StrafvollzugPerspektiven hinter Gittern: Gefängnisverwaltung präsentiert neues Logo

Strafvollzug / Perspektiven hinter Gittern: Gefängnisverwaltung präsentiert neues Logo
Direktor Serge Legil (links) spricht von einem Paradigmenwechsel im Luxemburger Strafvollzug Foto: Administration pénitentiaire

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Die „Administration pénitentiaire“ hat sich ein neues Logo zugelegt, das den Paradigmenwechsel im Luxemburger Strafvollzug symbolisieren soll. Begleitet wird die neue visuelle Identität von einem neuen Slogan, der die Doppelmission der Behörde in den Mittelpunkt rückt: „Acteur vu Sécherheet – Kreateur vu Perspektiven“.

Mit dem Wandel in der Gesellschaft haben zuletzt auch die Herausforderungen im Strafvollzug zugenommen. So liegt der Schwerpunkt eines modernen Systems längst auf der Resozialisierung des Straftäters. Der Mensch soll demnach im Mittelpunkt stehen, nicht die Tat und nicht die Strafe. Das weiß auch Serge Legil. „Es ist nicht der Zweck der Übung, die Gefangenen zu strafen“, so der Direktor der „Administration pénitentiaire“ im Tageblatt-Interview. In anderen Worten: Es sei nicht Aufgabe der Mitarbeiter, den Häftlingen das Leben zu erschweren. Diese seien genug damit bestraft, jeden Tag eingesperrt zu sein und auf grundsätzliche Freiheiten verzichten zu müssen.

In einem modernen Strafvollzug soll sich die Arbeit vielmehr um den Gefangenen und seine Zukunft drehen: „Wir sind für sie da. Wir arbeiten mit ihnen und wir setzen alles daran, dass sie das Gefängnis besser verlassen, als sie reingekommen sind“, so Legil. Dies spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Personals wider: Neben Vollzugsbeamten beschäftigt die Verwaltung viele Erzieher, Sozialarbeiter, Soziologen, Psychologen und andere Spezialisten.

Auch seien die Gefängniswärter kein einfaches Begleit- und Aufpasskommando. „Sie sind Streetworker und First Line Responder. Unsere Mitarbeiter leben mit den Insassen. Manche Wärter begleiten einen Häftling sein Leben lang. Dabei entsteht eine gewisse Nähe, die wir fördern wollen“, so der Chef der Gefängnisverwaltung. Sympathie und Empathie seien ebenso gefragt wie ein gewisses Einfühlungsvermögen, Aufmerksamkeit und Kommunikationsbereitschaft. 

Humanismus, Engagement und Richtigkeit

Den Menschen in den Mittelpunkt stellen, mit seinem ganzen Potenzial, aber auch seinen Fehlern – das ist das zentrale Element der neuen Kommunikationskampagne der Gefängnisverwaltung, die am Montag vorgestellt wurde. Mitsamt neuem Logo und neuem Slogan, welche die Mission, Vision und Werte der Verwaltung widerspiegeln sollen.

Die Werte, die der neuen visuellen Identität zugrunde liegen, drehen sich um drei Schlagworte: „humanisme“, „engagement“ und „justesse“. Diese Werte sollen künftig die Missionen der Mitarbeiter im Luxemburger Strafvollzug umrahmen. In diesem Zusammenhang wurde denn auch eine neue Werte-Charta aufgestellt, die den Mitarbeitern in Zukunft als Leitfaden für Arbeit und Benehmen dienen soll.

Serge Legil spricht von einem Paradigmenwechsel. Die Insassen stünden im Zentrum des Wirkens: „Sie haben das Recht auf unsere vollste Aufmerksamkeit“, meint der Verwaltungschef. Aus diesem Grund werden sämtliche Ankömmlinge Tests und Analysen unterzogen: „Mit wem haben wir es zu tun? Hat der Betroffene ein Suchtproblem oder psychische Schwierigkeiten? Wie sieht sein soziales Umfeld aus? Wie groß ist die Rückfallgefahr? Wir erstellen eine Art psychologisches Inventar und versuchen, den Menschen hinter der Straftat zu verstehen“, so Legil. Auf diesem Profil werden dann Behandlung und Begleitung aufgebaut, die der Insasse beanspruchen könne. Ziel sei es, die Betroffenen wieder „fit for life“ zu machen.

Der Löwe ist das zentrale Element des neuen Logos, das künftig auch als Emblem auf den Uniformen der Vollzugsbeamten zu sehen sein wird
Der Löwe ist das zentrale Element des neuen Logos, das künftig auch als Emblem auf den Uniformen der Vollzugsbeamten zu sehen sein wird Logo: Lola – Strategy & Design

Zentrales Element des neuen Logos ist der Löwe, der für Luxemburg steht und gleichzeitig an die stilistische Darstellung eines stehenden Menschen erinnert. Außerhalb des Löwenkopfes verläuft ein Wappen-förmiger Rahmen, der sich einerseits an die Gefängnisverwaltung als Institution anlehnt, anderseits aber ein Zusammengehörigkeitsgefühl erregen soll. Der Löwenkopf dient gleichzeitig auch als neues Emblem, das auf den Uniformen und anderen Materialien der Gefängnisverwaltung zur Geltung kommt. Der neue Slogan fasst indessen die Werte und Ziele der Gefängnisverwaltung zusammen, mit Verweis auf die Doppelmission der Behörde: „Acteur vu Sécherheet – Kreateur vu Perspektiven“.

Um Letzterem ein Stück weit näher zu kommen, hat Justizministerin Sam Tanson („déi gréng“) am Montag ein neues Pilotprojekt vorgestellt, mit dem die Kultur wieder Einzug ins Gefängnis halten soll. Mehrmals schon hat die Häftlingsvereinigung „Eran, eraus … an elo?“ in diesem Zusammenhang auf ein mangelhaftes Angebot verwiesen und hohe Erwartungen an die Justizministerin gestellt, die auch das Kulturressort innehat. Details konnten allerdings noch keine genannt werden, da man aktuell noch auf der Suche nach Konzepten sei. An kulturelle Vereinigungen erging demnach der Aufruf, entsprechende Projekte bis zum 15. März bei der Gefängnisverwaltung einzureichen. Bezuschusst wird die Initiative mit 30.000 Euro.

Bölle
19. Januar 2022 - 15.29

Wieso, bitte, brauchen Gefängnisse ein Logo? Wieder so'n Vetternwirtschaftsding?