LeichtathletikPlötzlich im Mittelpunkt: Hürdenspezialistin Victoria Rausch meldet sich mit Rekorden zurück

Leichtathletik / Plötzlich im Mittelpunkt: Hürdenspezialistin Victoria Rausch meldet sich mit Rekorden zurück
Victoria Rausch (in Gelb-Blau) stellte erst am letzten Samstag einen weiteren neuen Landesrekord über 60 Meter Hürden auf Foto: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In der nationalen Leichtathletik ist die Hürdendisziplin plötzlich wieder im Trend. Nach François Grailet lässt auch Victoria Rauch zu Beginn des Jahres die Rekorde nur so purzeln. Dabei waren die letzten Jahre für die 25-Jährige alles andere als einfach.

Fast wie aus dem Nichts katapultierte sich Victoria Rausch am 16. Januar in den Fokus der nationalen Leichtathletik. Während in Luxemburg die Wettbewerbe aufgrund der sanitären Lage noch immer ruhten, stellte die Athletin des Celtic Diekirch in Metz doch etwas unerwartet einen neuen Landesrekord über 60 Meter Hürden auf. Dass die alte Bestmarke ausgerechnet aus dem Jahr 1996 stammt, macht den Rekord für Rausch umso besonderer, denn es ist schließlich ihr Geburtsjahr: „Ich hatte diesen Landesrekord schon einige Zeit im Visier, vor allem weil er eben so alt ist wie ich selbst. Dass es endlich geklappt hat, macht mich umso glücklicher“, so eine sichtlich gerührte Athletin. Doch damit nicht genug: Nur eine Woche später, beim Restart der nationalen Hallensaison in der Coque, setzte die 25-jährige Hürdenspezialistin noch einen drauf und verbesserte ihre gerade einmal eine Woche alte Bestmarke von 8,29 auf nun 8,26 Sekunden.

Ich hatte diesen Landesrekord schon einige Zeit im Visier, vor allem weil er eben so alt ist wie ich selbst

Victoria Rausch, über ihren Rekord über 60 Meter Hürden

Ein Leistungssprung, der auch für Rausch selbst umso bemerkenswerter ist, da sie sich in den letzten drei Jahren immer wieder mit einer hartnäckigen Hüftverletzung herumplagte. Nach einer Operation vor etwas mehr als 24 Monaten zog sie sich im März des vergangenen Jahres gerade hier einen Ermüdungsbruch zu, der die Sportsoldatin einmal mehr zurückwarf. „Noch im Dezember wusste ich nicht wirklich, ob ich direkt zu Beginn des neuen Jahres überhaupt starten würde.“ Eine Zeit, die für die junge Sportlerin nicht immer einfach war, auch wenn sie betont, dass es im mentalen Bereich nie Probleme gab. Dennoch lief damals ihre Zeit im Promotionskader des COSL aus, ohne dass sie sich etwa für den Elitekader hätte empfehlen können.

„Keinen großen Druck“

Dabei verlief der sportliche Weg der Celtic-Läuferin bis dahin fast reibungslos. Erstaunlich früh entschied sie sich für die Hürdendisziplin, wie sie erklärt: „Im Jahr 2003 habe ich mit der Leichtathletik begonnen, früh habe ich auch die Hürden ausprobiert. Dabei lief es von Anfang an gar nicht einmal so schlecht und es hat mir auch sofort Spaß gemacht.“ Und so ist sie bei ihrer heutigen Paradedisziplin geblieben, auch wenn sich Rausch im Training immer mal wieder im Sprint versucht: „Vor allem, wenn wir nur die Schnelligkeit testen.“ Nach ihrer Schulzeit im „Sportlycée“ zog es sie dann an die Universität in die USA, wo sie von 2015 bis 2019 in Texas studierte und auch weiterhin Leichtathletik auf College-Niveau betrieb. „Das hat mich vor allem mental plötzlich viel stärker gemacht, hier musste ich viel schneller erwachsen werden.“ Nach ihrer Rückkehr folgte dann aber ein erster sportlicher Rückschritt sowie der chirurgische Eingriff an der Hüfte und das Ausscheiden aus dem COSL-Kader. Doch Rausch hatte einen Plan B in der Hinterhand und so absolvierte sie 2020 schließlich die Grundausbildung bei der Armee: „Es ist wirklich ein beruhigendes Gefühl, so einen Partner im Rücken zu haben. Ich erhalte Möglichkeiten hinsichtlich des Sports, die ich sonst nie bekommen würde, kann mich voll und ganz hierauf konzentrieren.“ Etwas, das ihr auch während ihrer zweiten längeren Verletzungspause stets die nötige Motivation gab. Inzwischen trainiert sie gemeinsam in einer Trainingsgruppe mit der anderen „Rekordfrau“ der letzten Wochen: Sprinterin Patrizia van der Weken. „Wir haben die gleichen Ziele, den gleichen ’Lifestyle’. Es ist schön, jemanden zu haben, der einen pushen, aber auch aufmuntern kann“, so die Hürden-Rekordlerin über eine perfekte Zusammenarbeit.

Victoria Rausch erlebte in den vergangenen drei Jahren aufgrund von Verletzungen immer wieder Rückschläge
Victoria Rausch erlebte in den vergangenen drei Jahren aufgrund von Verletzungen immer wieder Rückschläge Foto: Gerry Schmit

Wie es in den nächsten Wochen weitergehen soll, das weiß Victoria Rausch auch schon. Die restliche Hallensaison will die 25-Jährige weiter ohne großen Druck bestreiten, wohl auch ihr bisheriges Erfolgsrezept der ersten Januarwochen. „Ich werde einfach von Rennen zu Rennen versuchen, noch etwas schneller zu laufen.“ Trotzdem ist auch der Celtic-Athletin nicht entgangen, dass sie sich der Norm für die WM in Belgrad Mitte März – gefordert werden 8,16 Sekunden – in den vergangenen Wochen in Riesen-Schritten genähert hat. „So langsam fängt das natürlich an, ein Thema zu werden“, meint Rausch, die sich dies vor dem Start der Indoor-Saison nicht hätte erträumen können. „Dennoch versuche ich, nicht zu viel darüber nachzudenken. Ich möchte einfach versuchen, diese Lockerheit zu behalten.“ 

Weiterer 1996er-Rekord

Dass das internationale CMCM-Meeting in der Coque, das eigentlich für diesen Sonntag vorgesehen war, aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, bedauert die Hürdenspezialistin. Immerhin haben luxemburgische Athleten sowieso nicht so oft die Möglichkeit, sich vor heimischer Kulisse mit einer starken internationalen Konkurrenz zu messen. Da ihre Disziplin beim dritten Regio-Meeting, das am Samstag in der Coque nachgeholt wird, ebenfalls nicht auf dem Programm steht, hat sich Victoria Rausch einmal mehr im Ausland nach Wettkämpfen umgesehen. So geht es am Samstag für die 25-Jährige in Nantes weiter, bevor sie in der darauffolgenden Woche in Südfrankreich und danach schließlich noch einmal in Metz starten wird. „Ich bin froh, dass ich reingekommen bin. Es sind auf jeden Fall gut besetzte Meetings.“ Eine gute Vorbereitung auf den vorläufigen Saisonhöhepunkt, die nationalen Meisterschaften am 27. Februar. Doch wer weiß, vielleicht kann sich Victoria Rauch in den kommenden Wochen weiter selbst überraschen und so den ganz großen Indoor-Höhepunkt im März in Belgrad selbst miterleben.

Hürdenrennen sind jedenfalls wieder Trend, denn neben Victoria Rausch konnte auch François Grailet zu Beginn des neuen Kalenderjahrs die Rekorde in dieser Disziplin purzeln lassen. Und für Rausch soll auch in der Sommersaison damit am besten noch nicht Schluss sein: „Auch der Outdoor-Rekord stammt aus dem Jahr 1996, der wäre eigentlich mein nächstes Ziel.“ Das Jahr 1996, für Victoria Rausch wohl das perfekte Omen.


Letztes Regio-Meeting am Samstag

Auch wenn das internationale CMCM-Meeting, das am Sonntag hätte stattfinden sollen, aufgrund der derzeitigen sanitären Lage abgesagt wurde, werden die Leichtathleten an diesem Wochenende in der Coque gefordert sein. Denn am Samstag wird das 3. Regio-Meeting der nationalen Indoor-Saison nachgeholt. Dabei stehen dieses Mal jedoch nicht die Sprint-Disziplinen, die in den letzte Wochen für reichlich Rekorde gesorgt haben, auf dem Programm. Dennoch wird einer der „Rekord-Athleten“ der letzten Wochen am Samstag am Start sein. Im Dezember hatte Bob Bertemes eine neue nationale Bestmarke über 5.000 Meter aufgestellt. Dieses Mal wird der Celtic-Athelt die 3000 Meter in Angriff nehmen, genauso wie Charel Grethen, Pol Mellina und Nachwuchstalent Vivien Henz. Eine interessante Zusammensetzung, die durch mehrere internationale Läufer – aus Belgien, Irland und Neuseeland – noch zusätzlich aufgewertet wird. (J.Z.)