliger hochrangiger Berater des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch und ein Akteur aus den dunkleren Ecken der ukrainischen Machtpolitik, wurde am Mittwochmorgen im Madrider Vorort Pozuelo de Alarcón erschossen. Fünf Kugeln trafen ihn, eine davon im Kopf, direkt vor der Amerikanischen Schule, wo er kurz zuvor noch seine Kinder abgesetzt hatte. Die Tat trägt Züge einer Hinrichtung.

War es politische Rache oder ein mafiöser Abrechnungsakt? Dieser Frage ging am Mittwoch die spanische Polizei nach – auch vor dem Hintergrund, dass Portnow kein gewöhnlicher Bürger war. Der 52-Jährige wurde in Luhansk geboren, eine Großstadt im Osten der Ukraine, nahe der russischen Grenze. Der Mann war jahrelang die juristische Speerspitze des Janukowitsch-Regimes. Als Vizechef der Präsidialverwaltung entwarf er die berüchtigten „Diktaturgesetze“, mit denen im Jahr 2014 die proeuropäischen Proteste der Euromaidan-Bewegung in der Ukraine unterdrückt wurden – Gesetze, die Grundrechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit massiv einschränkten.

Nach dem Sturz der Regierung floh Portnow. Er lebte zeitweise in Russland und Wien, entging Anklagen wegen Korruption, Veruntreuung und sogar Hochverrat wegen seiner mutmaßlichen Rolle bei der russischen Annexion der Krim-Halbinsel im Schwarzen Meer. Später sanktionierte ihn die US-Regierung wegen versuchter Einflussnahme auf die ukrainische Justiz. 2019 kehrte er dennoch zurück in die Ukraine – und führte von dort aus juristische Feldzüge gegen Journalisten und politische Gegner.

In den letzten Monaten lebte Portnow in Madrid. Mit vier Kindern und russischer Staatsbürgerschaft (seit 2014) hatte er sich mit seiner Familie in der wohlhabenden Vorstadt Pozuelo niedergelassen. Jeden Morgen brachte er persönlich seine Kinder zur Amerikanischen Schule – eine private Institution, die viele Kinder von wohlhabenden Diplomaten, Geschäftsleuten und ausländischen Residenten besuchen.

Am Mittwochmorgen öffnete Portnow gerade den Kofferraum seines schwarzen Mercedes, als ihn Zeugenaussagen zufolge zwei oder drei Männer angriffen. Drei Schüsse trafen ihn in den Rücken, einer in den Nacken – und ein letzter tödlicher, als er schon am Boden lag, in den Hinterkopf. Dann flohen die Täter.

Bereits andere Morde

Portnow ist nicht das erste hochkarätige Opfer russisch-ukrainischer Konflikte auf spanischem Boden seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Jahr 2022. Im April 2022 wurde der ehemalige Manager Sergei Protosenja des großen russischen Erdgasunternehmens Novatek erhängt im spanischen Urlaubsort Lloret de Mar gefunden. Seine Frau und Tochter waren zuvor erstochen worden. Mord oder Familiendrama? Unklar.

Im Februar 2024 wurde Maxim Kuzminov, ein russischer Pilot, der mit seinem Hubschrauber in die Ukraine floh, in einer Tiefgarage im spanischen Küstenort Villajoyosa (Provinz Alicante) erschossen. Die ukrainische Seite vermutet Moskau hinter der Tat.

Nun kommt Portnows gewaltsamer Tod hinzu. Spanien wird offenbar zunehmend zum Austragungsort geheimer Racheaktionen. Für die Ukraine war Portnow ein Verräter, für Russland ein williger und einflussreicher Politiker, der möglicherweise in Ungnade gefallen war. Auch Verbindungen zum organisierten Verbrechen werden ihm nachgesagt. Feinde hatte Portnow also mit Sicherheit.

Die spanische Polizei ermittelte am Mittwoch mit Hochdruck. Drohnen und Hubschrauber durchkämmten die Gegend der Mordtat –zunächst ohne Spuren auf die Täter zu finden. Nur eines schien am Mittwochnachmittag schon sicher: Der Fall Portnow ist kein gewöhnlicher Mord.

Jeff
22. Mai 2025 - 8.02

Diktaturgesetze ?? Dann zielt ons dach emol wéi eng dat solle gewiescht sinn??
Also no 2014, do kann ech Iech der genuch opzielen, mä domat huet dëse mann awer näischt ze dinn.