FR.A.RT (17)Pascale Seil, 1969, Berdorf 

FR.A.RT (17) / Pascale Seil, 1969, Berdorf 
 Foto: Anouk Flesch

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Mit zwölf Jahren entdeckte Pascale Seil (pascaleseil.com) die Töpferei für sich. Sie ließ sich erst im „Arts et métiers“ in Luxemburg und anschließend in Straßburg ausbilden. Als sie dort an einem Glasofen aus Keramik arbeitete, entdeckte sie die Glasbläserei, welche sie gleich beeindruckte. Sie wollte den Beruf in Italien lernen, wo Frauen aber noch kein Glas blasen durften und Ausländer*innen nicht willkommen waren. Also fand sie eine Schule in Frankreich und machte sich anschließend in Luxemburg selbstständig. Seit 1997 hat sie ihr Atelier in Berdorf, die einzige Glasbläserei Luxemburgs. Es sei schwierig, so Seil, eine klare Linie zwischen Kunst und Handwerk zu ziehen, denn beherrsche man die Technik nicht, werde auch das Resultat nicht gut.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Pascale Seil: Ich bin aktiv, eine Teamplayerin und eine Träumerin.

Welchen Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Während der ersten zehn Jahre war es der finanzielle Aspekt. Ich hatte enorm investiert und noch keinen Namen. Mittlerweile gibt es keinen mehr. Als Selbstständige bin ich sehr frei und verändere meine Situation, wenn sie mir nicht gefällt.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Als junge Frau wurde ich manchmal übersehen. Zudem war es nicht immer einfach, dass die Männer, die mir assistiert haben, älter waren als ich. Jetzt ist das kein Thema mehr, es könnten meine Kinder sein. Ich denke, vor allem für jungen Menschen ist es schwierig, sich zu positionieren.

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Mit dem Italiener Lino Tagliapietra, einem der besten Glasbläser der Welt. Er fing mit zehn Jahren in Venedig an. Mittlerweile ist er über 80 und arbeitet immer noch.

Was fehlt der luxemburgischen Kunstszene ihrer Meinung nach am meisten?

Das größte Problem hier sind die Mieten. Politisch müsste dafür gesorgt werden, dass junge Handwerker*innen und Künstler*innen sich ein Atelier kaufen können. Was ich zu meiner Zeit gemacht habe, wäre mit den jetzigen Preisen unmöglich. Ich wäre froh, wenn jemand mein Atelier hier weiterführen würde, aber ich weiß nicht, ob jemand es sich leisten kann. Zudem fehlt es den Ausbildungen in Luxemburg heute an Diversität. Es reicht nicht, junge Menschen nur noch am Computer zu Designern auszubilden. Es gibt niemanden mehr, der diese Entwürfe realisieren kann. Der Altersdurchschnitt der luxemburgischen
Kunsthandwerker*innen ist extrem hoch.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ganz einfach: Ich bin in Südfrankreich, wo ich eine Zweitwohnung und ein Keramikatelier besitze. Schon jetzt verbringe ich viel Zeit dort. Ich werde manchmal das Glasatelier eines Bekannten in Lyon ausleihen. Wenn ich nicht mehr an das Atelier hier gebunden bin, werde ich freier sein und mich auf größere Arbeiten und Skulpturen konzentrieren können. Außerdem will ich Keramik und Glas kombinieren.

Was würden Sie heute machen, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Die Frage hat sich nie gestellt. Von klein auf töpferte ich und war gewohnt, mit meinen Händen zu arbeiten. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich mache.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Patricia Lippert. Mit ihr zusammen entwerfe ich die Trophäen für den luxemburgischen Filmpreis.

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.