KrebsdiagnostikPersonalmangel am Luxemburger „National Center of Pathology“ hält an – und könnte sich zukünftig noch verschärfen

Krebsdiagnostik / Personalmangel am Luxemburger „National Center of Pathology“ hält an – und könnte sich zukünftig noch verschärfen
„Bezogen auf die Komplexität und Fallzahlen eines diagnostischen Zentrums dieser Größe wurde im internationalen Vergleich noch kein adäquater Personalschlüssel im National Center of Pathology erreicht“, schreiben die Minister als Antwort auf eine parlamentarische Frage  Symbolbild: Pixabay

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Der Personalmangel im „National Center of Pathology“ hält an. Als Diagnostikzentrum für Biopsien übernimmt die größte Abteilung des „Laboratoire national de la santé“ eine wichtige Rolle im Luxemburger Gesundheitswesen. Eben deswegen sei es laut Gesundheitsministerin Paulette Lenert und Minister für soziale Sicherheit Romain Schneider dazu angehalten, ein Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter weiter ausgebildet werden könnten. Denn: Qualifiziertes Personal zu finden, werde in Zukunft wohl noch schwieriger. Das geht aus ihrer Antwort auf eine parlamentarische Frage des Abgeordneten Sven Clement hervor.

Am „National Center of Pathology“ (NCP), der größten Abteilung des „Laboratoire national de la santé“ (LNS), arbeiten weiterhin zu wenig Menschen. Das geht aus der gemeinsamen Antwort von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) und Minister für soziale Sicherheit Romain Schneider (LSAP) auf eine parlamentarische Frage hervor. Die Frage hatte der Abgeordnete Sven Clement (Piraten) Mitte Februar gestellt. Sie bezog sich auf die Personalbelegung im NCP sowie die damit zusammenhängende durchschnittliche Analysedauer einer Gewebeprobe.

In ihrer Antwort schreiben die Minister, dass zurzeit insgesamt 73 Personen im Fachbereich für  „Pathologische Anatomie“ im NCP arbeiten, davon 66 in Vollzeit. Der „Service“ widmet sich laut LNS der Diagnostik von Krebs und Krebsvorstufen, entzündlichen Läsionen sowie pseudotumorösen Läsionen und Fehlbildungen in verschiedenen Organen eines Patienten.

Das Team zählt laut ministeriellem Schreiben 22 Ärzte, 35 Techniker und 16 Menschen, die im Sekretariat arbeiten. Gerechnet auf die Anzahl und üblichen Arbeitszeiten der Ärzte ergibt sich ein Arbeitsumfang von 19,6 Vollzeitäquivalenten. Letzteres ist eine Hilfsgröße, mit der errechnet werden kann, wie viele Vollzeitstellen sich bei einer Belegschaft mit einer oder mehreren Teilzeitstellen ergeben.

Personalmangel in Zukunft noch verschärft

„Bezogen auf die Komplexität und Fallzahlen eines diagnostischen Zentrums dieser Größe wurde im internationalen Vergleich noch kein adäquater Personalschlüssel im National Center of Pathology erreicht“, steht in dem Papier. „Nach diesen Vorgaben müssten zu den fast 20 Vollzeitäquivalenten an Ärzten, die heute im National Center of Pathology angestellt sind, noch mindestens weitere zehn Pathologen hinzukommen.“ In der „Gynäkologischen Zytologie“ würden zudem weitere 24 Menschen arbeiten – 20 davon besetzen eine Vollzeitstelle. Zwei Ärzte, 18 Techniker und vier Sekretariatsmitarbeiter stemmen die Arbeit in dieser kleineren Abteilung.

Lenert und Schneider betonen, dass das LNS im Bereich der pathologischen Anatomie noch immer dringend neue Ärzte und technische Assistenten bräuchte. Sie zeichnen aber zugleich ein düsteres Bild von der bevorstehenden Zeit: „Obwohl es heute noch Kandidaturen gibt, wird es in Zukunft wegen des allgemeinen Mangels auf dem Arbeitsmarkt in diesen Berufssparten immer schwieriger werden, Personal in diesem Sektor zu finden.“ Um die Situation zu stabilisieren, sei das NCP dazu angehalten, ein Umfeld zu schaffen, in dem die betreffenden Berufssparten intern weiter ausgebildet und trainiert werden können. Somit werde die Attraktivität des LNS als Arbeitgeber auf natürliche Weise gesteigert werden.

Mehr Personal heißt schnellere Untersuchungen

Die Größe der Belegschaft hat derweil Auswirkungen auf die Durchlaufzeit von Patientenakten. Das wird aus der Antwort von Lenert und Schneider ersichtlich. 2019 wurden im LNS ganze 115.641 Biopsien analysiert, 2020 waren es 106.604. Bei einer Biopsie wird bei einem Patienten Gewebe entnommen, um es auf mögliche krankhafte Veränderungen hin zu untersuchen. Oft wird durch eine Biopsie geklärt, ob es sich bei Tumoren um gutartige oder bösartige Wucherungen handelt.

2019 dauerte es im Durchschnitt 11,1 Arbeitstage, bis das Resultat einer Biopsie vorlag. 2020 lag der Durchschnitt bei 7,7 Arbeitstagen. Im Januar 2021 konnte die Durchschnittszeit weiter auf 6,1 Arbeitstage reduziert werden. „Die Verbesserung der mittleren Durchlaufzeit pro Fall im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr erklärt sich durch eine größere Anzahl von Pathologen“, schreiben die Minister. 15,5 Vollzeitäquivalenten seien es 2019 gewesen, 17,5 im Jahr 2020 und 19,6 im Februar 2021. Auch hätten verschiedene Prozessoptimierungen zu einer schnelleren Behandlung der Fälle beigetragen.

Resultat nach 5,5 bis 7,2 Tagen

Bei dem Vergleich ebenfalls zu beachten: Am Anfang der Pandemie hätte es einen bedeutenden Einbruch bei den Diagnostik-Anfragen gegeben. Das hätte zu einer besseren Verfügbarkeit der Pathologen und damit zu einer Reduzierung der Zeitspanne zwischen Eingang der Gewebeprobe und Abschluss der Untersuchung geführt. „Zusammenfassend kann man feststellen, dass seit April 2020 die Durchlaufzeit von Patientenakten in der pathologischen Anatomie konstant zwischen 5,5 und 7,2 Arbeitstagen liegt.“ Jede Anfrage würde bis zum Erhalt des ersten Resultats als Notfall behandelt.

Die Untersuchungen würden somit zwischen 14 verschiedenen Arbeitsgruppen aufgeteilt werden, diese seien nach Organ oder Analysemethode spezialisiert. „Dies garantiert, dass jeder Fall auf die relevanteste Weise priorisiert und behandelt wird“, schreiben die Minister. Die Diagnose von Gewebe, das in einem Luxemburger Krankenhaus entnommen wurde, könne nur im LNS stattfinden – die Gesetzgebung sehe nicht vor, dass man die Proben zur Untersuchung ins Ausland schicke.