ErderwärmungPazifikstaaten feiern wegweisende UN-Klimaentscheidung

Erderwärmung / Pazifikstaaten feiern wegweisende UN-Klimaentscheidung
Die nur einige Meter über dem Meeresspiegel liegenden Pazifikinseln wie Vanuata sind neben der Erderwärmung auch durch zunehmende Wirbelstürme gefährdet. Bild von Anfang März, als der Zyklon „Judy“ über die Insel zog. Foto: Jean-Baptiste Jeangène Vilmer/French Embassy in Vanuatu and Solomon Islands/AFP

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Die Klimakrise ist im Pazifik stärker fühlbar als anderswo. Aktuell leidet Vanuatu unter den Folgen von gleich zwei zerstörerischen Wirbelstürmen. Umso größer war deswegen die Freude über eine internationale Anerkennung von höchster Stelle.

Es ist eine wegweisende Entscheidung: Am Mittwoch hat die UN-Vollversammlung die Klimaresolution des kleinen Pazifikstaates Vanuatu angenommen. Im folgenden soll der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag nun klären, welche Pflichten Staaten im Kampf gegen die Erderwärmung haben. Dabei geht es darum, wie viel Verantwortung Länder, die für einen Großteil der Emissionen und damit für die Erderwärmung verantwortlich sind, gegenüber den Staaten tragen, die ganz besonders unter den Folgen der Erderhitzung leiden. „Als eine der am stärksten gefährdeten Nationen der Welt kämpft Vanuatu für die Zukunft seines Volkes“, sagte Vanuatus Minister für Klimawandel, Ralph Regenvanu.

Für Pazifikstaaten wie Vanuatu hat der durch die Erwärmung steigende Meeresspiegel existenzielle Folgen. Einige Inseln sind schon heute nicht mehr bewohnbar, Überschwemmungen und Wirbelstürme hinterlassen häufig eine Spur der Verwüstung. Auch aktuell dauern die Aufräumarbeiten nach zwei schweren Wirbelstürmen im Land an. „Das Fenster, eine Klimakatastrophe zu vermeiden, schließt sich schnell“, sagte Margaretha Wewerinke-Singh, die das Rechtsteam leitete, das das Land bei seiner Resolution unterstützte.

Idee aus dem Klassenzimmer

In den Pazifikstaaten wurde dieser wichtige Sieg im Kampf gegen den Klimawandel am Donnerstag dann auch gebührend gefeiert. Vor allem die Organisationen, die die Resolution federführend vorangetrieben hatten – die Gruppe Pacific Island Students Fighting Climate Change (PISFCC) und Worlds Youth for Climate Justice (WYCJ) –, äußerten sich voller Freude über das Ergebnis der Abstimmung. „Eine Idee, die wir vor vier Jahren in einem Klassenzimmer in Vanuatu ausgebrütet haben, ist jetzt Wirklichkeit geworden“, schrieben die Jugendlichen auf Twitter. „Wir sind begeistert, dass die Welt auf die pazifische Jugend gehört und sich entschieden hat, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.“

Wir sind begeistert, dass die Welt auf die pazifische Jugend gehört und sich entschieden hat, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen.

Jugendorganisationen auf Twitter

Die Präsidentin von PISFCC, Cynthia Houniuhi, die selbst auf den Salomonen lebt, sagte, dass die Menschen im Pazifik die Klimakrise bereits leben würden. Auf den Salomonen würden sie schon heute „mit verheerenden tropischen Wirbelstürmen, Überschwemmungen, dem Verlust der Artenvielfalt und dem Anstieg des Meeresspiegels“ leben. „Die Intensität und Häufigkeit davon nimmt jedes Mal zu“, sagte sie. „Dabei haben wir am wenigsten zu den globalen Emissionen beigetragen.“ Die Abstimmung sei nun ein erster Schritt in die richtige Richtung und setze ein Zeichen für mehr Klimagerechtigkeit.

Ehrgeizige Klimaziele

Vanuatu selbst nimmt seit Längerem eine Vorbildrolle beim Thema Klimaschutz ein. Im vergangenen Jahr machte der zwischen Australien und Fidschi gelegene Pazifikstaat mit einem der ehrgeizigsten Klimapläne der Welt Schlagzeilen. Der Inselstaat verpflichtete sich, die Stromerzeugung bereits bis 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen abzudecken.

Schon heute ist Vanuatu ein CO2-negatives Land. Dies bedeutet, dass es mehr Emissionen absorbiert als es produziert. Doch mit dem neuen Klimaplan geht der Inselstaat noch weiter und verpflichtet sich, fossile Brennstoffe fast vollständig abzuschaffen. Bei der Stromerzeugung will man bis 2030 zu 100 Prozent auf erneuerbare Quellen setzen. Außerdem soll es eine Einrichtung geben, die im Falle von Schäden und Verlusten in Folge des Klimawandels gefährdete Gemeinden unterstützt.

Anfällig für den Klimawandel

Vanuatu ist international eines der anfälligsten Länder für die Auswirkungen des Klimawandels. Der Großteil der Industrien des pazifischen Inselstaates ist wetterabhängig: Landwirtschaft, Fischerei und Tourismus sind durch den Klimawandel gefährdet. Der Wirbelsturm „Pam“, der Vanuatu 2015 traf, hat das Land über 60 Prozent seines Bruttoinlandproduktes oder fast 450 Millionen US-Dollar gekostet.

Neben der Gefahr intensiverer Stürme bedroht wärmeres Meerwasser die Korallenriffe des Inselstaates. Außerdem ragen viele der über 80 Inseln nur etwa einen Meter aus dem Ozean. Bei einem Anstieg des Meeresspiegels könnten etliche der rund 300.000 Bewohner ihre Heimat verlieren.