Prepper NationPremierminister Luc Frieden stellt Resilienzstrategie für Luxemburg vor

Der Begriff der Resilienz hat Hochkonjunktur und riskiert immer mehr zum politischen Schlagwort zu verkommen. Kein Wunder: Auf die weltweite Corona-Pandemie folgt der Ukrainekrieg, der wiederum eine Energie- und Inflationskrise auslöst. Während sich die Weltwirtschaft so langsam erholt, stürzt die Hamas mit ihrem Attentat auf Israel am 7. Oktober 2023 die Welt bereits in die nächste Krise, während der US-Präsident vor aller Augen an den Grundfesten der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in den USA rüttelt und die globale Ordnung kurzerhand infrage stellt. Rechnet man zu dem Katastrophen-Potpourri noch eine weltweit steigende Anzahl an Extremwetterereignissen und die in Luxemburg schwelende Wohnungs- und Mobilitätskrise hinzu, kann man getrost sagen: Die Augenblicke, in denen man sich dem Dauerkrisenmodus entziehen und kurz aufatmen kann, werden seltener. „Wann ee gutt preparéiert ass, ass dat, wat geschitt, manner schlëmm“, meint hingegen Premierminister Luc Frieden bei der Vorstellung der nationalen Resilienzstrategie am Montag im Beisein von Direktor des „Haut commissariat à la protection nationale“ (HCPN) Guy Bley.

In dem 44 Seiten und 149 Maßnahmen umfassenden Papier werden Mittel und Wege aufgezeichnet, wie Luxemburg künftig mit verschiedenen Krisensituation umgehen soll. „Resilienz wurde in der Vergangenheit wenig gebraucht“, sagt Frieden. Dabei sei es ein Wort mit viel Aussagekraft. „Dass man wieder aufstehen muss, überleben, während einer Krise existieren und danach da steht, als wäre nichts gewesen. Widerstandsfähigkeit, darum geht es.“ Vorbild seien in diesem Fall die Finnen gewesen, die aufgrund ihrer geografischen Nähe zu Russland den Umgang mit dem potenziellen Katastrophenfall gewöhnt seien. Tatsächlich hat der frühere finnische Präsident Sauli Niniistö einen Spezialbericht für die Europäische Kommission mit dem Titel „Strengthening Europe’s civil and military preparedness and readiness“ angefertigt. Es ist demnach auch kein Zufall, dass Premier Frieden eine Überarbeitung der Luxemburger Resilienzstrategie bei einem Arbeitsbesuch in Finnland im Mai angekündigt hat.

Die Luxemburger Strategie beruht auf acht Säulen (siehe Infokasten). „Die Strategie ist keine Antwort auf jede erdenkliche Situation“, sagt Frieden. Um resilient zu sein, bedürfe es eines „kontinuierlichen Efforts“. Die Details sowie der Implementierungsplan sollen in nächster Zukunft noch erarbeitet werden. „Eine wichtige Aufgabe für unsere gesamte Gesellschaft: Es liegt in der Verantwortung der Regierung, dass die Gesellschaft ordentlich vorbereitet ist.“ Weswegen nun ein Maßnahmenkatalog aus bereits geltenden Krisenmechanismen und neuen Vorschlägen entworfen wurde. In Kapitel zwei „Une société résiliente“ unter anderem enthalten: Nutzung von verlässlichen, redundanten und interoperablen Alarmkommunikationssystemen (Punkt drei), eine Sensibilisierungskampagne „Lëtz prepare!“ (Punkt acht), den Bürgern das Anschaffen einer Überlebensausrüstung nahelegen (Punkt neun), eine resiliente Bauplanung (Punkt 21) und Resilienz gegenüber Migrantenströmen schaffen (Punkt 22).

Die Regierung will bei der Einführung von Resilienzmaßnahmen auf die Freiwilligkeit und Mündigkeit der Bürger setzen, so Frieden. „De Bierger mathuelen, informéieren an encouragéieren“, heißt die Devise des Regierungschefs. Die Details sowie der Implementierungsplan sollen in nächster Zukunft noch erarbeitet werden. In einigen Bereichen könne man den Prozess wohl nie endgültig abschließen, sondern sich stetig den Herausforderungen anpassen. Das selbst gesteckte Ziel der Regierung ist nichts weniger, als die „Preparedness“-Kultur des Landes zu ändern, dass im Falle einer nötigen Evakuierung jeder Bürger das Nötigste immer mit sich trage. Das sei aber nur ein Puzzlestück. Im Benelux-Format will die Regierung in Workshops demnächst erste Schritte mit den Kollegen aus den Niederlanden und Belgien besprechen und herausarbeiten.