Politthriller eröffnet das Max-Ophüls-Preis-Festival in Saarbrücken

Politthriller eröffnet das Max-Ophüls-Preis-Festival in Saarbrücken
Das Ende der Wahrheit: Martin Behrens (Ronald Zehrfeld), Zentralasien-Experte beim Bundesnachrichtendienst, ist sich sicher, durch seine Arbeit einen großen Beitrag zur Wahrung der nationalen Sicherheit zu leisten.

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Die 40. Auflage des Max-Ophüls-Preis-Festivals in Saarbrücken startet politisch. Der Film „Das Ende der Wahrheit“ thematisiert den Geheimdienst als Staat im Staat. Er zeigt einen Bundesnachrichtendienst (BND), dessen System losgelöst vom aufklärerischen Auftrag offensichtlich nur noch den karrieristischen Ambitionen seiner Führungskräfte dient.

Im Mittelpunkt steht der Zentralasienexperte des BND Martin Behrens. Der geschiedene Mann und Vater einer Teenager-Tochter operiert überwiegend im Verborgenen. Beruflich sowieso, privat aber auch. Einsamkeit und ein Leben mit verschiedenen Identitäten sind der Preis, den jeder Mitarbeiter seines „Dienstes“ zu zahlen hat. Dieser wiegt umso schwerer, wenn nicht mehr die Informationsbeschaffung im Mittelpunkt der Arbeit steht, sondern die wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen in einer globalisierten Welt und die persönlichen Ambitionen der Vorgesetzten. Er habe eine Welt zeigen wollen, in der schwarz und weiß keine Rolle mehr spielen, sondern die vielmehr von Grautönen, in diesem Fall von Grauzonen, regiert wird. Das sagte Regisseur Philipp Leinemann am Montagabend mit der roten Rose in der Hand nach der Projektion des Films. Es ist in Saarbrücken Tradition, die Macher der Filme bei der Uraufführung mit der Rose zu adeln. Wer ist böse, wer ist gut? In dem hochkarätig besetzten Film bleibt das lange unklar. Sehenswert und ein Lehrstück dafür, wie demokratische Grundwerte langsam unterwandert werden.

Zwei Männer halten Laudatio auf Iris Berben

Da passt es ins Bild, dass es sich der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland nicht nehmen lässt, höchstpersönlich anzureisen, um in seiner Heimat eine Laudatio auf eine politische Frau zu halten. Der Ehrenpreis fiel an Iris Berben, die nicht nur in der „Me-Too-Debatte“ als Präsidentin der Deutschen Filmakademie Haltung gezeigt hat. In dieser Position hat sie sich auch nachdrücklich für junge Talente im Film eingesetzt. Ihre seit Jahrzehnten gelebte Affinität für Israel und ihr Engagement gegen das Vergessen des Holocausts sind hinlänglich bekannt.

Heiko Maas (SPD) würdigte all das am Montagabend in seiner Laudatio und hatte Verstärkung aus Berlin mitgebracht. Mit „ein Mann reicht eben für Iris Berben nicht“ schloss er seine bewegende Rede, um das Scheinwerferlicht für Schauspieler Edin Hasanović zu räumen. Der hatte den kurzweiligen Part, lobte Berben als „Superkollegin“ und untermauerte das mit der Tanzeinlage von beiden zur Verleihung des Deutschen Filmpreises im April. Was danach kam, war wesentlich ernster.


Info

Das Festival läuft noch bis Sonntag. Es werden insgesamt 153 Filme in Saarbrücken gezeigt, 62 davon konkurrieren im Wettbewerb um einen der 17 Preise im Gesamtwert von rund 120.000 Euro. Diese werden am Samstag vergeben. Max Ophüls Preis gilt als wichtigstes Festival des deutschsprachigen Filmnachwuchses und als Plattform der Filmschaffenden. Es zählt jährlich rund 40.000 Besucher.

www.ffmop.de